Es ist ein Zeichen unserer Zeit: Wer das Verhalten von Flüchtlingen kritisiert, der ist ein Rassist, ein Rechtsradikaler oder zumindest ein ganz übler AfD-Sympatisant. Wenn aber Flüchtlingshelfer die Ahrensburger Verwaltung und das Jobcenter kritisieren, dann kommt das ins 3. Buch Abendblatt und sogar als Aufmacher. Mehr noch: Die kritisierten Mitarbeiter aus Verwaltung und Jobcenter müssen sich dabei öffentlich verteidigen bzw. rechtfertigen. Dass sich ein Flüchtlingshelfer für sein Tun – zum Beispiel mögliche falsche Anschuldigungen – auch rechtfertigen muss, das habe ich noch nicht erlebt.
Der Grund dieses Beitrages ist ein Bericht im heutigen 3. Buch Abendblatt, überschrieben: „Flüchtlingshelfer werfen Jobcenter Willkür vor“. Ein starkes Wort: „Wilkür“. Und groß im Bilde grinsen zwei offensichtlich gutgelaunte Damen vom Ahrensburger Freundeskreis für Flüchtlinge willkürlich in die Kamera von Melissa Jahn, die diesen groß aufgemachten Bericht im Sommerloch verzapft hat. Allein dieses Bild spricht schon mehr als 1000 Worte.
Im Kleingedruckten lesen wir: „Die Behörde weist den Vorwurf strikt zurück, spricht dagegen von sehr guter Zusammenarbeit.“
Doris Ziethen-Rennholz, Geschäftsführerin Jobcenter Stormarn, erklärt auf Befragen der Zeitung, „die Beschwerden seien ihr unverständlich, da gerade die Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis für Flüchtlinge in Ahrensburg sehr gut sei. Zudem sei die Mehrzahl der vorliegenden Beschwerden veraltet, die Zahlung bereits erfolgt.“
Spätestens nachdem die Reporterin das vernommen, recherchiert (!) und die Wahrheit gefunden hatte, hätte sie den geplanten Beitrag möglicherweise ad acta legen können statt von „Willkür“ zu schreiben. Weiterlesen










