Der Unfug der Statistik zeigt sich bei Vögeln

Sie kennen die Steigerungsform von Lüge? Falls nicht: Lüge – Meineid – Statistik. Und bei der Statistik ist es besonders komisch, wenn Durchschnittswerte ermittelt werden. Dann sind drei Menschen im Alter von 3, 27 und 92 Jahren eine Gruppe, in der das durchschnittliche Alter = 40,67 Jahre beträgt.

Bildschirmfoto 2015-01-20 um 09.28.10Heute bringt die Stormarn-Beilage einen drolligen Bericht zum Thema Statistik, der überschrieben ist: “Stormarner zählen im Schnitt 11,29 Spatzen pro Garten”. Was durchaus Sinn macht, das mit dem “Schnitt”, denn um 0,29 Spatz zu bekommen, bedarf es schon eines Schnittes.

Aber Scherz beiseite, mein Fragezeichen steht hinter der Aktion vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Der hatte Gartenbesitzer aufgerufen, die Vögel zu zählen, die sich innerhalb einer Stunde gleichzeitig im Garten aufhalten. Das würde auch Sinn machen, nämlich dann, wenn diese Stunde exakt vorgegeben wäre. Aber: Laut Bericht der Stormarn-Beilage konnten die Gartenbesitzer sich ihre Stunde offenbar selber aussuchen in der Zeit vom 9. bis 11. Januar.

Ich frage Sie: Welche Vögel halten sich an drei Tagen immer im selben Garten auf…? Richtig ist, dass Vögel hin und her fliegen. Wenn Frau Meier ihre Meise am Freitag gesichtet und gezählt hat, dann war diese Meise vielleicht am Samstag bei Herrn Schulze im Garten, der sie ebenfalls gezählt hat. Und bei Spatzen ist das nicht anders. Was zur Folge hat: Einige Vögel wurden möglicherweise mehrfach gezählt. Trotzdem: Die Bemühungen des NABU sind zu begrüßen! Und vielleicht lagen die ausgewerteten Gärten ja so weit voneinander entfernt, dass einzelne Vögel gar nicht zweimal gezählt werden konnten.

Was mir selber aufgefallen ist: Waren noch vor einigen Jahren ungezählte Vögel in meinem Garten – Meisen, Spatzen, Amseln, Eichelhäher, Elstern, Kleiber, Specht und andere – so sehe ich heute nur noch eine Amsel dann und wann und meistens zur Zeit der Kirschenreife. Und hin und wieder kommt ein Eichhörnchen zu Besuch, von denen es früher eine ganze Familie in meinem Garten gegeben hat.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 20. Januar 2015

3 Gedanken zu „Der Unfug der Statistik zeigt sich bei Vögeln

  1. Observator

    Apropos “Vögeln”: Wenn eine Interviewerin in Sachen Marktforschung einen Mann befragt, wie häufig in der Woche er Geschlechtsverkehr mit der eigenen Frau hat, dann kommt dabei in aller Regel ein höherer Wert raus im Vergleich zur Befragung der Ehefrau des Mannes Woran kann das wohl liegen, Herr Dzubilla?

  2. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    ich weiß, dass auch Sie als Gartenbesitzer gut zu Vögeln sind. Sicherlich haben Sie im Winter Talgknödel hängen. Die Stormarnbeilage berichtete in heutiger Ausgabe unter Kindernachrichten leider nicht, dass Poppcorn den Vögeln nicht guttut.
    Auch ich habe mich gestern über diesen komischen Artikel gewundert. Wahrscheinlich wäre ich bei dieser Zählaktion in einer Stunde auf sechzig Amseln und siebzig umherflatternde Meisen gekommen. Multipliziert mit rund 8.000 Grundstücken in Ahrensburg würde das riesige Schwärme ergeben. Und was ist mit den Vögeln auf Äckern, Wiesen und in den Wäldern? Sind das Karteileichen? Irgendwo hatte ich gelesen, dass der Sperling zu den gefährdeten Arten gehören soll. Und dann gibt es allein auf den Ahrensburger Grundstücken abgerundete ca. 8.800 Spatzen? Wie unterscheidet man Haussperling von Feldsperling? Indem man sie rupft?
    Ich glaube, der letzte Sperling, den ich hier vor vielen Jahren gesehen habe, war ein halber Sperling – auf der Straße.
    Mit ornithologischen Grüßen
    Wolfgang König

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