Bürgerwerkstatt: Werkeln an einem autofreien Ahrensburg

Wieder mal eine Jekami (jeder kann Mitmachen)-Veranstaltung in Ahrensburg, diesmal im Peter-Rantzau-Haus. Von einer “Bürgerwerkstatt” ist dabei die Rede, bei der laut Stormarn-Beilage “ungefähr 60 Ahrensburger” (alle wurden offenbar durch ihren Personalausweis identifiziert) teilgenommen haben. Und ich gehe davon aus, dass unter diesen “ungefähr 60 Ahrensburgern” keine Politiker und andere “Parteiliche” gewesen sind.

Wir wollen unser altes Ahrensburg wiederhaben – ohne Autos!

Bürgerwerkstatt: “Wir wollen unser altes Ahrensburg wiederhaben – ohne Autos!”

Die Leitung dieser “Bürgerwerkstatt” hatte eine Bremer Firma, deren Moderatorin sich deshalb als privilegiert für Ahrensburg vorgestellt hat, weil sie doch den Namen Maja trägt wie die gleichnamige Biene von Waldemar Bonsels. 

Der Witz: Zu solchen Veranstaltungen gehen in aller Regel diejenigen Leute, die ein persönliches Anliegen haben. In diesem Fall zu entnehmen aus dem Fazit laut Stormarn-Beilage: “Für Planerin Claudia Dappen war das überraschendste Ergebnis der Werkstatt, dass gleich mehrere Gruppen für weitgehende Befreiung vom Autoverkehr plädierten.” Und gleichzeitig würde das Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass viele alte Gebäude im Laufe der Jahre abgerissen wurden. 

Ich war bei dieser “Bürgerwerkstatt” nicht anwesend, entnehme der Berichterstattung in der heutigen Stormarn-Beilage aber: Wir müssen die alten Gebäude unbedingt wieder neu errichten oder zumindest Fassaden erstellen (siehe alte Manhagen-Klinik!). Und anstelle der Autos brauchen wir dringend Pferdekutschen, damit wir in der Innenstadt mehr einkaufen können als das mit einem Drahtesel möglich ist.

Aus meinem bissigen Kommentar dürfen Sie entnehmen: Ich liebe solche Plauderrunden, wo sich genau diejenigen einfinden, die alles andere als  repräsentativ sind für die Bürger unserer Stadt. Und daraus entsteht Pippifax für die Schublade. Ergo: Eine reine Alibi-Veranstaltung.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 23. November 2015

18 Gedanken zu „Bürgerwerkstatt: Werkeln an einem autofreien Ahrensburg

  1. Sabine Heinrich

    Es wird also mal wieder diskutiert und geplant, geplant und diskutiert…
    Und es gibt in Ahrensburg immer noch gutgläubige, engagierte Menschen, die glauben, dass ihre Ideen und Vorschläge auch nur eines tieferen Gedankens gewürdigt werden.
    In wenigen Jahren hat dann Ahrensburg ca. 60 Bürger mehr, die feststellen müssen, dass ihre Ideen genauso in einer Schublade im Rathauskeller (oder im Schredder) verschwunden sind wie die ihrer zahllosen Vorgänger.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn sich mein Pessimismus als falsch erweisen würde!

  2. J. P. Kirchhoff

    In einer Werkstatt – ob Tischlerwerkstatt oder die Werkstatt eines Goldschmieds – sollten Fachleute arbeiten. Menschen, die immer und überall ihren Senf dazugeben müssen, sollten nicht in einer Bürgerwerkstatt sitzen, sondern bei Kühne in der Senfproduktion. Oder in der Werkstatt vom Weihnachtsmann. Allein, wenn grüne Wähler in der Bürgerwerkstatt die (unerkannte) Mehrheit hatten, kommen verfälschte Resultate heraus. Genauso, wenn die Altersstufen nicht entsprechend besetzt sind und die Geschlechter ebenfalls und und und. Was also soll dieser Unfug bezwecken???

  3. Ketzer

    Da muss also wieder mal ein auswärtiges, gut bezahltes Planungsbüro aus dem fernen Bremen ran, um mit Bürgern über die Zukunft Ahrensburgs rumzudiskutieren. Das läuft doch schon seit vielen Jahren so. Reden – reden – reden – wann wird endlich mal vernünftig gehandelt?
    Was machen denn die hoch bezahlten qualifizierten Fachleute im Rathaus? Ich denke, da gibt’s doch z.B. jemanden, der für Stadtplanung zuständig ist?
    Wer hat überhaupt dieses Planungsbüro ausgesucht?
    Wer hat darüber entschieden, dass überhaupt ein Planungsbüro notwendig ist?
    Von wem wurde es vorgeschlagen?
    Wurden die Stadtverordneten in die Entscheidung darüber einbezogen?
    Natürlich erfahren wir darüber wohl mal wieder nichts – weder vom Rathaus noch durch die örtliche Presse. Trauerspielort Ahrensburg!

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Da wird ein Planungsbüro aus Bremen geholt, das sicher viel Geld kostet. Zuerst für die Veranstaltung und hernach für die Auswertung der Veranstaltung. Und wenn die Planer schlussfolgern, dass “die meisten Bürger” eine autofreie Innenstadt fordern, dann wird die so geplant. Und die Läden verabschieden sich reihenweise aus Ahrensburg. Oder es wird nicht so gemacht, dann fragt man sich: Warum wurden die Bürger dann eigentlich befragt? Aber egal, für das Grüppchen der Interessierten hätte man nicht mal das Peter-Rantzau-Haus mieten müssen, dazu hätte auch das Besprechungszimmer des Bürgermeisters genügt.

      Was ich als besonders schlimm empfinde: Der gemeine Bürger merkt garnicht, was hier passiert und protestiert nicht dagegen.

      So, und nun die Kehrseite: In Ahrensburg fehlen ganz, ganz dringend Kita-Plätze für berufstätige Eltern. Dafür hat die Stadt aber kein Geld. Warum nicht? Klar, weil sie die Kohle nach Bremen schaufeln muss.

      Ausgangs noch einmal zur Erinnerung: Der Herr Conring (CDU) hat dem Herrn Sarach (SPD) zu seiner Wiederwahl “ganz, ganz herzlich” gratuliert!

      1. Ketzer

        Aber ich bitte Sie, werter Herr Dzubilla – natürlich war es nicht möglich, diesen Workshop ins Rathaus oder die Stadtbücherei zu verlegen – da wären doch dem Peter-Rantzau-Haus Mieteinnahmen entgangen. Und das geht ja nun gar nicht im roten Ahrensburg!

  4. Der Spatz vom Rathausdach

    Ich höre immer “Kitaplätze”. Wieso eigentlich Kitaplätze? Weder der Bürgermeister braucht einen Kita-Platz noch brauchen die Stadtverordneten einen Kitaplatz. Da sind Kinoplätze sehr viel wichtiger. Oder ein Platz im Seniorenheim für den BM.

    Im Rathaus von Ahrensburg gibt es bekanntlich keine Fachleute. Warum sonst die vielen Berater. Und guter Rat ist nachweislich teuer. Schlechter Rat dagegen kostet noch mehr.

    1. fritz lucke

      Vielleicht sollte der Bm erst einmal die Summe für die Instandsetzung des Rathauses nennen, bevor die Bürger große Pläne machen. Der Rest wird dann wohl nur für die Begleichung der Rechnung des Planungsbüros und für die Anschaffung der neuen Parkbänke reichen 😉

  5. Ein Fan

    Ich war bei dieser Veranstaltung. Und ich kann berichten, dass ca die Hälfte der angereisten Fachleute sich sehr engagiert haben und interessante Ideen aus den 5 Gruppenarbeiten aufgegriffen haben. Die andere Hälfte der “Fachleute” (in Summe knapp 10) war hingegen unterirdisch schlecht: Fehlende Vorbereitung, Ortskenntnis, Fähigkeit zur Moderation oder fehlerfreien Zusammenfassung von Argumtenten, …

    Fazit für mich: Wozu leisten wir uns Angestellte im Rathaus, wenn die “Fachkompetenz” dann doch massenweise zugekauft werden muss? –> Meines Erachtens sollte der Prozess von unseren eigenen Angestellten kontrolliert und durchgeführt werden. Dann lohnt sich Mitmachen und Dabeibleiben. Und das werden die allermeisten Besucher dieser Veranstaltung nach der Ergebnispräsentation – zu der übrigens nur noch die Hälfte der Teilnehmer erschien – sicherlich nicht .

    Positiv: Der Kuchen im PRH war lecker. 😉

  6. Christian Schmidt

    Hallo zusammen,

    ich habe da mal eine Frage.

    Wie stellen Sie sich denn die BürgerInnenbeteiligung vor?
    Vielleicht kann mal jemand einen realistischen Vorschlag für ein Verfahren machen.

    Gruß
    Christian Schmidt

    @ Spatz vom Rathausdach: 1 Kita-Platz und bald 1 Platz bei einer “Tagesmutter” und andere PolitikerInnen sind in ähnlichen Situationen.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Lieber Herr Schmidt –

      ganz einfach: Es werden drei Konzepte von der Verwaltung erarbeitet. Ist diese dazu nicht in der Lage, müssen drei Fremdfirmen damit beauftragt werden. Über diese Konzepte befinden die Stadtverordneten bezüglich der Realisierbarkeit, was Leistung, Kosten und Nutzen betrifft. Und dann werden die Bürger beteiligt, indem sie darüber abstimmen, welches Konzept sie umgesetzt haben möchten.

      Aus einer Gruppendiskussion der vorangegangenen Art ergibt sich am Ende die berühmte Eier legende Wollmilchschafsau, wenn Sie wissen, was ich meine.

      Mit freundlicher Empfehlung
      Harald Dzubilla

  7. Christian Schmidt

    Hallo Herr Dzubilla,

    schade, dass ihr Vorschlag bislang der einzige ist. Ich hatte auf mehr Ideen gehofft.

    Zu ihrem Vorschlag: Man könnte das so machen, aber eine eierlegende Wollmilchschafsau hat auch seinen Preis.; mehr Zeit und höhere Kosten.
    Die Kosten für Beratungsfirmen würden sich verdreifachen. Eine BürgerInnenbefragung, wie sie sie vorschlagen ist auch nicht umsonst (und glauben sie die Beteiligung wird höher als bei den vergangenen Wahlen).
    Wahrscheinlich wird der ganze Prozess auch länger dauern.

    Vielleicht finden sich hier ja noch ein oder zwei andere Vorschläge.

    Gruß
    Christian Schmidt

    @Herr Dzubilla, ich vermute, dass sie ihren Vorschlag nicht 100% ernst meinen. 🙂

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Hallo Herr Schmidt – das Interesse der Bürger an Mitbestimmung bei der Stadtgestaltung konnten Sie ja schon aus der besagten Veranstaltung ablesen, wo sich nicht mal 1.000 von ihnen eingefunden haben.

      Doch, mein Vorschlag ist ernst gemeint. Weil andere Vorgehensweisen nur schwer möglich sind. Fragen Sie mal in einer Familie, die aus Vater, Mutter, zwei Kindern in unterschiedlichen Jahrgängen und Großeltern besteht, wie das Auto aussehen soll, das die Familie anschaffen soll! Da gibt es dann einen Opel mit Porschemotor im Ferrari-Design, der mit Benzin, Diesel und Strom zu tanken ist. Eben die Eier legende Wollmilchsau, von der ich sprach.

      Wenn Sie der Familie aber drei passende Fahrzeuge vor die Tür stellen mit der Aufforderung, eines davon zu wählen, dann fällt die Entscheidung mehrheitlich auf ein Modell. Und Sie möchten doch eine mehrheitliche Entscheidung für ein Konzept, oder…?

      Freundliche Grüße
      Harald Dzubilla

      PS: Mein Vorschlag ist vermutlich deshalb der einzige, weil niemand einen besseren hat. 😉

      1. HJLange

        Exklusiv für Sie als Kenner der Szene ein Stichwort-Rätsel:
        Frage: Was besagt diese Kette:
        “Zukunftswerkstatt” – ISEK = Konzept = Plan = WIR müssen das tun – “Alte Klinik” – viele sehr teure Wohnungen – “gut gemacht” SPD ?
        Antwort: Bürgerbeteiligung mutierte zum Lieferservice für die Gesetzwidrigkeit eines BGM.
        Warum also Bürgerbeteiligung ?
        HJL

  8. Anna Konda

    Zum Thema Stadtgestaltung: Die Bürger wurden schon einmal gefragt und haben sich mehrheitlich gegen den Muschelmann auf dem Rondeel entschieden. Und? Hat diese Bürgerbefragung etwas gebracht, Herr Schmidt?

  9. Christian Schmidt

    Hallo zusammen,

    Als Frau Pepper noch Bürgermeisterin war, war ich noch nicht in der Politik aktiv. Aber was man so hört, hatte sie wohl einen “eigensinnigen Stil”… Da gabs wohl öfter Probleme…

    Herr Lange, wenn Sie gerichtsfeste Beweise haben, dann veröffentlichen sie diese doch.

    So, Bürgerbeteiligung:
    Bislang liegt nur der Vorschlag von Hr. Dzubilla auf dem Tisch… gibt es noch jemanden mit einem vernünftigen Vorschlag? Seien sie mir nicht böse Hr. Dzubilla, eine eierlegende Wollmichschau werden wir wahrscheinlich nicht realisieren können.

    Es gibt doch hier genug ForistInnen, die sich immer über die Bürgerbeteiligung beschweren. Da sollte doch noch was an Ideen zusammen kommen.

    Gruß
    Christian Schmidt

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Lieber Herr Schmidt, Sie verstehen mich miss: Die Eier legenden Wollmilchsau würde doch aus dem jetzigen Vorgehen mit den Beratern entstehen. Genau das passiert mit der von mir empfohlenen Vorgehensweise nicht. Liebe Grüße – Harald Dzubilla

    2. HJLange

      Hallo Herr Christian Schmidt,
      Sie schreiben:
      “Herr Lange, wenn Sie gerichtsfeste Beweise haben, dann veröffentlichen sie diese doch.”
      Mein Kommentar:
      Gerichtsfeste, bzw. justiziable Beweise, z.B. in Sachen “Alte Klinik”, können Sie persönlich in einer offiziellen Anlage zu einer offiziellen Beschlussvorlage nachlesen, unterschrieben von dem von mir persönlich beschuldigten Bürgermeister. Und ? Was passiert ?

      Aufsichtsbehörden werden vom BGM bewusst getäuscht. Und auch Strafverfolger lehnen die sachinhaltliche Bearbeitung in ihrer Not schlicht ab. Zuletzt der Herr Innenminister des Landes Schleswig-Holstein. Und ? Wie war das noch mit dem Sack Reis in Peking ?

      Stadtverordnete haben ein Kontrollrecht. Und ? Schon mal angewendet ?
      Die Stadtverordneten sind von mir direkt oder indirekt durch diesen Blog informiert.
      Und ? Was passiert ?

      Ich habe als nicht direkt Betroffener kein Klagerecht.
      Es gibt zwar einen Staatsanwalt, aber (in Deutschland) keinen “Bürgeranwalt”.

      Herr Schmidt, tatsächlich arbeite ich an einer klassischen Veröffentlichung.
      Arbeitstitel: “Peppergate” oder “Gut gemacht” oder “Rechtsstaat ohne Selbstkontrolle”.

      HJL

  10. Christian Schmidt

    Hallo Herr Lange,

    Ja, die Stadtverordneten haben ihr Kontrollrecht des öfteren angewendet.
    Ich habe mir die Vorlage zur Klinik damals (nach einem Beitrag von Ihnen hier) genau angesehen. Wir haben das in der Fraktion besprochen.
    Ich bin gespannt auf ihre Veröffentlichung.

    Gruß
    Christian Schmidt

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