Warum mein Großvater mitunter die Motten gekriegt hat und sein Enkel sie heute immer noch kriegt

„Du kriegst die Motten!“ So sprach mein Großvater, wenn er seine Verwunderung oder seinen Ärger zum Ausdruck bringen wollte oder eine unliebsame Überraschung erlebt hatte. Mein Großvater war auch Leser vom Hamburger Abendblatt, und zwar zu jener Zeit, als mein Bruder und ich uns immer gestritten hatten, wer zuerst auf der Kinderseite die Abenteuer von Cisco lesen durfte und die Geschichten von Petzi, Pelle & Pingo und Tim & Struppi.

Großmutter, Großvater mit Enkel in der Mitte

Ich erzähle das mit nostalgischen Gedanken, weil mein Großvater seine geliebte Zeitung heute nicht mehr wiedererkennen würde. Klar, das Blatt ist mit der Zeit gegangen. Aber es wird auch mit der Zeit gehen, wenn die Redaktion so weiter macht, womit ich ausschließlich das Stormarn-Ressort meine. Da kriege ich als Leser fast täglich die Motten.

Ich reklamiere es nicht zum ersten Mal: Die Stormarn-Redaktion bringt online aktuell Berichte aus dem Blaulicht, sprich: Verkehrsunfälle, Einbrüche und Raubüberfälle. Und: Diese Meldungen kann jeder Bürger auch ganz aktuell und gratis lesen, nämlich online auf dem Presse-Portal der Polizei.

Und was macht Redakteurin Janina Dietrich? Recherchiert und ergänzt sie die Meldungen der polizeilichen Pressestelle? Mitnichten. Sondern sie formuliert die Berichte ein wenig um, stellt dazu als Dekoration ein Symbolbild aus dem Archiv  und lässt das Ganze unter ihrem eigenen Kürzel veröffentlichen als persönliche journalistische Leistung. Eine Leistung, für die der Verlag keine gestandene Redakteurin bezahlen müsste, denn das kann jede/r Schülerpraktikant/in erledigen. Wobei sich die Frage stellt: Warum überhaupt wird der Text der Polizei umformuliert?!

Das alles wäre nicht so schlimm,  wenn der Originaltext durch das Umschreiben durch Frau Dietrich nicht urheberrechtlich geschützt und zahlungspflichtig wäre, was meint: Will der Bürger die Polizeimeldung lesen, die von der Stormarn-Redaktion ein wenig anders formuliert wurde, dann muss er dafür in die Tasche greifen und Geld herausholen für ein Abendblatt-Abo.

Gibt es jemand unter Ihnen, meine lieben Mitbürger, der davon nicht die Motten kriegt…?

Postskriptum: Und der Tag ist noch nicht zu Ende, da kommt online der Newsletter von Redaktionsleiter Blombach aus Bergedorf nach Stormarn und bringt die betreffende Blaulicht-Meldung als: “Das Wichtigste aus dem Kreis Stormarn von der Abendblatt-Redaktion”. Was für eine Chuzpe!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 26. März 2021

2 Gedanken zu „Warum mein Großvater mitunter die Motten gekriegt hat und sein Enkel sie heute immer noch kriegt

  1. Fritz Lucke

    den Ausspruch “Du kriegst die Motten” empfinde ich als nicht gerade sehr passend, es war damals ein Redewendung für einer Lungenentzündung.

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