Sarotti diskriminiert Menschen mit schwarzer Hautfarbe: Der Mohr ist plötzlich weiß!

Die Rassismus-Debatte zieht Kreise und treibt Blüten. Nachdem sich in sozialen Netzwerken eine Diskussion um „Zigeunersoße“ entwickelt hat, geht Hersteller Knorr in die Knie und gibt bekannt: “Da der Begriff ‚Zigeunersauce‘ negativ interpretiert werden kann, haben wir entschieden, unserer Knorr Sauce einen neuen Namen zu geben. In ein paar Wochen finden Sie diese als ‚Paprikasauce Ungarische Art‘ im Regal.“

Und dann ist da noch etwas: Die Firma World of Sweets, die mit allen Arten von Süßigkeiten handelt, hat auf ihrer Homepage einen Text über den Sarotti-Mohr veröffentlicht – wenn Sie den bitte mal lesen wollen!

Und dann schauen Sie sich den nebenstehenden “Sarotti-Mohr” an! Der ist plötzlich nicht mehr schwarz, sonder er ist hellhäutig geworden. Ein Bleichgesicht, wie die Indianer bei Karl May gesagt haben.

Was bedeutet das? In meinen Augen werden damit Menschen mit schwarzer Hautfarbe diskriminiert. Genauso wie mit der Umbenennung des Berliner U-Bahnhofs “Mohrenstraße”; ein Name, mit dem Menschen mit schwarzer Hautfarbe geehrt worden sind.

Ausgangs noch etwas zum Nachdenken: Die braunen Machthaber in Nazi-Deutschland sind nicht nur über Zigeuner hergefallen und haben diesen Namen mit Verachtung belegt, sondern auch jüdische Mitbürger mussten entsetzlich leiden. Der Name “Jude” wurde zum Schimpfwort. Wann tauchen wohl die ersten Kommentare im Netz auf, dass wir nicht mehr Juden sagen sollen, sondern nur noch von Israelis sprechen dürfen?

Zum Glück sind die Juden stolz und selbstbewusst genug, um so eine Debatte gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch die Debatte um den Begriff Zigeuner stammt nicht von den Angehörigen dieser Rasse selber, sondern von Leuten, die diesen klangvollen Namen, der so unendlich viel Romantik verkörpert, zerstören wollen. Also weg mit der Zigeunersoße – aus Prinzip.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 18. August 2020

8 Gedanken zu „Sarotti diskriminiert Menschen mit schwarzer Hautfarbe: Der Mohr ist plötzlich weiß!

  1. Christof Herbers

    “Auch die Debatte um den Begriff Zigeuner stammt nicht von den Angehörigen dieser Rasse selber, sondern von Leuten, die diesen klangvollen Namen, der so unendlich viel Romantik verkörpert, zerstören wollen.”

    Da irren Sie. Der Begriff “Zigeuner” wird von den Mitgliedern und Vertretern der Sinti und Roma als stigmatisierend empfunden und abgelehnt. Er ist eben keine “unendlich romantische Bezeichnung” für diese Minderheit, sondern ein seit Langem negativ besetzter Begriff, den z.B. die Nazis im Zusammenhang mit der systematischen Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma benutzt haben und der auch heute noch von Personen benutzt wird, die ihre Vorurteile über diese Minderheit pflegen und verbreiten.

    Von den Sinti und Roma wird und wurde dieser Begriff nicht benutzt, es ist – ebenso wie der Begriff “Mohr” – eine Fremdbezeichnung für die Mitglieder einer Gruppe, der von diesen aus guten Gründen als beleidigend empfunden und abgelehnt wird. M.E. sollte man darauf Rücksicht nehmen, auch wenn man selber mit der Verwendung keine beleidigenden Absichten verfolgt.

    Ich finde, als langjähriger Journalist sollten sie um die negative Besetzung dieser Begriffe und das sie von den Menschen, die sie bezeichnen abgelehnt wird, wissen. Ich empfehle, dazu die Erläuterungen des Zentralrates der Sinti und Roma zu dem Begriff “Zigeuner” nachzulesen, zu finden im Internet unter https://zentralrat.sintiundroma.de/sinti-und-roma-zigeuner/ finden können.

      1. Christof Herbers

        Ja, natürlich gibt es dazu verschiedene Meinungen, aber nur eine bei der offiziellen Vertretung dieser Gruppe in Deutschland, die so auch von den meisten ihrer Mitgliedern vertreten wird, ausserdem auch von den internationalen und anderen nationalen Vertretungen der Sinti und Roma. Den Hintergrund der Bezeichnung „Zigeuner“ können Sie ja mal bei Wikipedia nachlesen, da wird sehr deutlich, dass er einen rassistischen und diskriminierenden Ursprung hat.

        Ihren Vergleich mit der Bezeichnung „Jude“ finde ich ziemlich unpassend, denn das ist – anders als die Bezeichnung „Zigeuner“ – eben eindeutig keine Fremdbezeichnung und sie wird deshalb von ihren Vertretern auch nicht abgelehnt oder als diskriminierend empfunden.

        1. Harald Dzubilla Artikelautor

          Ich zitiere die deutsch-rumänische Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller: “Ich bin mit dem Wort ‘Roma’ nach Rumänien gefahren, habe es in den Gesprächen anfangs benutzt und bin damit überall auf Unverständnis gestoßen. ‘Das Wort ist scheinheilig’, hat man mir gesagt, ‘wir sind Zigeuner, und das Wort ist gut, wenn man uns gut behandelt.’”

    1. Christof Herbers

      Hallo Herr Krüger, das denke ich eher nicht, dazu sind die Erläuterungen des Zentralrates der Sinti und Roma doch zu eindeutig, lesen Sie die doch mal nach (siehe unten). Und das ist nun mal die offizielle Vertretung der großen Mehrheit dieser Gruppe. Andere Meinungen Einzelner schließt das natürlich nicht aus, aber die Posts auf Facebook halte ich da nicht für maßgeblich.

      Dass die Bezeichnung „Zigeuner“ trotzdem immer noch häufig verwendet und teilweise – wie in dem von mir kritisiertem Beitrag – verteidigt wird, ohne sich mit der Auffassung der meisten Sinti und Roma dazu auseinanderzusetzen, Ist ja gerade der Gegenstand meiner Kritik.

      Hier die Stellungname des Sinti und Roma – Zentralrates dazu.

      „Zigeuner ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend abgelehnt wird – so haben sich die Sinti und Roma nämlich niemals selbst genannt. Die Durchsetzung der Eigenbezeichnung Sinti und Roma im öffentlichen Diskurs war von Anfang an ein zentrales Anliegen der Bürgerrechtsbewegung, die sich vor allem seit Ende der Siebzigerjahre in der Bundesrepublik formierte. Dadurch sollte zugleich ein Bewusstsein für jene Vorurteilsstrukturen und Ausgrenzungsmechanismen geschaffen werden, die im Stereotyp vom „Zigeuner“ ihre Wurzeln haben.

      „Sinti“ bezeichnet die in Mitteleuropa seit dem ausgehenden Mittelalter beheimateten Angehörigen der Minderheit, „Roma“ jene ost- bzw. süd-osteuropäischer Herkunft. Die nationalen Sinti- und Roma-Gemeinschaften sind durch die Geschichte und Kultur ihrer jeweiligen Heimatländer stark geprägt. Dies hat sich auch in der Sprache der Sinti und Roma, dem Romanes, niedergeschlagen: Durch die Aufnahme von Lehnwörtern aus der jeweiligen Landessprache haben sich in den verschiedenen Staaten Europas über die Jahrhunderte unterschiedliche Romanes-Sprachen herausgebildet.

      Außerhalb des deutschen Sprachkreises wird „Roma“ – oder einfach „Rom“ (das bedeutet „Mensch“) – auch als Sammelname für die gesamte Minderheit verwendet. In Deutschland bilden Sinti seit jeher die größte Gruppe, daher wird hier die Bezeichnung „Sinti und Roma“ bevorzugt. Allerdings gibt es auch deutsche Roma, die – vergleichbar den so genannten Ostjuden – bereits im Kaiserreich und in der Weimarer Republik in das damalige Deutsche Reich eingewandert sind (im Unterschied zu den Roma, die in jüngerer Zeit als Bürgerkriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen sind). Während die Zahl der in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich lebenden Sinti und Roma auf lediglich 25.000 bis 30.000 Menschen geschätzt wird, bilden Roma in den osteuropäischen Staaten, insbesondere in Rumänien und Bulgarien, zahlenmäßig z. T. viel größere Minderheiten.

      Die Begriffe Sinti und Roma sind nicht, wie häufig unterstellt, „politisch korrekte“ Erfindungen der Bürgerrechtsbewegung, sondern tauchen in Quellen bereits seit dem 18. Jahrhundert auf. Seit vielen Jahren werden die Eigenbezeichnungen „Roma“ bzw. für den deutschen Sprachraum „Sinti“ auch in den internationalen Organisationen (OSZE, Europarat, Europäische Union, UNO) offiziell geführt. So gibt es bei der OSZE seit Beginn der Neunziger Jahre den „Contact Point for Roma and Sinti Issues“.

      Die Bezeichnung „Zigeuner“ hingegen ist untrennbar verbunden mit rassistischen Zuschreibungen, die sich, über Jahrhunderte reproduziert, zu einem geschlossenen und aggressiven Feindbild verdichtet haben, das tief im kollektiven Bewusstsein verwurzelt ist. Ab dem 16. Jahrhundert setzte sich in Deutschland die (irrige) Auffassung durch, „Zigeuner“ sei abgeleitet von „Ziehgauner“. Auch in einem der ersten Lexikonartikel zum Stichwort „Zigeuner“, 1848 im Brockhaus erschienen, wird dieser Zusammenhang explizit hergestellt. Dort findet man die ganze Palette negativer Stereotypen über unsere Minderheit aufgelistet, bis hin zu der Behauptung, „Zigeuner“ würden Kinder stehlen. Noch in der 2. Auflage des Dudens sinn- und sachverwandter Wörter aus dem Jahr 1986 wird unter dem Stichwort „Zigeuner“ auf die Begriffe „Abschaum“ und „Vagabund“ verwiesen.

      Wer dafür plädiert, den Ausdruck „Zigeuner“ als Sammelbezeichnung „wertneutral“ zu verwenden, blendet nicht nur diesen historischen Kontext aus. Er ignoriert auch völlig den heutigen Gebrauch in der Umgangssprache, in der „Zigeuner“ immer noch als Schimpfwort benutzt wird: In den einschlägigen rechtsextremistischen Internetforen gehört dieser Begriff, samt den dazu gehörigen verleumderischen Inhalten, ebenso zum gängigen Vokabular wie in Fußballstadien, wo Fans gegnerische Mannschaften mit „Zigeuner“ oder „Zigeunerpack“ beschimpfen.

      Das von bösartigen Vorurteilen einerseits und romantischen Klischees anderseits bestimmte Bild vom „Zigeuner“, das in unzähligen Romanen, Filmen und Operetten vervielfältigt wurde (und immer noch wird), hat sich längst verselbständigt. Als schillernde Projektionsfläche sagt es viel über die Fantasien, Ängste und Wünsche derer aus, die es benutzen. Mit der Lebensrealität der Sinti und Roma hat es schlicht nichts gemein.

      Die Eigenbezeichnung Sinti und Roma ist wesentlicher Teil unserer Identität als Minderheit. In unserer pluralistischen Gesellschaft sollte dieses ureigenste Recht auf Selbstbestimmung respektiert werden.

  2. Horst Hausmann

    Also…bei dem Sarotti-Mohr in hellhäutig handelt es sich zweifelsfrei um eine Pigment-Störung (Albino). Kommt auch im Tierreich öfters mal vor. Ist nicht behandelbar. Lt. Sarotti HP ist der Mohr nun zu einem Magier mutiert. Sachen gibt´s ……..

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