Über die Auflage der Stormarn-Ausgabe Abendblatt und eine Bikerin, die in Reinbek gegen einen Müllwagen fuhr

Von April bis Juni 2020, also im 2. Quartal des Jahres, hatten viele Menschen mehr Zeit. Weil sie wegen Corona zuhause bleiben mussten. Und dieser Zeit hatten sie Zeit, eine Zeitung zu lesen. Weshalb das Hamburger Abendblatt im Mai auch eine große Werbeaktion für die Stormarn-Ausgabe gemacht hat, indem man in die Hausbriefkästen der Bürger eine Leseprobe gesteckt hat. Und da habe ich gedacht: Nach so einer massiven Werbung müsste sich die Verkaufskurve der Zeitung im 2. Quartal 2020 nach oben bewegt haben. Hat sie aber nicht.

Auflagenentwicklung Hamburger Abendblatt (Stormarn) Quelle: IVW

Blickt man auf die Auflagenmeldung der IVW, dann erkennt man: Vom 2. Quartal 2019 zum 2. Quartal 2020 hat sich der Verkauf um 709 Exemplare verändert, allerdings nach unten. 709 x Abendblatt täglich weniger. Und sogar vom 1. Quartal 2020 zum 2. Quartal 2020 ist der Verkauf trotz der Werbereaktion um tägliche 99 Exemplare zurückgegangen. Und das ist traurig.

Traurig deshalb, weil der Niedergang der Tageszeitungen nicht nur allein im Trend der Zeit liegt, sondern weil auch die Redaktion der Stormarn-Ausgabe sehr viel dazu beiträgt durch ihre belanglose Berichterstattung.

Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht, wie viele Leser in Stormarn das Hamburger Abendblatt hat, die ausschließlich online lesen. Eine Veröffentlichung darüber habe ich nicht gefunden; hoch kann die Zahl der Online-Abonnenten aber nicht sein, denn sonst hätte die Redaktion darüber vermutlich schon mal voller Stolz in der gedruckten Ausgabe berichtet.

Frei aus HA: Links online gestern, rechts gedruckt heute

Hinzu kommt, dass der Online-Leser ständig vergackeiert wird. Gestern zum Beispiel bekam er für seine Abogebühr die tolle Meldung aus Reinbek in Wort und Bild: „E-Bike-Fahrerin prallt gegen Müllfahrzeug“. Dazu sah man einen Müllwerker, der eine blaue Tonne hinter sich herzieht mit dem Hinweis, dass es sich hier nicht um einen Müllwerker aus Reinbek handelt, sondern lediglich um ein „Symbolbild“ für den beschriebenen Verkehrsunfall. Und das Beste aus dem aktuellen Online-Beitrag lesen wir im Kleingedruckten: Dabei hatte die Radfahrerin Glück im Unglück und zog sich nur leichte Verletzungen zu.“ Und in China, so ahnt der Leser, ist zur selben Zeit eine Reisschaufel umgefallen.

Ja, und heute kann die E-Bikerin nun in der gedruckten Ausgabe vom Hamburger Abendblatt noch einmal nachlesen, was ihr gestern in Reinbek passiert ist. Allerdings ohne Symbolbild.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 22. Juli 2020

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