Satire am Sonntag: Das Fotomodell hat die Haare schön!

Bei der Betrachtung von Werbung ist in aller Regel der erste Blick entscheidend. Und als ich ein Inserat der Sparkasse Holstein erblickt hatte, da dachte ich zuerst an Conchita Wurst mit Brille, obwohl die Künstlerin ja eigentlich einen Bart trägt im Gegensatz zu dem Protagonisten in der Anzeige von der hiesigen Sparkasse Holstein. Und dieses Fotomodell schaut aus, als würde es dort Reklame machen für Haarkosmetik – oder?

Okay, okay, ich gebe ja zu, dass ich auf diesen Herrn ziemlich neidisch bin. Und zwar auf seine Anlagen, die vermutlich erblich bedingt sind. Denn sein Kopfhaar liegt voll an, wie ich das von meinem eigenen leider nicht mehr sagen kann.

Ein Mann mit dieser Frisur spricht in der Werbung natürlich speziell die Frauen an. Die denken sofort: „Der Typ hat die gleichen Probleme wie ich!“ Und diese Probleme kennen wir ja alle: Fettiges Haar, Spliss und eine Frisur, die nicht sitzt. Und deshalb vertrauen Frauen einem Darsteller, der seine Haare schön hat und kaufen ihm alles ab.

Wie austauschbar so ein Fotomodell in der Werbung sein kann, demonstriere ich Ihnen, indem ich den Wortlaut in der Anzeige ein wenig verändert habe – siehe Abbildung rechts! Und Sie werden erkennen: Die neue Botschaft passt durchaus zum selben Darsteller, der der als Fotomodell quasi universell und somit auch unisexuell einsetzbar ist.

Der Gegenbeweis: Im MARKT, wo ich die Anzeige der Sparkasse Holstein gefunden habe, ist noch eine zweite Anzeige, wo dasselbe Fotomodell seinen Kopf hinhält. Und neben ihm ein Kollege. Auch der trägt eine Brille, lacht ebenfalls über beide Backen Wangen und trägt sein Haupthaar genauso offen. Aaaber: Würde die Werbung für Haarkosmetik auch mit dem rechten Modell möglich sein…? Ich denke nein.

Natürlich ist mein heutiger Blog-Eintrag völlig an den Haaren herbeigezogen. So, wie übrigens an diesem Wochenende die Aufmacher-Story im 3. Buch Abendblatt: Dort wird ein Mann vorgestellt, der wirklich nichts anderes geleistet hat, als sich zum Müllmann zu verkleiden und fotografieren zu lassen. Nicht für eine Karnevalveranstaltung, sondern für Werbezwecke.

Weil es bei der Abfallwirtschaft Südholstein scheinbar keine Männer gibt, die man öffentlich vorzeigen mag, hat man für die eigene Werbung einen Vorzeige-Müllwerker aus der Modellkartei eines Fotografen herausgesucht, der im wahren Beruf natürlich gar kein Müllwerker ist. Damit will man beim Konsumenten glaubwürdig erscheinen. Und nachdem das von der Redaktion im 3. Buch Abendblatt verraten wurde, wirkt die Werbung der Abfallwirtschaft Südstormarn beim Volke natürlich ziemlich unglaubwürdig.

aus: Hamburger Abendblatt

Frage: Ob das bei den beiden Fotomodellen in der Werbung von der Sparkasse Holstein wohl ähnlich ist, will meinen, dass sie auch aus der Fotomodellkartei eines Werbefotografen stammen…? Vielleicht berichtet die Redaktion vom 3. Buch Abendblatt mal darüber genauso, wie man über den Müllwerker berichtet hat, der nur seine eigenen Mülltonnen an den Rand der Straße stellt.

 

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 28. Januar 2018

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