Die Kunst der Suggestion: Was angeblich schon ist, soll erst noch werden

Es ist schon erstaunlich, nämlich das, was der Leser heute im 3. Buch Abendblatt liest, und zwar: „Wie Gegenwartskunst Stormarn erobert“. Erstaunlich deshalb, weil in dem ganzen großen Artikel kein Sterbenswörtchen darüber steht, wie und wo Gegenwartskunst Stormarn erobert hat.

aus; Hamburger Abendblatt

Wenn Gegenwartskunst wirklich Stormarn erobert, dann verstehe ich darunter: Die Menschen im Kreis wollen unbedingt und speziell Gegenwartskunst sehen und kaufen sie wie verrückt, um sie an die Wände ihrer Wohnstuben zu hängen und sich daran zu ergötzen. Das wäre eine Eroberung. Aber davon ist nirgendwo die Rede in dem Beitrag.

Stattdessen lesen wir: “’Wir wollen gegenwärtige Künstler und ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen’, sagt Schlüter. Damit die Kunst es zu den Menschen schafft, sorgen Schlüter und ihre Mitarbeiterin Julia Kölle für Künstlergespräche, Diskussionsrunden und informiertes Personal vor Ort. Zudem werden Führungen angeboten. Sie sollen helfen, dem Besucher den Zugang zu erleichtern.“

Die Kunst soll es also schaffen, zu den Menschen zu kommen, die offenbar noch keinen Zugang dazu haben. Das klingt wahrlich nicht nach Eroberung, das klingt eher nach langfristiger Bemühung. Und der ganze Beitrag mutet an wie eine Rechtfertigung für den Job von Katharina Schlüter bei der Sparkassen-Kulturstiftung. Darum steht auch nicht Gegenwartskunst im Bilde, sondern dort steht Katharina Schlüter im Vordergrund, denn auf die kommt es schließlich an in dem Bericht.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 2. November 2017

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