Erinnerungen an den Schriftsteller Hans Reimann (1889–1969) im “Waldreiter”, auf Szene Ahrensburg und in der Gießener Allgemeine Zeitung

Im “Waldreiter”, dem Gemeindeblatt von Großhansdorf/Schmalenbeck, ist in der aktuellen Februar-Ausgabe ein Beitrag erschienen über den Schriftsteller Hans Reimann, der in Schmalenbeck gelebt hat und auf dem dortigen Friedhof begraben liegt. Da ich den Nachlass des Schriftstellers verwalte (was anzumerken die Autorin im “Waldreiter” vergessen hat), habe ich eine Website über Hans Reimann im Internet veröffentlicht. Und mir wurde heute aus Großhansdorf berichtet, dass diese Seite plötzlich nicht mehr zu öffnen ist. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber der Provider hat inzwischen dafür gesorgt, dass man www.hans-reimann.de wieder lesen kann.

Bei dieser Gelegenheit ergänze ich den Beitrag im “Waldreiter” durch einen Beitrag des Autors Volker Kühn über Hans Reimann und dessem Wirken zur Zeit des Dritten Reiches:

Hans Reimanns besondere Begabung lag auf dem Gebiet der scharfzüngigen Literatur-Parodie. Tucholsky schätzte ihn, lobte seine Bücher und hatte ihn zur Mitarbeit an der „Weltbühne“ eingeladen. Dort veröffentlichte Reimann 1924 eine ironische „Trutzhymne“, die er allen Rechtskonservativen und den aufkommenden Nazis ins Stammbuch schrieb:

“Wer hat das Hakenkreuz erfunden? Die Juden!

Wer illustriert damit Rotunden? Die Juden!


Wer hat den Dolchstoß inspiriert? Die Juden!


Wer hat den Index ruiniert? Die Juden!”

Und so weiter, und so weiter. Um zu enden:

“Wer hat Amerika entdeckt? Die Juden!

Wer spricht den säxschen Dialekt? Die Juden!


Drum jagt sie fort aus unserm Reiche!


Ein donnernd Heil der deutschen Eiche!”

Und zwei Wochen später war in der „Weltbühne“ wieder eine bissige Reimann-Satire zu lesen, diesmal über das Hitler-Bärtchen. Titel: “Schmeichelhafte Legende”:

“Eines Morgens löste Hitlers Bart sich von der Lippe,

Wie ein mohrenschwarzer Schmetterling hob er die Flügel,


Schwebte adlergleich dahin zum Teutoburger Walde,


Armins des Cheruskers Denkmal mit Respekt zu grüßen,


Und sodann, von Völkischkeit erfüllt, zu Wotan eilend,


In den patentierten Allgermanenhimmel.


Richard Wagner saß zur Rechten, Felix Dahn zur Linken.


Um die Wette tranken Meth die drei Kumpane,


Und der mohrenschwarze Schmetterling trank heimlich mit,


Trank und trank, und trunken kehrte er zurück zur Erde,


Kehrte heim auf Adolf Hitlers ahnungslose Lippe,


Und wie teutscher Honig fleußt’s seitdem von seinem Munde.”

Tucholsky war entzückt. Er las und besprach alle Reimann-Bücher, deren er habhaft werden konnte. „So haben wir lange nicht gelacht“ kommentierte er Reimanns Parodie auf den „Alraune“-Autor Hanns Heinz Ewers, die 1921 unter dem Titel „Ewers – ein garantiert verwahrloster Schundroman in Lumpen, Fetzchen, Mätzchen und Unterhosen von Hanns Heinz Vampir“ erschienen war.

1931 machte Reimann, der Vielschreiber, wieder von sich reden. Sein Verleger Steegemann kündigte in großen Presse-Anzeigen sein neues Programm an. Hans Reimann, war da zu lesen, arbeite an einer Parodie auf Hitlers „Mein Kampf“, die demnächst unter dem Titel ‚Mein Krampf’ auf dem Buchmarkt erscheinen werde.

Die Nazis jaulen auf. Auch Hanns Johst, damals bereits Präsident des nationalsozialistischen ‚Kampfbund für deutsche Kultur’, den Reimann aus Leipzig kannte. Johst, der damals gerade sein ‚Schlageter’-Drama abgeschlossen hatte, in dem sich so brachiale Merksätze finden wie ‚Wenn ich das Wort Kultur höre, entsichere ich meinen Revolver’, fragt Reimann während eines ausgedehnten Spaziergangs am Starnberger See, ob er eigentlich lebensmüde sei. Darauf hin will Reimann aus seinem Vertrag aussteigen, aber der Verleger besteht darauf und verklagt ihn. Der Rechtsstreit endete später mit einem Sieg Steegemanns, Reimann wurde wegen Vertragsbruchs zu einer vierstelligen Geldstrafe verurteilt.

Und was “Die Feuerzangenbowle” betrifft, so ist dazu auch ein Bericht in der in der Gießener Allgemeine Zeitung erschienen:

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 29. Januar 2024

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