Was versteht man unter “Gefälligkeitsjournalismus”?

Im 3. Buch Abendblatt, der Stormarn-Beilage, findet der Leser heute einen Beitrag, der überschrieben ist: “An der Alten Reitbahn ist jetzt Ahrensburgs größte Baugrube”. Wen interessiert das? Es interessiert möglicherweise einige Bürger, die früher ihr Auto auf der Alten Reitbahn geparkt haben. Denn ein paar davon bekommen nun den nächsten Schock, weil die Stadt Ahrensburg angekündigt hat, 40 weitere Stellplätze in der Innenstadt für rund zwei Jahre aufzulösen ohne den Bürgern dafür rechtzeitig Ersatzplätze anzubieten.

So eine Meldung würde man im Rathaus aber nicht gern lesen. Und deshalb umschreibt der Reporter die 40 wegfallenden Stellplätze mit den gefälligen Worten, dass in der Klaus-Groth-Straße ab Stormarnstraße bis Manfred-Samusch-Straße montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr ein beidseitiges Halteverbot gilt – siehe Abbildung! Das klingt doch nicht so böse wie die Tatsache, dass dort 40 kostenlose Parkplätze wegfallen. Und das ist Gefälligkeitsjournalismus wie er im Buche steht, nämlich im 3. Buch Abendblatt.

Das dortige Halteverbot wird nicht nur die Paketzusteller und andere Zulieferer und Handwerker erfreuen, sondern auch die Bürger, die dort bislang kostenlos geparkt haben, werden begeistert sein. Das aber ist kein Thema für die Redaktion vom 3. Buch Abendblatt, der Stormarn-Beilage. Wäre ich dort Reporter, ich würde morgen früh in der Klaus-Groth-Straße stehen und die dort parkenden Autofahrer befragen, was sie vom Halteverbot halten und wo sie ihre Autos in Zukunft abstellen werden.

Leser von Szene Ahrensburg wissen natürlich, dass mich die dort auf der Fahrbahn parkenden Autos schon immer aufgeregt haben. Aber meine Kritik hat sich gegen die Stadtverwaltung gerichtet, wo man nicht dafür gesorgt hat, dass diese 40 Parkplätze an anderer Stelle entstehen. Auch der dortige Parkplatz Grauer Esel wurde von der Verwaltung abgebaut, ohne dass dafür an anderer Stelle ein Ersatzparkplatz geschaffen wurde. Stadtplanung nach Gutsherrenart.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 31. Januar 2023

Ein Gedanke zu „Was versteht man unter “Gefälligkeitsjournalismus”?

  1. Freya Media

    so ist es, Gefälligkeitsjournalismus – die Medienverlage und öffentlich rechtliche Sender berichten das, was die Regierenden möchten, das es die Bürgerinnen und Bürger wissen – oder auch nicht.
    Und natürlich bezieht sich das nicht nur auf die Berichterstattung über Ahrensburg.

    Man nennt so etwas auch Propaganda.

    Glücklicherweise gibt es (inzwischen) immer mehr freie Medien, die ausschließlich von den Spenden ihrer Leserinnen / Hörererinnen leben und nicht von Zwangsgebühren. Ich bin schon lange umgestiegen und fühle mich informiert statt belehrt.

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