Aufklärung über Werbung: Wie unsere Kinder und andere Konsumenten von Unternehmen vergackeiert werden

Immer wieder sehe ich Werbung, bei der ich auf den zweiten Blick erkenne, dass es sich dabei um Augenwischerei handelt. Oder sogar um verbotene Werbung. Verboten ist nach meiner Kenntnis, was die Sparkasse Holstein macht: Das Geldinstitut richtet seine Werbung direkt an Kinder und ködert: “Sei dabei, spare mit und tue Gutes: Für jedes Kind, das in der Weltsparwoche Geld einzahlt, spenden wir 1 Euro an das landesweite Projekt Blühstreifen.”

Na toll. Geldgeschäfte auf Kosten von Kindern unter dem Deckmäntelchen von Wohltat. Und ich frage Thomas Piehl, den Vorsitzenden des Vorstandes der Sparkasse Holstein, die eine “Anstalt des öffentlichen Rechts” ist: Angenommen, kein einziges Kind zahlt Geld ein – wieviel zahlt die Sparkasse Holstein dann an das Projekt Blühstreifen, das sie in ihrer Werbung für eigene Geldgeschäfte ausnutzt…?  Mein Tipp an Familien: Sie können auch an das Projekt Blühstreifen spenden, ohne dass ihre Kinder dafür bei der Sparkasse Holstein ihr Geld einzahlen.

Und dann ist dort die Firma Schmelzer mit seinen Hörshilfen. Im Anzeigenblatt MARKT inseriert das Unternehmen: “100 Testhörer zur Vergleichsaktion gesucht”. Das klingt für den Leser so, dass er sich sputen muss, um zu den 100 Auserwählten und Bevorzugten zu gehören.

Aber bevorzug wofür? Die Wahrheit ist: Schmelzer akzeptiert auch 1.000 Testhörer. Und vermutlich sogar 100.000 Testhörer und wahrscheinlich auch Testhörerinnen. Und wenn die Aktion angeblich “noch bis zum 19. November” läuft, dann ist dort in der Anzeige die Jahreszahl bewusst ausgelassen worden. Denn in Wahrheit können Sie Ihre Ohren bei Schmelzer so lange testen und vergleichen lassen, wie es die Läden in Ahrensburg und anderswo gibt. Und die Anzeige ist bewusst redaktionell aufgemacht, damit naive Leser sie nicht auf den ersten Blick als ganz billige Reklame erkennen sollen.

Ich bin kein diplomierter Mathematiker wie der zukünftige Bürgermeister unserer Stadt, aber ich glaube, dass auch dieser die Rechnung der Firma VILVIF in Ahrensburg nicht nachvollziehen kann – wenn Sie bitte mal einen Klick auf die nebenstehende Anzeige aus dem MARKT werfen wollen!

Wenn Sie Interesse an einer Wohnung von diesem Unternehmen haben, dann lassen Sie sich doch mal erklären, wie die angeführten “17,4 qm Neugier” errechnet wurden genauso wie die “4,6 qm Intuition”, die zu “46,1 qm Freiheit” beitragen!

Auf meinem iPhone habe ich auch eine Lidl-App eingerichtet. Weil ich mal gelesen habe, dass ich dann als Kunde ein paar Vorteile beim Einkaufen habe. Und seither scanne ich die “Lidl Plus Karte” bei jedem Einkauf an der Kasse ein. Und war bis jetzt im Glauben, dass ich dadurch irgendwann ein Guthaben erziele wie z. B. bei jedem Einkauf bei Nessler, wo man die Nessler-Card an der Kasse vorlegen muss und dann prozentual Geld zurück  bekommt.

Bei meiner “Lidl Plus Karte” habe ich noch niemals festgestellt, dass ich dadurch ein Minus auf meiner Rechnung habe. In der vergangenen Woche habe ich aber gesehen, dass ich beim Einkauf eine Rolle Kekse gratis bekomme. Vorsichtshalber habe ich an der Kasse gefragt, was ich dafür tun muss. Die Antwort: “Lidl Plus Karte einscannen!” Habe ich dann auch getan. Und fand auf der Rechnung die Rolle Kekse. Zum vollen Ladenpreis abgerechnet.

Ich bin sicher, dass die Schuld bei mir liegt, denn ich hätte an der Kasse vermutlich noch eine weitere Eingabe auf meinem Smartphone machen müssen. Dafür hatte ich aber gar keine Zeit, denn in meinem Einkaufswagen waren mehr Produkte als auf das Laufband gepasst haben. Und hinter mir stand bereits der nächste Kunde in der Kassenschlange.

Und so fühle ich mich von der Lidl-App veräppelt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 24. Oktober 2021

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