Was der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein in der Stadt Ahrensburg “total irre” findet, das erfahren Sie hier!

Leser von Szene Ahrensburg wissen, dass der Blogger dermaleinst für die Jamaika-Koalition geworben hat, von der unser Bundesland bis heute regiert wird. Und das nicht ohne Erfolg. Und erheblich dazu beigetragen hat ein Ahrensburger Bürger: Dr. Bernd Buchholz (FDP), Minister für Wirtschaft, Verkehr, Technologie und Tourismus, der zuvor auch in der Ahrensburger Stadtpolitik mitgewirkt hat. Und weil der Politiker in Vergangenheit auch mich gelobt hat, habe ich gestern Abend die Gelegenheit genutzt, dem Freien Demokraten ein Bild für die Wand in seinem Büro zu überreichen.

Aber der Reihe nach! Die FDP hatte gestern Abend eingeladen zu einem Abend im Restaurant Strehl. Thema: „Zukunft der Ahrensburger Innenstadt“. Dazu haben sich drei Ureinwohner von Ahrensburg geäußert: Minister Dr. Bernd Buchholz, Dehoga-Präsident Axel Strehl und Nessler-Chef Matthias Timm. Und moderiert hat Thomas Bellizzi, der FDP-Fraktionschef in der Stadtverordneten-Versammlung, der genau die Fragen gestellt hat, die den Bürgern und Geschäftsinhabern zur Zeit auf der Zunge liegen, von denen gestern Abend – unter Abstandsregeln! – rund 100 den Weg ins Restaurant Strehl gefunden hatten.

Zum Einstieg betonte der Wirtschaftsminister aus Kiel, dass Schleswig-Holstein sehr viel besser als andere Bundesländer durch die Pandemie gekommen ist – sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich – weil das Land von der Landesregierung umsichtig durch die Krise gesteuert wurde. Und nach dem ministeriellen Vorwort ging es dann gleich über zur lokalen Thematik.

Moderator Thomas Bellizzi (FDP)

Regelmäßige Leser von Szene Ahrensburg wissen, was in der Ahrensburger Innenstadt im Argen liegt. Nicht an letzter Stelle das leidige Thema Parkplätze. Hierzu der Wirtschaftsminister: „Ich bin kein Freund einer autofreien Innenstadt, sie muss vielmehr autogerecht sein.“ Und Dr. Buchholz sagte deutlich, dass in einem Flächenland eine ausgedehnte Mobilität vorhanden sein muss, um die Erreichbarkeit der Innenstadt zu gewährleisten. Und er betonte dabei auch den Strukturwandel im Einkaufsverhalten. Ein „Allheilmittel“ dagegen gibt es nicht, weil jede Stadt anders ist. Und der Minister betonte: „Der Einzelhandel ist das Rückgrat der Innenstadt und der Grund dafür, dass die Menschen dort hingehen und verweilen.”

Die Worte des Ministers, der damit auch viele gute und schlechte Beispiele aus anderen Städten nannte, fanden Zustimmung bei Matthias Timm, der mit seinem Kaufhaus Nessler der Magnet für Besucher in der Ahrensburger Innenstadt ist. Er berichtete, dass rund zwei Drittel seiner Kundschaft aus dem Umland kommen und brachte den Vergleich: „Der Hansapark ohne Parkplätze wäre undenkbar.“ Und der für die Ahrensburger Innenstadt wichtigste Unternehmer erklärte, dass sein Vertrauen ins Rathaus und zu Teilen der Stadtverordneten gleich null ist, weil er zu viele persönliche Enttäuschungen erlebt habe bis hin zum Vorwurf eines Stadtverordneten (WAB), der öffentlich erklärt hatte, dass der Unternehmer doch bloß Geld verdienen wolle. (Bei dieser Aussage blieb dem Wirtschaftsminister der Mund offen stehen.)

Auch Restaurantchef Axel Strehl, Präsident der Dehoga von Schleswig-Holstein, beklagte die Einstellungen von Stadtverordneten. Eine Grüne habe ihm erklärt, dass man das Geld, das für ein Stadtmarketing benötigt werde, doch besser in den Ausbau von Kitas stecken sollte. An diese Stelle passt eine Aussage von Dr. Buchholz zum Thema „Nachhaltigkeit“. Der Minister: „Nachhaltigkeit für eine Stadt bedeutet: Ökonomie, Ökologie und Soziales in Einklang zu bringen.“

Nochmal zum Thema Parkplätze: Die Idee, Parkplätze abzubauen und stattdessen Parklets aufzustellen, fand der Minister „total irre“ und meinte: „Darauf muss man erst mal kommen!“ Und zum angeschnittenen Thema “Gutachten” erklärte Buchholz: “Gutachter sind nicht selten besorgniserregend”.

Auch aus dem Publikum kamen von Geschäftsinhabern harsche Worte gegen die Verwaltung, wo einige Mitarbeiter eine Haltung gegenüber Kaufleuten gezeigt hätten, die zu Frustration geführt hat. Aufmerksam zugehört hat dabei Bürgermeister-Kandidat Thomas Schreitmüller (parteilos), während seine Mitbewerber Eckart Boege (SPD) und Christian Schubbert mit oder ohne von Hobe (Grüne) durch Abwesenheit geglänzt haben, weil das Thema “Zukunft der Ahrensburger Innenstadt” sie offensichtlich nicht die Bohne interessiert. Genauso wie auch Bürgermeister Michael Sarach, der aber für seine Abwesenheit zu entschuldigen ist. Denn die Zukunft der Ahrensburger Innenstadt war noch nie ein Thema für ihn, zumal nicht einmal die Gegenwart bei ihm für sonderliches Interesse sorgt.

Postskriptum: Ich habe Minister Dr. Bernd Buchholz eine Original-Karikatur von Dieter Hanitzsch geschenkt, die dermaleinst in der legendären Illustrierten QUICK erschienen war. Die Zeichnung zeigt Hans-Dietrich Genscher in seiner Zeit als Außenminister, wie er als Zugvogel in aller Herren Ländern „gleichzeitig“ unterwegs war. Auf diese Karikatur hat Hans-Dietrich Genscher für mich seinen Namenszug samt Datum gesetzt – siehe die Abbildung! Und wohin passt dieses Bild besser als an die Bürowand des FDP-Ministers in Kiel?!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 2. September 2021

4 Gedanken zu „Was der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein in der Stadt Ahrensburg “total irre” findet, das erfahren Sie hier!

  1. Laut Gesagt

    Danke, Herr Dzubilla, sehr informativ. Und der “alte” Bürgermeister Herr Sarach hat sich bereits durch den “neuen” Bürgermeister Herrn Schreitmüller vertreten lassen.
    Well done, Herr Schreitmüller. Stets am Puls der Zeit!

    An die Kaufleute gerichtet: Wirken Sie doch bitte beim Gestalten der neuen Innenstadt jetzt proaktiv mit, indem Sie den Spagat zwischen “Erreichbarkeit mit dem Auto” und “Angenehmer Aufenthaltsqualität” erklären und aufzeigen. Wenn Ihnen das gelingt, bin ich immer bei Ihnen, sowohl politisch unterstützend als auch beim Einkaufen.

  2. Die Krähe vom Rathausplatz

    Es wird äußerste Zeit für eine konzertierte Aktion der Ahrensburger Unternehmer im Innenstadtbereich.
    Wenn jetzt nicht eine fundierte, für alle Seiten gerechte und vernünftige Lösung gefunden wird, können wir unsere Innenstadt mit ihrer Vielfalt an Geschäften, Dienstleistern etc. vergessen. Es kann doch nicht sein, dass eine komplette Verödung der Innenstadt, verursacht von ein paar Träumern, Nicht-Realisten und abgehobenen Entscheidern hingenommen wird.

  3. Schweigen geht nicht

    Endlich eine lebendige und konstruktive Veranstaltung. Und dies in der Zeit teilweiser langweiliger Bürgermeisterkandidaten Befragungen. Lebendig, weil die aus der Praxis kommenden Teilnehmer in der Diskussionsrunde sehr offene Worte über die aktuelle Situation und darüber hinaus ein mögliches Szenario des Schreckens für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt aufgezeigt haben. Konstruktiv, weil Vorschläge unterbreitet wurden, die in der Vergangenheit von der Verwaltung und insbesondere der CDU, den Grünen und der WAB geradezu Innenstadt und Unternehmer feindlich abgelehnt wurden. Parallel hat am gestrigen Mittwoch der Bau- und Planungsausschuss stattgefunden. In diesem wurde einstimmig der Bau der Tiefgarage unter dem Stormarnplatz vom Tisch gewischt. Also auch von CDU, Grünen und der WAB, die diese Tiefgarage selbst als Antrag eingebracht hatten. Der jetzige Sinneswandel basiert allerdings auf einem äußerst fraglichen Parkraumgutachten und leider nicht auf der Einsicht zur Abkehr vom Bau eines landschaftszerstörenden, klimaschädlichen und kostenaufwendigen Objektes. Offensichtlich ein Strohhalm der Rettung um sich gesichtswahrend aus dieser Fehlentscheidung verabschieden zu können. Pustekuchen, jetzt wurde ein neuer Antrag von Grünen und WAB gestellt, der praktisch die Vernichtung fast aller Parkplätze im engen Kern der Innenstadt zur Folge hätte. Hat die CDU als unternehmerfreundliche Partei die Zeichen des Zerstörerischen erkannt und sich diesem Antrag deshalb „noch“ nicht angeschlossen? Dieser Antrag wurde wegen Beratungsbedarfes vorerst vertagt. Zeit um zur Rettung unserer Innenstadt eben nicht zu schweigen!

  4. Hartmut Bade

    Fairerweise möchte ich darauf hinweisen, dass auch der Bürgermeisterkandidat Eckart Boege an dieser Veranstaltung teilnehmen wollte, aber kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste.
    Hartmut Bade, Vorsitzender der FDP in Ahrensburg

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