Mein Wort zum Sonntag: Der Propst schreibt über Bibel, Flüchtlinge, die CDU und eine geheimnisvolle Botschaft über zwei Verlobte auf der Suche nach einer Herberge

An diesem Wochenende können wir im Anzeigenblatt MARKT das „Wort zum Sonntag“ von Hans-Jürgen Buhl lesen, dem Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost. In diesem seinem Wort zum Sonntag hat der Kirchenvertreter sich schon vor der Wahl zum CDU-Vorsitz politisch geäußert, und zwar  gegen den Christdemokraten Friedrich Merz und im Rahmen seines Themas, das da lautet: „Das Buch der Flucht“.

In seinem Beitrag macht Buhl im Werbeblatt kollegial Werbung für ein Buch eines ehemaligen pröpstlichen Kollegen, wo dieser versucht, „die Bibel als ein Menschheitsbuch vorzustellen, in dem es von Anfang bis Ende um Vertreibung, Flucht, Exil, Migration, Rückkehr, Heimatverlust und Heimatsuche geht“. Und diese sieben Begriffe werden mit dem Zitat quasi in ein und denselben Topf geworfen.

Richtig ist: Heute werden Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Doch hier sieht Buhl im Sinne des Buchautors eine Parallele mit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Die ersten beiden Menschen wurden jedoch vom lieben Gott vertrieben wegen ihres Ungehorsams. Was also soll der töricht konstruierte Zusammenhang mit der Vertreibung von Menschen in heutiger Zeit?! 

Und Buhl schreibt weiter: „Auch Jesus und seine Jünger werden als Heimatlose beschrieben, die durchs Land ziehen auf der Suche nach dem neuen Reich Gottes.“

Das klingt für mich als Christ seltsam. Wenn ich es richtig aus meinem Konfirmationsunterricht in Erinnerung habe, dann zogen Jesus und seine Jünger freiwillig durchs Land, um Gottes Wort zu verkünden und waren von niemandem aus ihrer Heimat vertrieben worden. Und in seine Heimatstadt Nazareth ist Jesus immer wieder zurückgekehrt. Auch ist mir von einer “Suche nach dem neuen Reich Gottes” nichts bekannt.

Adam und Eva und Jesus Christus mit seinen Jüngern auf einen Nenner zu bringen mit den Menschen von heute, die geflüchtet sind, weil sie in ihrer Heimat um ihr Leben und ihre Sicherheit bangen mussten – dieser Zusammenhang ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Daher meine vage Vermutung:

Mit seinem Beitrag im MARKT will Propst Buhl ablenken von den vielen, vielen Flüchtlingen , die aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche vertrieben wurden, weil sie dort keine geistige Heimat mehr gefunden haben. Aber über diese Flüchtlinge hat sich der Propst vermutlich noch gar keine Gedanken gemacht. Und einen Kommentar zu meinem Blog-Eintrag wird er wahrscheinlich auch nicht schreiben, weil der Mann offene Kommunikation mit dem gemeinen Kirchenvolk mehr fürchtet als der Teufel das Weihwasser.

Postskriptum: Propst Buhl schreibt im Werbeblatt: “In vielen Advents- und Weihnachtspredigten spüre ich, dass die Situation der beiden Verlobten, die verzweifelt nach einer Herberge suchen, uns Menschen anspricht, weil wir solch ein Unglück nicht gut ertragen können.”

Frage an die Leser von Szene Ahrensburg: Was will uns der Apostel Hans-Jürgen mit diesen seinen geheimnisvollen Worten von den “Verlobten” und der “Herberge” andeuten…?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 9. Dezember 2018

4 Gedanken zu „Mein Wort zum Sonntag: Der Propst schreibt über Bibel, Flüchtlinge, die CDU und eine geheimnisvolle Botschaft über zwei Verlobte auf der Suche nach einer Herberge

  1. Kassandra

    Zum Glück kann man Gott lieben, ehren und preisen ohne dass man dabei auch einen Propst lieben, ehren und preisen muss.

  2. Narrenhof

    Lieber Herr Dzubilla,
    der Narr widerspricht Ihnen, denn der liebe Herr Propst Buhl schreibt am Ende seines “Wortes zum Sonntag” Zitat: “… vergessen Sie nicht, dabei auch an die Geschichte der Flüchtlinge heutzutage zu denken, für die das Angebot eines Asyls oftmals die Rettung ihres Lebens bedeutet.”

    Denn tatsächlich bezieht der liebe Herr Buhl auch die eigenen Kirchen-Flüchtlinge mit ein, die jüngst vor dem Abrissbagger flüchten mussten. Der Bagger, der ihr Kirchengebäude in Todendorf “dem Erdboden gleichgemacht” hat, wie das Stormarner Tageblatt am 30 November getitelt hatte.
    Dieses Kirchengebäude wurde erst 1967 von der damals reich geglaubten Kirche im Rahmen eines “Kapellenbauprogramms” errichtet.
    Aber schon 2016 hatte sich die Kirchen-Institution (letztlich der liebe Herr Propst Buhl) aus finanziellen Gründen für den Abriss dieser noch vergleichsweise jungen Kirche entschieden.
    Anstelle der Abrisskirche soll nun eine “moderne Feuerwache mit Gemeinschaftsraum” (errichtet werden), “in dem auch mal ein Gottesdienst gehalten werden kann.” – die restlichen Glaubens-Flüchtlinge könnten dort also Asyl vor der eigenen Kircheninstitution erhalten. Ist das nicht wirklich toll ?

    Allerdings nennen Kunsthistoriker den bewussten Abriss einer Kirche prinzipiell einen Kulturfrevel, der nicht nur den schlimmen Zustand einer Gesellschaft spiegelt, sondern hier auch erneut den schlimmen Zustand der ev.-luth. Nordkirche.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Liebe/r Narrenhof – wenn es korrekt ist, dass ein Kirchengebäude ein “Haus Gottes” ist, dann darf der Mensch es nicht einfach dem Erdboden gleichmachen, was in meinen Augen ein ziemlich großer Frevel ist. Und als Herr Buhl die Gemeindemitglieder damals aus der Sankt-Johannes-Kirche vertrieben und das Haus Gottes verschlossen hatte, habe ich mich auch als Vertriebener gefühlt. Zumal ich damals mit einigen anderen Gemeindemitgliedern hinter einem Metallzahn gesperrt worden war, der dort im Auftrag von Buhl & Co. aufgestellt worden war. Und dieser Herr Buhl will die Vertreibung der Gemeindemitglieder heute scheinbar biblisch rechtfertigen mit Hinweisen auf die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.

      Postskriptum: Und die JoKids, der beste Kindergarten, den ich je kennengelernt habe, wurde ebenfalls aus dem Gemeindehaus der Kirche vertrieben.

      1. Narrenhof

        Nein, lieber Herr Dzubilla,
        das müssen Sie einfach anders sehen: Die St.-Johanneskirche wurde ja nicht mit dem brutalen Bagger ein- und abgerissen.
        Tatsächlich wurde diese Kirche ja nur feierlich entwidmet – nach dem nachfolgenden und feinfühligen Nachdenken der Kirchenleitung über deren dort entschiedene Entwidmung – wurde dann die Kirche aber ja wieder feierlich neu gewidmet. Freude all über all.
        Leider gab es wie bei jeder Unsinnigkeit auch hier einen gewissen Kollateralschaden. Sorry.
        Aber zur Genugtuung aller “Kirchen-Vertriebenen” erfolgte diese Unsinnigkeit unter der Leitung des lieben Propstes Buhl. Daran hat er schwer zu tragen. Niemand hilft ihm dabei.
        Insgesamt handelt es sich um ein ganz tolles Leistungsergebnis des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Welcher Propst darf sich schon rühmen, eine Kirche zuerst entwidmet und dann doch wieder gewidmet zu haben ? Mit der Option, später eine erneute = zweite Entwidmung zelebrieren zu dürfen ?

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