Wie ahnungslos ist das denn: Lilliveeh zeigt respektvolles Erstaunen über das Geld des Sklavenhändlers Schimmelmann

Auf Lilliveehs Werbeportal ahrensburg24 (Partner: Stadtwerke Ahrensburg) liest man immer wieder urkomische Sachen. Wie zum Beispiel heute, wo Lilliveeh im Zusammenhang mit einem Vortrag über Schiller & Schimmelmann schreibt: “Der Name der Grafen Schimmelmann weckt auch heute noch die Assoziation von sagenhaftem Reichtum. Allein der Kauf des Schlosses und des Gutes Ahrensburg mit drei dazu gehörenden Dörfern für eine Summe, die Heinrich Carl Schimmelmann in einem Jahr in Hamburg verdient haben soll, rief damals und vielleicht noch heute respektvolles Erstaunen hervor.”

Degn+Die-Schimmelmanns-im-atlantischen-Dreieckshandel-Gewinn-und-Gewissen“Respektvolles Erstaunen”? Frage: Zeigt jemand von Ihnen heute vielleicht respektvolles Erstaunen, wenn er weiß, dass Heinrich Carl Schimmelmann einer der größten Sklavenhändler seiner Zeit gewesen ist, der seiner “Handelsware” mit einem Brandeisen sein Markenzeichen, nämlich ein S, auf die Stirn gesetzt hat? Auch mit Waffen hat der Sklavenhändler gehandelt. Und von diesem Geld hat er dann Schloss Ahrensburg gekauft, sodass wir alle wahnsinnig stolz sein dürfen, auf welchem ehrbaren Fundament dieses Ahrensburger Gebäude steht, für das wir immer noch zahlen müssen.

Ich schäme mich schon seit Jahren darüber, in der Sklavenhändlerstraße in Ahrensburg zu wohnen. Wann kommt endlich mal jemand auf die Idee, dieser Straße einen neuen Namen zu geben?! Auch die Große Straße hatte ja früher mal einen anderen Namen, woraus abzulesen ist, dass es möglich ist, böse Namen der Vergangenheit in der Gegenwart auszulöschen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 3. November 2015

10 Gedanken zu „Wie ahnungslos ist das denn: Lilliveeh zeigt respektvolles Erstaunen über das Geld des Sklavenhändlers Schimmelmann

  1. Paul Schmitt

    Also schämen sollte man sich jetzt echt nicht für den Namen Schimmelmann. Von den Medien wird dieses “Sich für die Vergangenheit schämen”, ja in Deutschland stets propagandiert. Wir leben im Hier und Jetzt. Damals war der Sklavenhandel gang und gäbe, ob man darauf heute stolz sein sollte ist eine andere Sache. Ihre Urenkel werden sich villeicht für sie schämen, weil sie die Umwelt mit ihrem Audi verschmutzt haben 😉

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Nur zur Erinnerung: Menschen wurden in Afrika eingefangen und zu Sklaven gemacht. Wobei Kinder von ihren Eltern getrennt und in alle Himmelsrichtungen verkauft wurden. Und damit hat Schimmelmann das Geld verdient, mit dem er das Schloss gekauft hat. Und dafür wurde in Ahrensburg sogar eine Straße nach diesem Sklavenhändler benannt. Irre, oder…?!

  2. Thomas H.

    Hallo Herr Schmitt,
    Sklavenhandel war in Europa zu keinem Zeitpunkt erlaubt. Und große deutsche Denker und Forscher, wie Wilhelm und Alexander von Humboldt , äußerten sich bereits im 18. Jahrhundert bestürzt über die Menschenverachtung, die mit Sklavenhandel einhergeht.
    Beste Grüße
    Thomas H.

  3. Paul Schmitt

    Danke Herr H. für die neue Erkenntnis.
    Aber:
    Sollen sich jetzt die Bewohner aus Ahrensfelde für ihren Namen schämen, weil von der Burg Arnesvelde aus Händler überfallen wurden? (In der Schule hieß es, von der Burg Arnesvelde wurden die Händler auf der Vogelfluglinie ausgeraubt. Die Räuber kannten die Wege durchs Moor und konnten deshalb nicht verfolgt werden.)

      1. Paul Schmitt

        Raubüberfälle waren auch zu keiner Zeit legal.
        Kein Bewohner aus Ahrensvelde schämt sich über die negative wenig bekannte Konnotation (falls es der Wahrheit entspricht). So ist es auch beim Namen Schimmelmann, dass kaum einer von seiner Tätigkeit als Sklavenhändler weiss. Außerdem haben Sie ja mal erwähnt, dass die Schimmelmann Straße gar nicht dem Grafen gewidment ist?

        1. Harald Dzubilla Artikelautor

          Ladendiebstähle sind auch nicht legal. Aber auch darum geht es hier nicht. Es geht um den dämlichen Satz bei ahrensbur24 (Partner: Stadtwerke Ahrensburg). Eine Ahrensburger Raubritterstraße ist mir auch nicht bekannt. Wie Schimmelmann an sein Geld gekommen ist, dürfte allgemein bekannt sein. In Wandsbek gab es Bürgerproteste gegen die dortige Schimmelmannstraße. Dass die hiesige nicht dem Sklavenhändler gewidmet ist, habe ich erfunden, weil ich mich schäme, dass dieser Name in meiner Anschrift zu finden ist.

          PS: Auch Robin Hood war ein Räuber. 😉

  4. Britta S.

    Der Sklavenhandel war eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Daran ändert sich auch nichts, wenn das vor 250 Jahren geschah. Und jemand , der damit zu einem der reichsten Männer Europas wurde, hat kein ehrendes Andenken verdient.
    Gruß
    Britta S.

  5. Peter Pan

    Wenn in Ahrensburg eine Schimmelmannstraße gut ankommt, dann könnte man doch demnächst eine Straße in Hermann Göring-Straße umbenennen. Auch dieser Herr hat früher einmal Schlösser und Kunstschätze gesammelt, und auch er war einmal einer der reichsten Männer Deutschlands.
    Grüße von
    Peter Pan

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