Ich esse gern Negerküsse und höre Zigeunermusik – bin ich deshalb politisch nicht korrekt?

Wir Deutschländer haben es uns angewöhnt, dass wir uns politisch korrekt äußern. So sprechen wir nicht mehr von “Negerküssen”, sondern wir kaufen “mit Schokolade überzogene Schaumzuckerware”. Und das Wort “Zigeuner” kommt uns nicht mehr über die Lippen, weil wir Zigeuner als “Roma” und “Sinti” bezeichnen und deshalb kein Zigeunerschnitzel mehr bestellen, sondern ein Schnitzel á la Roma & Sinti.

Ich gestehe: Ich gebe meiner kleinen Tochter nach wie vor einen Negerkuss und nenne ihn auch Negerkuss. Und wir singen “Zehn kleine Negerlein” und nicht: “10 kleine Jägermeister” oder ähnlich. Und ich höre gern Zigeunermusik und esse auch ein Zigeunrschnitzel, für das kein Zigeuner sein Leben lassen musste.

41YzyXsDtdL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_SX385_SY500_CR,0,0,385,500_SH20_OU03_Warum ich Ihnen das schreibe? Weil ich im SPIEGEL gerade einen Beitrag über “Zigeuner” gelesen habe, wo ich mich bestätigt fühle. Dort wird Rolf Bauerdick interviewt, ein Fotograf, der ein Buch geschrieben hat mit dem Titel: “Zigeuner – Begegnungen mit einem ungeliebten Volk”.

Der SPIEGEL fragte den Autor: “Sie sprechen in Ihrem Buch von ‘Zigeunern’ anstatt von ‘Sinti’ und ‘Roma’. Warum politisch so unkorrekt?”

Autor Rolf Bauerdick: “Ich habe in 20 Jahren über hundert Reisen zu Zigeunern in Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien und der Slowakei unternommen, und die Mehrheit der Menschen dort bezeichnet sich als Zigeuner. Sie sind stolz auf ihre Kultur, sie grenzen sich ab von den ‘Gadsche’, den Nichtzigeunern. Auch in anderen Ländern Europas sprechen die Leute ganz selbstverständlich von Zigeunern. Nur wir Deutschen haben damit ein Problem.”

Bildschirmfoto 2014-02-04 um 16.43.13Das Problem, das uns Deutschen im Nacken steckt, ist die Nazi-Zeit, wo Zigeuner nicht nur vernichtet wurden, sondern wo auch der Name zu einem Schmähwort geworden ist. Und Autor Bauerdick meint: “Doch anstatt sich das Wort selbstbewusst wieder anzueignen und rassistischen Tendenzen entgegenzusteuern, haben sich viele Zigeunerverbände und Menschenrechtsorganisationen von dem Begriff distanziert.”

Mein Vorschlag: Helfen wir mit, dass der Name “Zigeuner” auch in Deutschland genauso toll klingt wie zum Beispiel die Musik, die sie machen!

Ach ja, es gab in Vergangenheit auch schon mal eine Christenverfolgung. Bezeichnen sich die Christen deshalb nicht mehr als Christen und wollen den Christstollen umbenennen in Jesuskuchen…? Übrigens: “Indianer” ist eine Fremdbezeichnung durch die Kolonialisten…! 278

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 9. Februar 2014

6 Gedanken zu „Ich esse gern Negerküsse und höre Zigeunermusik – bin ich deshalb politisch nicht korrekt?

  1. Sabine Heinrich

    Wussten Sie, dass selbst das uralte Spiel “Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?” dem Korrektheitswahn zum Opfer gefallen ist? “Schwarzer Mann” wird allen Ernstes ersetzt durch “Teddybär” o.Ä. Kein Scherz! Selbst an einer Schule erlebt!

    Zigeuner: In Rumänien, Tschechien, der Slowakei nennen sie sich selbst in ihrer Sprache Zigeuner. Ebenfalls selbst erlebt.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Und ich hatte immer gedacht, “schwarzer Mann” stünde für Schornsteinfeger. Aber der heißt ja auch nicht mehr Schornsteinfeger sondern Zu-Neujahr-Glücksbringer oder so ähnlich 😉 .

      1. Sabine Heinrich

        Kicher!
        Nochmal zum “schwarzen Mann”: Er stand für “Kinderschreck” – aber nicht für einen dunkelhäutigen Menschen.
        Mir scheint, den Überkorrekten fehlt es oft einfach an Hintergrundwissen…und nicht nur daran 😉 !

  2. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    wenn dieses Geschehen um Empfindlichkeiten nicht so traurig wäre, könnte man lächeln. Asche auf unsere Häupter.
    Schön ist doch, dass Wissenschaftler uns Menschen nicht mehr in Weiße, Schwarze, Braune, Gelbe, Rote, Olive usw. unterteilen können. Nun sind wir alle Farbige.
    „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ darf man schon seit ca. 25 Jahren nicht mehr sagen. Dieses Schaumgussgebäck heißt seitdem Schaumkuss oder Schokokuss. Und nun darf man in Deutschland auch nicht mehr Zigeuner-Schnitzel oder Zigeuner-Soße sagen. Die Speisekarten müssen neu geschrieben werden.
    Aber was ist mit der Bevölkerungs-Diskriminierung wie „Berliner Pfannkuchen“ , „Kopenhagener Gebäck“ , „Wiener Würstchen“, „Wiener Schnitzel“, „Frankfurter Würstchen“, „Oldesloer Korn“, „Frankfurter Würstchen“, „Hamburger Speck“, „Amerikaner“(Gebäck), „Krakauer Wurst“, „Schwarzwälder (Kirsch-) Torte“, „Mexiko-Topf“, „Königsberger Klops“, „Kieler Sprotte“, „Chinakohl“, „Belgischer Riese“, „Schlesische Leberwurst“ usw. usw..
    Sauerkraut bräuchte einen neuen Namen, damit die Engländer die Deutschen nicht mehr „krauts“ nennen können. Made in Germany müsste abgeschafft werden, weil diese Bezeichnung nach dem I. Weltkrieg der Deutschen Industrie diskriminierend auferlegt wurde. Das Dänische Bettenlager müsste sich umbenennen, weil man bei diesem Namen die skandinavische sexuelle Freizügigkeit spüren könnte. Paris müsste sich umbenennen, weil man bei der Benennung der Bürger unzüchtige Hintergedanken bekommt.
    Auch einen Kalten Hund kann man nicht mehr anschneiden, weil der Spaß an dieser Freunde gegen das Tierschutzgesetz spricht.
    Der Weihnachtsmann wird gestrichen, weil dies ein Schimpfwort ist wie „Schnarchlappen“.
    Seien wir gründlich und räumen wir ordentlich im Deutschen Sprachschatz auf. Setzen wir alles Üble auf die Liste der Unworte. Die Jugend erfindet eh einen eigenen Sprachschatz, der für ältere Bürger schwer verständlich ist. Was ist ein Diejie? Das Mobiltelefon ist in Deutschland weltweit einzigartig zum Handy geworden. Einwanderer aller Gründe werden zu Bürgern mit Migrationshintergrund.
    Menschen, die aus finanziellen Gründen ihre Heimat verlassen nennt die Politik und Presse nun Sozialwanderer. Bald wird es Klimawanderer geben.
    Die Psychologen haben das absolut glaubwürdige Totschlagwort „Verharmlosung“ für ihre negativen Gutachten. Mit diesem Wort sind sie immer glaubwürdig. Verharmlosen wir unsere Unworte weiter.
    Morgen gibt es gedünstete Schwarzwurzel und gelbe Paprika als Gemüse.
    Sicherlich gibt es noch mehr Wortklauberei.
    Schützen Sie Ihre Tochter rechtzeitig vor Unworten. Korrigieren Sie ihren Wortschatz rechtzeitig.
    Mit unverständlichen Grüßen
    Wolfgang König

  3. Jürgen Plage

    Die politische Korrektheit hat schon etwas.
    Vor einiger zeit fragte man mich in Kanada, wo ich denn her sei. Ich antwortete.” I am a Hamburger” und schon hatte ich die Lacher auf meiner Seite! Aber die Sinti und Roma sind politisch korrekt,
    inzwischen Rotationseuropäer!
    Schönen Tag
    Gruß
    Jürgen Plage

  4. Ulrich Scharrenweber

    Guten Abend!

    Politisch korrekte Äußerungen? Wer hat denn die Kompetenz uns das vorschreiben zu wollen, ob wir nun Negerkuss, Schaumkuss mit Migrationshintergrund oder sonst etwas sagen wollen oder dürfen?

    Solange diejenigen versuchen, uns den gesprochenen vor dem gedachten Satz verkaufen zu wollen, sollten wir Einzelmeinungen der vermeintlich politisch Korrekten nicht überbewerten.

    Wie wäre es, wenn wir einfach zu etwas mehr zielführendem und respektvollem Klartext zurückkehren, statt uns in Wortklauberei zu ergehen?

    Hunger bleibt Hunger und das Jägerschnitzel das Jägerschnitzel und kein Subtext.

    Mahlzeit und freundliche Grüße!
    Ulrich Scharrenweber

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