Parkplätze in der City: Ob eine Studie relevant ist, dazu bedarf es einer Studie

Vorab eine längere Einleitung: Ein Mann mit Namen Gerd Gerken (1935-2025) war ein deutscher Zukunfts- und Trendforscher und ein Werbefachmann und Autor von zahlreichen pseudowissenschaftlichen Büchern. Ich habe besagten Gerd Gerken auf meiner Berufslaufbahn persönlich bei verschiedenen Gelegenheiten kennengelernt und habe den Worpsweder Guru immer als einen sympathischen Spinner gesehen und bezeichnet, der bei seiner beruflichen Tätigkeit die Bosse der deutschen Wirtschaft als deren Berater reihenweise abgezockt hat.

Das Bemerkenswerte an Gerd Gerken, der ein Spezialist darin gewesen ist, einfache Worte in komplizierten Fremdwortsätzen auszudrücken, war Folgendes: Wenn er ein Referat bei einer Präsentation in seiner damaligen Agentur OTW-Werkstatt in Berlin gehalten hat, dann machte er dabei immer wieder überraschende Aussagen, ohne seine erstaunlichen Thesen auch zu belegen. Und wenn er aus dem Publikum gefragt wurde, ob er diese seine Aussagen belegen könne, dann erklärte er: “Darüber gibt es wissenschaftliche Studien!”

Als ich Gerd Gerken bei einer seiner Präsentationen in den 70er Jahren einmal gefragt hatte, ob er mir die angeführte Studie zur Verfügung stellen könnte, da deutete er auf einen riesengroßen Stapel Papier in zahlreichen Ordnern, der in seinem Büro auf dem Boden stand, und erklärte, er müsse das Gewünschte erst heraussuchen und würde es mir dann schicken. Aber: Er hat nie etwas geschickt, weil es das, was er vollmundig mit einer Studie begründet hatte, garantiert nicht gegeben hat. Und ich habe damals darüber einen Beitrag in der Fachpresse veröffentlicht und den Mann mit ironischen Worten öffentlich ad absurdum geführt, ohne dass er mir daraufhin widersprochen hat.

Nach langer Vorrede komme ich nun zum eigentlichen Thema. Ausgangspunkt ist ein Zitat von einem Mike Stelter, das vom Stormarner Tageblatt veröffentlicht wurde in einem Bericht, wo es um Parkplätze in der Ahrensburger Innenstadt geht. Und besagter Mike Stelter meint: „Es gibt diverse Studien, die belegen, dass in einer autofreien Innenstadt die Verweildauer und Qualität des Aufenthaltes deutlich steigt.”

Ich brauche keine Studie um zu wissen, dass die Menschen in einer autofreien Innenstadt schon allein deshalb länger verweilen, weil sie dort an einer Bushaltestelle warten müssen. 🙂 Aber Spaß beiseite: Wo gibt es zahlreiche Studien über eine Kleinstadt, die mit den Gegebenheiten von Ahrensburg gleichzusetzen ist? Und überhaupt: Was bedeutet “Qualität des Aufenthaltes”? Bedeutet es die Einkäufe von Kunden, die eine Qualität für den Handel bedeuten? Oder bedeutet es eine Qualität für die Menschen durch Ausruhen auf Bänken und Parklets statt in Restaurants, sodass sie dafür kein Geld in der City ausgeben müssen?

Ich selber würde auch eine autofreie Innenstadt schätzen; aber entscheidend dafür ist, dass die Bürger dort mit ihrem Auto hinkommen. So waren die Parkplätze Lindenhof und Alte Reitbahn zwei Beispiele für sinnvolle Parkmöglichkeiten für Besucher und Mitarbeiter in der Ahrensburger City, die den Parksuchverkehr in der Innenstadt reduziert hatten. Aber Menschen, die nicht gut zu Fuß sind, die benötigen auch Parkmöglichkeiten direkt vor den Läden, Restaurants und Praxen.

Im selben Beitrag vom Stormarner Tageblatt gibt es noch einen Kommentar. Der stammt von einem Revilo Nesmho. Und als ich den Namen gegoogelt hatte, da fand ich auf Facebook die Antwort: Der Mann entpuppt sich als begeisterter Radfahrer – siehe die Abbildung rechts! Und damit ist sein Kommentar vergleichbar mit einem Restaurantkritiker, der sich negativ über ein Steakhaus äußert und dabei verschweigt, dass er selber leidenschaftlicher Veganer ist.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 17. September 2025

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