Wenn ein Senior zu “Senioren” wird, dann ist das nicht mit “Druckfehlerteufel” zu entschuldigen

Kein Mensch ist fehlerfrei. Und schon garnicht, wenn es um die Korrektheit im sprachlichen Ausdruck geht, will meinen: fehlerfreies Deutsch zu schreiben. Es gibt nicht viele Menschen, die das hundertprozentig beherrschen; und selbst im Duden finden man Deutschfehler. Und weil in Deutschland schon in der Grundschule unzureichender Unterricht im sprachlichen Ausdruck erfolgt, zeigen die Kinder auch später mangelhafte Resultate in mündlicher und schriftlicher Form.

Gerade hat das Abendblatt einen Beitrag gebracht, wo sich die bekannte Kinderbuchautorin Kirsten Boie darüber beklagt, dass der Deutschunterricht bereits in der Grundschule mangelhaft ist. Ein Thema, über das ich schon vor Jahren auf Szene Ahrensburg geschrieben habe mit dem Beweis, dass selbst die Lehrer an einer Ahrensburger Grundschule das persönliche Problem haben, korrektes Deutsch zu schreiben.

Besonders peinlich sind für mich auch die Deutschfehler von Journalisten. Früher war es so, dass es in den Redaktionen der Zeitungen ein Korrektorat gab, wo alle Texte gelesen und Fehler der Autoren ausgemerzt wurden, bevor ihre Beiträge in Druck gegangen sind. Auch gab es damals noch Redaktionssekretärinnen, die der deutschen Sprache nicht selten mächtiger waren als ihre Chefs. Und heute? Heute schreiben Journalisten ihre Texte direkt online an den Leser, ohne dass zuvor ein Korrektor draufgeguckt hat. Denn man hat ja im Computer ein Textkorrekturprogramm installiert.

Aber ich frage mich: Warum liest in der Stormarn-Redaktion vom Abendblatt offenbar niemand die Texte noch einmal gegen, bevor sie erscheinen? Als ich dort gestern von einem “Senioren aus Glinde” gelesen hatte, da habe ich mich gefragt, ob   Juliane Minow, die das geschrieben hat, vielleicht mehrere Senioren gemeint hat, die in dem Unfallauto gesessen haben und es eigentlich heißen sollte: “Für einen der Senioren aus Glinde”.

Klar, diese falsche Deklination ist eine Marginalie. Aber es zeigt: Kein verantwortlicher Redakteur bei der Zeitung schaut noch einmal auf die Texte, die bereits erschienen sind. Und so sind die “Senioren” aus dem Online-Beitrag auch heute in der Printausgabe zu finden.

Auch ich mache Fehler. Aber wenn jemand mich darauf hinweist, dann korrigiere ich umgehend. Eine Korrektur ist heute bei den “Senioren” im gedruckten Abendblatt natürlich nicht mehr möglich. In der Online-Version aber schon, Señora Juliane Minow…!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 25. Mai 2023

Ein Gedanke zu „Wenn ein Senior zu “Senioren” wird, dann ist das nicht mit “Druckfehlerteufel” zu entschuldigen

  1. Leser

    Als ich Schüler war, habe ich Zeitung gelesen und konnte mich darauf verlassen, dass ich richtiges Deutsch lese. Heute sehe ich so viele Rechtschreib-, Komma- und Grammatikfehler, dass ich keinem Schüler empfehlen würde, Zeitung zu lesen, um Deutsch zu lernen. Von den Inhalten möchte ich gar nicht erst reden….

    Ich kann nicht umhin, zu glauben, dass das politisch gewollt ist. Seit Jahren, wenn nicht sogar inzwinschen Jahrzehnten weisen Gewerkschaften und Pädagogen darauf hin, dass sie immer mehr den Mangel verwalten müssen.

    In Sonntagsreden wird immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig doch Bildung ist, gerade für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland. Unsere Bodenschätze sind die Köpfe bzw. deren geistiger Inhalt, der Menschen, die in diesem Land leben.
    Aber das war’s dann auch. All die Reformen, die immer wieder gemacht wurden und wohl auch zukünftig gemacht werden, verschlimmbessern die Situation nur noch.

    Ich teile die Wut und die Verzweifelung von Kirsten Boie, die sich seit Jahren engagiert, die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen zu verbessern.
    Aber ich sehe auch die Resignation der Pädagogen, die vielfach keine schulischen Kompetenzen mehr vermitteln können, da es schon an den Basiskompetenzen mangelt.
    Es gibt Klassen, da ist Unterricht kaum mehr möglich ist, da viele Kinder nicht schulreif sind, d.h. sie können weder still sitzen, noch still sein, und damit nicht zuhören.
    Lehrkräfte lösen teilweise banale Konflikte, die sich vor und nach der Unterrichtszeit und in den Pausen abspielen. Für Unterricht steht immer weniger Zeit zur Verfügung.

    Heines Zitat “Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht” ist aktueller denn je.

Schreibe einen Kommentar zu Leser Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)