Parkplätze: Bürgermeister Boege sieht die Arbeitnehmer in der Innenstadt als Zweiklassengesellschaft

Weil die Stadt Ahrensburg laufend Parkplätze in der Innenstadt abgebaut hat und weiterhin abbauen möchte, müssen Mitarbeiter der dortigen Firmen, die als Pendler mit dem Auto nach Ahrensburg kommen, tagtäglich sehen, wo sie mit ihrem Fahrzeug abbleiben. Und deshalb sind die Ränder der umliegenden Wohnstraßen mit Autos vollgestopft bis zum Gehtnichtmehr.

Mitarbeiter im Rathaus sollen es dagegen bequemer haben, meint der Scheffe der Verwaltung und will, dass beim Erweiterungsbau des Rathauses 25 Parkplätze in einer Tiefgarage für 1,2 Millionen Euro gebaut werden sollen. Die Begründung dafür lesen wir im Stormarner Tageblatt und also lautend:

Viele der Mitarbeiter im Rathaus pendelten täglich zur Arbeit, nicht zuletzt, weil sie sich die hohen Wohnungspreise in Ahrensburg nicht leisten könnten, trägt Boege im Hauptausschuss vor. „Wenn diese sich dann in der Stadt noch einen Stellplatz suchen müssen, ist das eine Zumutung.“ In der Schaffung der Stellplätze sieht er einen wichtigen Baustein für die Mitarbeiterbindung, aber auch Mitarbeitergewinnung.

„Wir müssen darum kämpfen, Leute zu bekommen“, sagt der Bürgermeister und verweist auf 40 unbesetzte Stellen in der Verwaltung. „Wir brauchen diese Stellplätze, damit wir eine Chance haben, auch Mitarbeiter zu bekommen, die von weiter weg kommen.“

Wie gesagt: Die Forderung des Bürgermeisters nach Parkplätzen in der Innenstadt gilt explizit für Mitarbeiter im Rathaus, die offenbar Arbeitnehmer der 1. Klasse sind. Denn wenn die Arbeitnehmer 2. Klasse sich einen Stellplatz in der Stadt suchen müssen, dann ist das für den Bürgermeister offensichtlich zumutbar.

Ich wiederhole: Die Stadt Ahrensburg will einen Erweiterungsbau für das Rathaus errichten. Und dafür will der Bürgermeister 1,2 Millionen Euro in die Erde schaufeln, um damit 25 (fünfundzwanzig) Tiefgaragenplätze zu schaffen. Ergibt nach Adam Riese = 48.000 Euro pro Stellplatz. Oder mit einem Wort gesagt: Wahnsinn.

Postskriptum: Unter dem Rathausplatz im Schilda des Nordens stehen schon seit über einem Jahrzehnt rund 90 Tiefgaragenplätze leer vor sich hin.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 19. Oktober 2022

8 Gedanken zu „Parkplätze: Bürgermeister Boege sieht die Arbeitnehmer in der Innenstadt als Zweiklassengesellschaft

  1. Ein Ahrensburger

    … stimmt, “10 Mitteilungen” sind auf der Webseite ausgewiesen, da wird tatsächlich nach mehr gesucht, ob tatsächlich 40 kann man nicht erkennen…
    …vielleicht suchen die ja auch 7 Ingenieure*innen, 2 Kindergärtner*innen und 31 Steinsetzer*innen 😉

  2. Holger Schulte

    Anscheinend hat Herr Boege noch nicht ganz verstanden, wozu er eigentlich einen Amtseid abgelegt hat. Es ist seine Aufgabe, dem Wohl der ganzen Stadt zu dienen und nicht nur dem Wohl einiger zukünftiger Mitarbeiter im Rathaus. Und wenn eine Tiefgarage mit öffentlichen Mitteln gebaut wird, dann muss sie dem Wohl aller Bürger dienen und nicht nur dem Wohl des Arbeitgebers Boege. Mehr Egozentrik geht wohl nicht! Wenn ein Bürgermeister sich so verhält, verspricht das nichts Gutes für die Stadt.

    1. Observator

      Herr Boege hat seinen Amtseid nicht mit dem Wort “so wahr mir Gott helfe” abgelegt. Und nun zeigt er, wie unchristlich er in seinem Amt denkt und handelt. Dem Mann ist offenkundig nicht mehr zu helfen.

  3. Ahrensburger Buergerin

    Wenn Herr Boege glaubt, dass er Mitarbeiter (m/w/d) gewinnen kann, wenn PKW-Stellplätze gleich vor/neben/hinter dem Rathaus zur Verfügung gestellt werden, dann glaubt er wohl auch, dass Abteilungsleiter Abteilungen leiten und Zitronenfalter Zitronen falten.

    Dass die Stadt Ahrensburg – angeblich oder tatsächlich – so viele offene Stellen aufzuweisen hat, hat ganz andere Gründe, und das weiß der Herr Bürgermeister auch. Aber offenbar vermag er es nicht, verkrustete Strukturen aufzubrechen und seine Führungseigenschaften, die er doch angeblich hat, zum Wohle der noch Mitarbeitenden im Rathaus bzw. der Stadt Ahrensburg einzusetzen (was dann wiederum auch den Bürgern zugute käme).
    Es ist der Motivation der Belegschaft nicht gerade förderlich, wenn immer mehr gut dotierte Posten (die Sie ja auf Ihren Blog wiederholt dezidiert ansprechen) von Menschen besetzt sind, deren Leistung mit der Besoldung in einem außerordentlichen Missverhältnis stehen.

    Diese Dekadenz, gepaart mit Arroganz und Ignoranz der staatlichen Stellen, ist kaum mehr zu ertragen.
    Die Verwaltung, die Polizei und alle weiteren vom Bürger (m/w/d) finanzierten öffentlichen Stellen sind FÜR den Bürger da, aber leider ist dieses Bewusstsein kaum mehr vorhanden.
    Wie können wir das nur wiederherstellen????

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