Völlig abseits von Demokratie: Bürgervorsteher Roland Wilde möchte die Stadtverordneten halbieren

Im 3. Buch Abendblatt fand ich einen Beitrag, der überschrieben ist: „Politiker streiten über Corona-Regeln in Gremien“. Und um es kurz zu erläutern: Wegen der Corona-Situation hat Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) den Vorschlag gemacht, dass die Stadtverordneten am kommenden Montag bei ihrer Versammlung im Marstall mit halber Besetzung tagen sollen. Was meint: Von jeder Fraktion wird nur die Hälfte der Stadtverordneten in die Versammlung geschickt. Einen Beschluss dafür gibt es jedoch nicht. Grund: “Grüne und Linke blockieren“.

Dass diese beiden Fraktionen gegen eine Zerteilung sind, kann ich nachvollziehen. Die Hälfte der Grünen wären nämlich 4 ½ Personen. Und die Hälfte der Linken wären 1 ½ Personen. Was bedeuten würde: In beiden Fraktionen müsste jeweils eine Person in zwei Hälften gespalten werden, damit eine Hälfte in den Stall gehen kann. Was allerdings auch bei CDU und FDP passieren müsste.

Aber blutiger Scherz beiseite! Die Kapazität der Reithalle beträgt bei einer Tisch-Bestuhlung rund 140 Personen. Wenn man die Bühne noch dazu rechnet, dann sind es noch ein halbes Dutzend mehr, also 146.

Und wenn alle Stadtverordneten komplett antreten, dann sind es 40 Personen. Dazu kommen noch rund sechs Personen aus der Verwaltung, macht summa summarum = 46 Personen, die auf Stühlen an Tischen sitzen. Und wenn die auf Lücke sitzen, sprich dass nur jeder zweite Stuhl besetzt ist, dann benötigen die eine Kapazität von 92 Plätzen. Und wenn man außerdem berücksichtigt, dass Familie Levenhagen aus einem Haushalt stammt, dann muss dort auch kein Abstand sein. 😉

Symbolbild: Ein Stadtverordneter wird in die Versammlung geschickt (Litho: A. Paul Weber)

Dass der Bürgervorsteher erklärt, dass in dieser Versammlung höchstens sieben Bürger auf den Zuschauerstühlen teilnehmen können, bedeutet, dass es tatsächlich fünf weniger wären als das dort übliche Dutzend.

Und ausgangs ein Wort vom alten Tacheles: Eine Halbierung der Fraktionen ist natürlich totaler Unfug. Wer sollte dabei entscheiden, welche Mitglieder aus den Fraktionen anwesend sein sollen und welche nicht?! Entscheidet nicht jeder einzelne Politiker unabhängig? Oder gibt in den Parteien, die sich halbieren wollen, einen Fraktionszwang, sodass es schnurzpiepegal ist, wer in den Stall geht und dort an Abstimmungen teilnimmt…?

Fragen, deren Beantwortung der Bürgervorsteher mir schuldig bleiben wird, denn Roland Wilde (CDU) antwortet nur ungern, weil er sich seine Meinung vermutlich von seinem Fraktionsvorsitzenden freigeben lassen müsste.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 18. November 2021

5 Gedanken zu „Völlig abseits von Demokratie: Bürgervorsteher Roland Wilde möchte die Stadtverordneten halbieren

  1. Smart City Ahrensburg

    Dazu ein Zitat aus dem 3. Buch Abendblatt von Ali Haydar Mercan, Chef der “Die Linke”:
    “Wir sind gerade mitten in den Haushaltsberatungen, da halte ich es für wichtig, dass das gesamte Kommunlparlament anwesend ist. Zudem habe inzwischen jeder die Möglichkeit gehabt, sich impfen zu lassen.”
    So ist es, lieber Herr Godfather Wilde (CDU), wir alle hatten die Möglichkeit, uns bis zu 3x impfen zu lassen. Auch Sie! Außerdem haben Sie ja den Impfstatus aller Stadtverordneten abgefragt, wie das Abendblatt jüngst berichtete. Zwar sollten Sie das wieder löschen, da sie das laut DSGVO rechtswidrig abgefragt haben, aber die Ungeimpften waren = 0, wie Sie sicher nicht vergessen haben. Also, tagen Sie in voller Stärke. Wir Wähler haben keinen halbe Mannschaft gewählt, wir wollen alle auf dem Spielfeld sehen.
    PS: Sie haben immer noch einen Bürgervorsteher-Vertreter, nämlich Herrn Marzi (Grüne), der noch nie zum Zuge kam, diese erlesene STVV zu leiten und daher stets schmollend neben Ihnen sitzt. Bitte sehr, lassen Sie ihn das mal machen und bleiben Sie zu Hause, bis Sie sich wieder wohl fühlen.

  2. Einreder

    Naja, das so genannte Pairing ist keine Neuheit. Erst die letzte Versammlung vor vier Wochen fand wieder in voller Besetzung statt. Tatsächlich dürfte eher die Sorge sein, dass bei einer kleineren Gruppe möglicherweise der Fraktionszwang bzw. die Gruppendynamik nicht so richtig funktioniert und “aus Versehen” für Vorschläge anderer Fraktionen gestimmt wird.

  3. Harald Dzubilla

    Hallo Herr Wilde! Heute kam der Bundestag zusammen, um über die aktuelle Corona-Situation zu beraten – siehe Foto! Warum muss es ausgerechnet in Ahrensburg mehr Abstand geben unter den Politikern als im Bundestag? Vielleicht, weil die Ahrensburger Stadtverordneten sich untereinander nicht riechen können? 😉

    1. Einreder

      Hallo, Herr Dzubilla,

      das ist insofern unfair, weil im BT im Plenum nur getestet, genesen oder geimpft gilt. Das ist bei der Stadtverordnetenversammlung nicht der Fall. Man erinnere sich an den Vorstoß von Herrn Wilde den Impfstatus abzufragen. Die Fraktion des BT, die das nicht mitmachen will, sitzt ja bekanntlich im Zuschauerbereich.

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