Die FDP bezieht Stellung zu IOKI und lehnt diesen Individualverkehr zu Lasten der Stadtkasse für Ahrensburg ab

Ich habe in meinen Blog-Einträgen das Thema IOKI für Ahrensburg schon von Beginn an kritisch gesehen. Und bin zum Schluss gekommen: Das ist nix für Ahrensburg. Es bringt weder der Stadt und den Bürgern etwas noch der Umwelt. Sondern nur der Bahn, nämlich Geld in die Kasse. Und mein Votum gegen IOKI kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern ich habe IOKI beobachtet und gelesen, was die Stadtverwaltung dazu geschrieben hat. Und daraus habe ich meine Schlüsse gezogen. Widersprochen – ich meine fundiert widersprochen – hat mir dazu bis heute niemand. Und meine Blog-Einträge wurden von sehr vielen Ahrensburgern gelesen.

Heute Nachmittag vor dem U-Bahnhof West: Zwei IOKI-Wagen warten auf Schnorrer

Und so war ich erfreut, als ich heute Abend eine Pressemeldung der FDP bekam. Erfreut darüber, dass es in der Ahrensburger Politik nicht nur Leute gibt, die alles abnicken, weil sie für die Folgen keine persönliche Haftung übernehmen müssen, sondern dass es dort auch Politiker gibt, die sich ernsthafte Gedanken machen, bevor sie weitreichende und teure Entscheidungen treffen.

Ich bringe an dieser Stelle die Ausführungen der FDP in ungekürzter Länge. Ein weiterer Kommentar meinerseits erübrigt sich dazu. Alsdann:

Auch die Freien Demokraten wünschen sich, dass mehr Menschen vom Motorisierten Individualverkehr (MIV), also dem eigenen Auto oder Kraftrad, auf den Öffentlichen Verkehr umzusteigen. Deshalb haben sich die FDP-Vertreter bisher konstruktiv an den Gesprächen über das Pilotprojekt mit Elektrofahrzeugen als Ergänzung des Ahrensburger Busverkehrs „ioki“ beteiligt.

Je mehr Informationen über dieses Projekt allerdings vorgelegt wurden, umso deutlicher wurde, dass der Zuschussbedarf für den geringen Nutzen ganz einfach zu groß ist. Deshalb hat die FDP am 15. September im Bau- und Planungsausschuss als einzige Fraktion gegen die Fortsetzung gestimmt.

1,262 Mio. Euro sind für die nächsten zwei Haushaltsjahre veranschlagt. Das heißt der Zuschussbedarf liegt pro Fahrt im Falle der optimistischsten Zukunftsprognose bzgl. der Fahrgastzahlen bei ca. 10,- Euro. Momentan ist der Zuschuss noch etwa doppelt so hoch, weil sich das Konzept bisher nicht ausreichend herumgesprochen hat und deshalb wenig effizient genutzt wird.

Mit ausschlaggebend für die Ablehnung durch die FDP sind außerdem Ungereimtheiten in den Verwaltungsvorlagen zum Thema:

So wird behauptet, durch ioki seien schon 30 Tonnen CO2 eingespart worden. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, dass bisher 66.000 Personenkilometer gefahren worden seien. Das wären also mehr als 450 Gramm CO2 pro Kilometer.

Tatsächlich rechnet man für einen Diesel-PKW grob mit 160 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer (Benziner wesentlich weniger). Gesetzlich sind seit diesem Jahr durchschnittlich 95 Gramm erlaubt. Da es um eine Zukunftsbetrachtung geht, müsste man mit diesem letzten Wert rechnen. Bei 66.000 Personenkilometern sind das gute 6 t CO2-Vermeidung gegenüber dem PKW. Immerhin.

Aber diese Bilanz wird durch zwei weitere Faktoren gemindert:

Laut Bundesumweltministerin Svenja Schulz verursacht ein reines Elektrofahrzeug beim momentanen Strommix nur 16 % weniger CO2 als ein Diesel.

Da eine Untersuchung der TUHH besagt, dass nur 29,6 % der ioki-Nutzer stattdessen ein Kraftfahrzeug benutzt hätten, bleiben von den angeblichen 30 Tonnen CO2-Einsparung ehrlicher Weise noch etwa 300 Kilogramm.

Außerdem stehen den 66.000 Personenkilometern erstaunliche 72.000 Leerkilometer gegenüber.

Zu den Ungereimtheiten gehört auch der Etat für die telefonische Erreichbarkeit:

Nur aufgrund einer Nachfrage der FDP, wie denn 40.000 € pro Jahr für den Telefonanschluss zustande kommen, wurde darüber nachgedacht und der Etat ohne nähere Erläuterung plötzlich auf 20.000 € halbiert. Das schafft kein Vertrauen in die Planung der ganzen Maßnahme.

Evtl. Einsparpotenziale durch die Straffung oder Streichung wenig genutzter Buslinien können die immensen Mehrkosten bei weitem nicht ausgleichen. Es wäre auch nicht gerade kundenfreundlich, Bewohner etwas abgelegener Stadtgebiete zu zwingen, per App und mit Mehrkosten den ioki-Transport zu buchen – selbst wenn der Transport dann schön bequem bis vor die Haustür erfolgen würde.

Aber: 17.600 Fahrten mit 20.000 Fahrgästen innerhalb der ersten acht Monate stehen 25.000 nicht realisierte Fahrtanfragen gegenüber. Es mangelt also auch an Effizienz und Zuverlässigkeit.

Die Hoffnung auf Besserung ist für die Freien Demokraten nicht groß genug, um jährlich 600.000 bis 800.000 Euro aus dem städtischen Haushalt zuzuschießen. Denn im Finanzausschuss wurde vor wenigen Tagen eine Unterdeckung des Haushaltsentwurfs im zweistelligen Millionenbereich bekannt gegeben.

Da verbieten sich gut gemeinte, aber teure Versuche wie „ioki“.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 17. September 2021

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