Warum ist “Valora” für den Ahrensburger Bürgermeister von Bedeutung und “Violas” offensichtlich nicht…?

In der Innenstadt sah ich ein City-Light-Poster, auf dem für den neuen Automatenladen auf dem Bahnsteig vom Regionalbahnhof geworben wird. Wir sehen auf dem Plakat eine junge Frau mit Sonnenbrille, die offenbar gerade eine Disco-Kugel per App gekauft hat und darüber ihrer Busenfreundin am Handy erzählt. Schlagzeile: „Hier kommt man immer rein!“ Was nicht stimmt, denn nur wenn man eine entsprechende App geladen hat, kommt man in den Automatenladen rein. Und hier folgt im weiteren Textverlauf ein Geschehnis, das ich als Zeuge selber erlebt habe.

Wir erfahren außerdem, dass es vor dem Laden keinen „Türsteher“ gibt. Frage: Haben Sie schon mal vor einem Ahrensburger Verbrauchermarkt einen Türsteher gesehen – ich meine außerhalb von Corona-Zeit  mit Lockdown…?

Schräg gegenüber dem Plakat in der Großen Straße ist Penny. Der Markt hat geöffnet von 7:00 bis 22:00 Uhr. Mit Vollsortiment. Und ohne Türsteher. Und man muss für den Einkauf bei Penny weder eine Fahrkarte kaufen noch eine Bahnsteigkarte lösen oder gar eine Penny-App runterladen, um dort einkaufen zu können. Toll, oder?!

Ich habe mir den Automaten-Laden auf dem Bahnsteig des Regionalbahnhofs mal angeschaut. Auf dem Weg dort hin sah ich auf dem Bürgersteig (!) ein Graffiti vom Automatenladen – siehe die Abbildung! Und ich stelle mir grad mal vor, würden alle Läden in Ahrensburg auf den Bürgersteig sprühen, dass man dort smart einkaufen kann. Da wären die städtischen Ordnungskräfte aber alsbald im Einsatz.

Ein Blick durchs Fenster des leeren Ladens am Vormittag lässt mich fragen: Wer hat wohl Lust, dort etwas einzukaufen? Ältere Menschen vermutlich nicht. Denn bevor man dort einen Kaffee geappt hat, ist der Zug längst abgefahren. Und – das ist jetzt wirklich kein Gag, sondern mein Ehrenwort:

Als ich dort stand, da kam ein Junge auf mich zu mit einer leeren Wasserflasche in der Hand und der Frage auf den Lippen, ob ich vielleicht eine App für den Laden hätte und ihm helfen könnte. Konnte ich leider nicht, sondern ich habe ihm gesagt, dass im Bahnhof eine Bäckerei ist, wo er vielleicht Wasser für seine Flasche bekommen kann.

Und damit komme ich zu einem anderen Gesichtspunkt. Sie erinnern sich: Als der Bahn-Automatenladen der Schweizer Firmengruppe “Valora” eröffnet wurde, stand das sogar im 3. Buch Abendblatt mit einem verkaufsfördernden Testimonal des Ahrensburger Bürgermeisters, der dort vermutlich jeden Tag vor den Automaten steht und sich per App sein Frühstücksmüsli zusammenstellt. Das zum einen.

Zum anderen: Als in der Hagener Allee der neue Laden „Violas“ aufgemacht hatte, da habe ich darüber keinen Beitrag im Abendblatt gefunden. Und auch der Bürgermeister hat sich dazu öffentlich nicht geäußert und dem Ladeninhaber viel Erfolg gewünscht. Oder kurz gefragt: “Valora” hui – “Violas” pfui, Herr Bürgermeister?

Sachlich gefragt: Sind Schweizer Großunternehmen, die in Ahrensburg keine Steuern zahlen und einen reichlich überflüssigen Automatenladen auf den Bahnsteig stellen, für den Bürgermeister der Stadt wichtiger, als Ahrensburger Geschäftsleute, die mit neuem und sehr innovativem Angebot die Innenstadt beleben und hier auch Gewerbesteuern zahlen…? U. A. w. g.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 21. Juli 2021

4 Gedanken zu „Warum ist “Valora” für den Ahrensburger Bürgermeister von Bedeutung und “Violas” offensichtlich nicht…?

  1. Stiller Beobachter

    Wenn die PR-Abteilung der Bahn pupst, steht unser Bürgermeister stramm. Nur hat die Bahn bis heute noch kein barrierefreies WC am Bahnhof erstellt. Das soll Herr Kania liefern. Und dann kackt der Bürgermeister darinnen als erster und Janina Dietrich berichtet darüber im Abendblut oder wie das Blatt auch immer heißt. Ja, so isses in Agb.

    1. Grüner Bogenschütze

      Als täglicher Bahnfahrer habe ich noch NIE !!! einen Rollstuhlfahrer auf dem Ahrensburger Bahnhof gesehen, geschweige denn mit dem Zug fahren. Es gibt einfach keinen Bedarf für ein barrierefreies Klo auf dem Bahnhof. Im übrigen halten die Waggons der S-Bahn, welche mit einer ausfahrbaren Rampe für Rollstuhlfahrer ausgestattet sind, zusätzlich ein behindertengerechtes Klo vor.

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