Bürgermeister-Duell im JuKi 42: gut organisiert, miserabel moderiert und richtig kuschelig

Was passiert, wenn ein Diplom-Sozialpädagoge ein Bürgermeister-Duell vor jungen Wählern moderiert? Im Jugend- und Kinderzentrum Ahrensburg hatte Carsten Roeder, Geschäftsführer vom Kinder- und Jugendbüro in Itzehoe, diese Aufgabe heute Abend übernommen und war dabei offenbar auf der falschen Veranstaltung angekommen.

Drei Kuschelkämpfer ohne den richtigen Biss: Hansen, Sarach, Conring

Drei Kuschelkämpfer ohne den richtigen Biss

Roeder führte in die Thematik ein mit den Hinweisen, dass es hier um Politik geht, um Politiker und politische Programme. Was total daneben ist. Denn die Herren Christian Conring, Jörg Hansen und Michael Sarach bewerben sich keineswegs mit politischen Programmen um ein politisches Amt, sondern jeder von ihnen möchte eigentlich Leiter der städtischen Verwaltung von Ahrensburg werden bzw. bleiben. Dazu muss der Kandidat weder ein politisches Parteibuch haben noch politisch engagiert sein.

So führte die Moderation des Sozialpädagogen von vornherein zu Missverständnissen bei den Jugendlichen, die z. B. ernsthaft wissen wollten, warum es in Ahrensburg so viele Seniorenheime gibt, die man doch zusammenlegen könnte, damit mehr Platz entsteht für Freizeitangebote und preiswerten Wohnraum für junge Leute.

Und der Moderator benannte sieben Personen aus dem Publikum, die sich mehr oder weniger selber als Juroren nominiert hatten, weshalb man sie zu den “Senfautomaten” rechnen kann, sprich: Wichtigtuern. Und diese sieben Figuren haben dann per Stimmzettel entschieden, welcher der drei Kandidaten in der jeweiligen Runde am besten abgeschnitten hat. Tolles Demokratie-Verständnis, Herr Roeder, denn es wäre ja wohl kein Problem gewesen, alle Jugendlichen abstimmen zu lassen, wie das noch vor sechs Jahren durch “Zulauf” möglich gewesen war.

Herr Hansen im Hinblick auf Wähler

      Jörg Hansen im Hinblick auf Wählerfang

Die Themenfelder – ich muss sie hier nicht einzeln aufzählen, denn es waren die üblichen, die schon seit Wochen diskutiert werden – wurden von den Kandidaten mehr oder weniger im gegenseitigen Einvernehmen abgehandelt. Kuschelwahlkampf eben, wobei “Kampf” so gut wie gar nicht zu erkennen war.

Einig waren sich alle drei Bewerber, dass das Flüchtlingsproblem kein Thema im Wahlkampf sein sollte. Nur Jörg Hansen sah das anders: Der Grüne trug heute Abend tatsächlich ein T-Shirt mit der Aufschrift “Refuguees welcome” – siehe die Abbildung. Fishing for Fans. Und hochnotpeinlich, Herr Hansen.

Aufmerksame Zuhörer, aber wenig spannende Fragen an die Kandidaten

Aufmerksame Zuhörer, aber wenig spannende Fragen an die Kandidaten

Großes Lob für Yannick Klix, den Vorsitzenden des Ahrensburger Kinder- und Jugendbeirats, und seinen Mitstreitern für die tolle Organisation des Abends! Und mindestens genauso lobende Worte für die drei “Beisitzer” auf der Bühne, die die Auftritte der drei Kandidaten trefflich mit wenigen Worten und viel Witz kommentiert haben. (Solche Kommentatoren wünsche ich mir auf Szene Ahrensburg sehnlichst! 😉 )

 

 

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 15. September 2015

16 Gedanken zu „Bürgermeister-Duell im JuKi 42: gut organisiert, miserabel moderiert und richtig kuschelig

  1. Wolfgang König

    Es wird überall hervorgehoben (Presse,öffentliche Veranstaltungen…..), dass Herr Sarach der SPD, Herr Conring der CDU und Herr Hansen den Grünen angehört. Alle drei sind von Helfer aus ihren Parteien umgeben. Sie erhalten sach- und Geldleistungen von ihren Parteien. Nun habe ich Wahlplakate und Flyer nicht so recht in Erinnerung. Zumindest Herr Conring und Herr Hansen standen unter Regen-Sonnenschirmen ihrer Partei. Herr Sarach hat mit Herrn Griesenberg sicherlich auch unter einem solchen Schutz gesucht. Als Amtsträger ist man sicherlich eher seiner Partei geneigt als einer anderen. Wie nennt man das noch – vernäht, verflochten, verknüpft…..?
    Die Gesetzgeber haben sich sicherlich etwas dabei gedacht, als sie die Bürgermeisterämter nicht auf parteilose Bewerber beschränkt haben.
    Da hatte der Moderator nicht Unrecht, wenn er sagte, dass es um Politik geht.
    Die wahl zu beschränken, war sicherlich nicht richtig. Das War ein schlechtes Beispiel für Demokratie.
    Die Jugend möchte also die Senioren in ein Wohnsilo auf die grüne Wiese verbannen, um Platz für ihre gewünschte Disko zu haben. Ob sie sich in 70 Jahren in ihrem Wohnsilo wohl fühlen werden?
    Wolfgang König
    Wolfgang König

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Ob der Verwaltungleiter “geneigt” ist, die Politik einer einzigen Partei zu vertreten, weiß ich nicht. Wenn aber der Bürgermeister von Ahrensburg nur der verlängerte Arm einer der politischen Fraktionen in der Stadtverordneten-Versammlung wäre, dann würde ich nicht zur Wahl des Bürgermeisters an der Urne erscheinen. Das würde nämlich bedeuten, dass der Leiter der Verwaltung nicht parteiübergreifend arbeitet.
      PS: Die Gesetzgeber haben das Bürgermeisteramt nicht mal beschränkt auf Fachleute.

  2. FritzCola

    Die “Alten” in ein Ghetto zu sperren, ist aber politisch sehr unkorrekt von der dort versammelten Jugend, die ja sonst immer gern alles Unkorrekte anprangert. Als der bayrische Innenminister Herrmann von einem “wunderbaren Neger” im Fernsehen sprach, fiel die Welt der politisch korrekten “Gutmenschen” in sich zusammen und es löste einen Shitstorm aus. Diese Formulierung war auch ohne jeden Zweifel völlig unpassend und geschmacklos. Dass steht auch nicht zur Debatte. Allerdings sollte man dann diese Korrektheit auch stringent durchhalten und dann nicht mit den alten Menschen so unmenschlich verfahren wollen.
    Wenn dann erst die Jungen alt werden, sollte man sie noch einmal fragen, ob sie bei ihre Meinung immer noch bleiben. Vielleicht sollte ich mal fordern, dass man die von der Jugend erhoffte Diskothek im Bahnhofsklo einrichtet. Reicht doch an Platz, oder? Und der „Bierdurchlauf“ ist dann auch eher zu bewältigen. Und an den Geruch gewöhnt man sich schnell – kein Problem! Oder?

  3. Christian Schmidt

    Hallo Herr Dzubilla,

    „Refuguees welcome“ hat nichts mit Stimmenfang zu tun. Menschen, die durch Krieg, Krankheit, Hunger und Tod bedroht und verfolgt werden, sollte Schutz gewährt und menschenwürdig behandelt werden. Wie es im Grundgesetzt verankert ist.

    Dafür steht „Refuguees welcome“.

    Und besonders in Ahrensburg ist es gute Tradition Menschen aufzunehmen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Im ersten Stock des Rathauses gibt es dazu eine interessante Schautafel.

    Gruß
    Christian Schmidt

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Lieber Herr Schmidt –
      auch Herrn Hansen sollte bekannt sein, dass das nicht nur Tradition und Menschenpflicht ist, sondern auch deutsches Gesetz. Und das gilt für jeden Bürgermeister, der das Amt einnimmt, dazu muss er in einer Werbeveranstaltung keine Aufschrift auf einem T-Shirt tragen. Warum also hat Jörg Hansen das getan – Conring und Sarach haben es doch auch nicht gemacht?!
      Mit freundlichem Gruß
      Harald Dzubilla

      1. Christian Schmidt

        Hallo Herr Dzubilla,

        „Refuguees welcome“ steht dafür, dass man die Menschen menschenwürdig empfängt.
        Das müssen nicht umbedingt jubelnde Menschenmassen mit Blumen und Kuscheltieren sein. Das sollten aber auch keine “abweisenden” Menschen sein, die eine gewisse Ähnlichkeit mit denen haben, vor denen die Flüchtlinge gerade geflohen sind.

        Es ist wichtig sich dafür einzusetzen, dass die Flüchtlinge vernünftig aufgenommen werden. Nur weil gerade Bürgermeisterwahlkampf ist, sollte man darauf nicht verzichten.

        Warum Hr. Sarach und Herr Conring das nicht gemacht haben, ist eine sehr gute Frage. Es hätte doch echt was her gemacht, wenn alle drei im selben Look erschienen wären…. 🙂

        Gruß
        Christian Schmidt

        1. Harald Dzubilla Artikelautor

          Ach so – ich wusste ja gar nicht, dass gestern Flüchtlinge im Publikum saßen. Dann natürlich ist die Begrüßung durch Herrn Hansen zu begrüßen. Vielleicht trägt Herr Conring ja am Donnerstag ein Hemd mit der Aufschrift “Brot für die Welt” und Herr Sarach mit dem Aufdruck: “Geld für das Schloss” oder so… 😉

          Aber im Ernst, lieber Herr Schmidt: Das Thema Flüchtlinge sollte im BM-Wahlkampf nicht vorkommen, weder aus dem Mund noch auf der Brust der Kandidaten. Dass man Flüchtlinge “menschenwürdig empfängt” und nicht menschenunwürdig, darin sind sich wohl alle drei Kandidaten einig, das muss man sich nicht bei Wahlkampfauftritten zur Erinnerung an die eigene Brust heften.

  4. Wolfgang König

    Ja, der Bauamtsleiter (Beamter A 15/16) muss staatlich vorgeschriebene Ausbildung mitbringen und das ganze Laufbahnrecht erfüllen. Der höherdotierte Bürgermeister( http://www.helpster.de/wie-werde-ich-buergermeister-so-bewerben-sie-sich-in-kleinen-kommunen_98600) ist ein Wahlbeamter auf Zeit, muss mindestens 18 Jahre alt sein und eine obere Altersgrenze noch nicht überschritten haben. Er benötigt keine berufliche Qualifikationen! Die Mitgliedschaft in einer Partei ist von Vorteil (Sach- und Geldunterstützung).
    Laufbahnprüfungen wie andere Beamte (im höheren Dienst langwieriges Studium mit staatlichen Prüfungen und oft mindestens drei Jahre Vorbereitungsdienst sind für Bürgermeisterämter nicht erforderlich. Ausschreibungen für das Bürgermeisteramt mit Leistungsvorgaben gibt es nicht mehr.
    Bürgermeister müssen offenbar ihren Hauptwohnsitz nicht mehr in ihrer Gemeinde/Stadt haben.
    Die Besoldung ist auch von der Einwohnerzahl abhängig (Eingruppierungsverordnung der Länder). Daher rührt die Bauwut der Bürgermeister.
    Die Bürgermeister-Besoldung liegt bei kleinen Gemeinden (4.000 Einhohner) bei A 15/16 über B1 (ca. 4000 € brutto) bis Großstädte bei B 11 (ca. 10.000 € brutto) mit vielen, vielen Zulagen wie Dienstaufwandsentschädigung (Kleiderkosten – (bei der Bw auch Unterhosengeld genannt; Beim Finanzamt konnte ich meinen Kleidungsverschleiß nicht absetzen.)), Dienstalterzuschlägen, Beihilfe (ca. 60 % der üblichen privaten Krankenversicherungskosten), Pensionsansprüche schon nach kurzer Amtszeit usw., usw..
    Der Bürgermeister der Kreisstadt Dillingen (ca. 18.000 Einwohner, B4 (7.860 € brutto – plus aller Zulagen und Vergünstigungen) sagt über sein Amt aus “…….. (es ist) die Möglichkeit, meine Leidenschaft – die Politik – zu meinem Beruf zu machen!”
    Mit beamtenrechtlichen Grüßen
    Wolfgang König

  5. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    nun sind wir schon bei einer Kleiderordnung für BM-Kandidaten. Herr Hansen hat sich den Zuhörern angepasst. Im Wahlkampf ist jedes Mittel recht, Aufmerksamkeit zu erregen. Immerhin ist der Grundton von Herrn Hansen schwarz. Will er so Stimmen von der CDU abziehen? Herr Conring wird wohl bald in einem grünen T-Shirt ( http://www.spreadshirt.de/enblem+t-shirts) mit Baum-Emblem und dem Schriftzug “Mein Freund der Baum” auftreten, um grüne Wähler anzuziehen.
    Und Herr Sarach tritt im roten T-Shirt mit dem randlosen Emblem einer roten Rose auf.
    Ob Herr Hansen auch seine Verschleiß-Jeans getragen hat, lässt sich nicht erkennen.
    Mit bekleidenden Grüßen
    Wolfgang König

  6. Thomas H..

    Hallo Herr König,
    Mit Ihren Zahlen zur Beamtenbesoldung im höheren Dienst liegen Sie zu niedrig, wie ich im Internet herausgefunden habe. Demnach beträgt das Grundgehalt für A15 5923,78 Euro brutto , für A16 6584,18 Euro brutto und für B2 7714,27 Euro brutto. Dazu gibt es auch noch Ortszulagen. Beamte müssen nicht in die Rentenkasse einzahlen , von daher sind die Abzüge nicht so hoch wie bei Angestellten.
    Wenn wir einmal davon ausgehen, dass unser derzeitiger Bürgermeister nach B2 besoldet wird, bekommt er, wenn er in den Ruhestand tritt, eine Pension von 71,6% seines letzten Gehalts. Das wären demnach 5523,42 Euro brutto. Dafür lohnt es sich , nochmals in die Bütt zu steigen und eine zweite Amtszeit anzustreben. Denn nur dann ,wenn diese Hürde absolviert ist, winkt die stattliche Pension.
    Beste Grüße
    Thomas H.

  7. Thomas H..

    Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass auch die Ortszulagen ruhegehaltsfähig sind. Von daher dürfte die volle Pension eines Ahrensburger Bürgermeisters weit über 6000 Euro brutto liegen, sofern er es schafft, nach einer ersten Amtszeit wiedergewählt zu werden.
    Beste Grüße
    Thomas H.

  8. Thomas H..

    Vielen Dank für den Hinweis auf die Besoldungsgruppe B4. Bei Beamten des Bundes liegt hier laut Internet das Grundgehalt bei 8163,05 Euro, beim Land SH liegt das etwas niedriger. Es handelt sich hier aber nur um das Grundgehalt, dazu kommen die Ortszulagen und weitere Zulagen.
    Wer also als Ahrensburger Bürgermeister die zweite Runde erreicht, ist als Pensionär auf Rosen gebettet. Das dürfte den unerwarteten Energieschub des Amtsinhabers kurz vor der Wahl hinreichend erklären.
    Beste Grüße
    Thomas H

  9. Britta S.

    Das ist doch ein Superjob für jemanden , der ein Schmalspurstudium an einer Fachhochschule absolviert hat und danach auf einer kleinen Verwaltungsstelle in einem Schweriner Ministerium seine Brötchen verdiente.
    Britta S.

  10. Waldemar

    Der Amtsinhaber hat sich also vom kleinen Schweriner Verwaltungsbeamten mit bescheidenem Gehalt zu einem Topbeamten mit einer B 4 Besoldung gemausert- dank der Unterstützung der Herren Bellizzi und Schädel.
    Gruß
    Waldemar

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