Wer Geld hat, kann Bäume fällen, so weit sein Konto reicht

Bildschirmfoto 2015-04-11 um 09.09.31Frage: Sind alle Menschen gemäß unserem Grundgesetz gleich? Klare Antwort: nein. Denn: Wer Geld hat, ist “gleicher”, sprich: Der Wohlhabende kann sich mehr herausnehmen als jemand, der keine Kohle hat.

Zum Beispiel vor Gericht: Wer sein Recht vor Gericht erstreiten will und vor das Amtsgericht geht, braucht keinen Rechtsanwalt. Er ist aber klar im Nachteil, wenn sein Prozessgegner einen guten Juristen zur Seite hat. Und ist der Streitwert höher, oder will der Mensch nach vorlorenem Prozess vor die nächste Instanz, das Landgericht, ziehen, dann benötigt er dafür einen Anwalt. Genauso bei der nachfolgenden Stufe, dem Oberlandesgericht, vom BGH gar nicht zu reden.

Wer keine Rechtsschtzzversicherung hat und/oder sich keinen Rechtsanwalt leisten kann, der muss im Zivilrecht im Allgemeinen klein beigeben. Derjenige hingegen, der Geld hat, nimmt sich den besten Anwalt in der Sache. Und wenn der nicht genug ist, dann nimmt er sich auch noch einen zweiten und dritten Juristen an die Seite und führt den Prozess notfalls über Jahre.

Mit Geld kann man sogar Gesetze aushebeln. Darüber berichtet heute die Stormarn-Beilage in einem Beitrag über eine nicht genehmigte Baumfällaktion des Unternehmers Christopher Kroschke auf dem Gelände des Rohrbogenwerks. (Zwischenfrage: Hat Herr Kroschke eigentlich die Gelder für die Bodenuntersuchungen auf dem Gelände an die Stadt zurückgezahlt…?) Hier wurden sogar Eichen (!) gefällt, ohne dass eine behördliche Genehmigung dafür vorlag. Aber so eine Genehmigung braucht man gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn man Geld hat. Dann braucht man nur noch Axt und Säge.

Wenn man Geld hat, fällt man Bäume über Nacht und zahlt die Strafe am Tage – Ende, aus, Nikolaus. Notfalls pflanzt man zum Ersatz ein paar winzige Bäumchen am Rande des Grundstücks, wo sie den Bebauungsplan nicht stören.

Tobias Koch (CDU) und Hartmut Möller (SPD) in seltener Eintracht zur Stormarn-Beilage: “Die Baumschutzsatzung und die Sanktionen sind angemessen.” Meine Frage: Warum liegt eigentlich im Rathaus keine Preisliste aus, was das unerlaubte Fällen von Bäumen kostet? Dann erübrigen sich lange, umstädnliche Verwaltungsvorgänge, dann wird gefällt und gezahlt. Jedenfalls, wenn man es sich finanziell leisten kann. Und bei der Firma Kroschke sind das möglicherweise sogar Geschäftskosten, die steuerlich abgesetzt werden können.

Der Arme, der nicht zahlen kann, muss möglicherweise so lange in den Knast, bis die nachgepflanzten Bäume die gleiche Höhe erreicht haben wie die gefällten.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 11. April 2015

18 Gedanken zu „Wer Geld hat, kann Bäume fällen, so weit sein Konto reicht

  1. Hermann Jochen Lange

    Hallo Herr Dzubilla,
    außerdem kommt es darauf an, ob Frau Irgendwer, Herr Kroschke oder die oberste Baumschützerin Ihrer Stadt Ahrensburg verbotswidrig Bäume fällt.
    Insbesondere die von der Zeitung wiedergegebenen Zitate zeigen im Abgleich mit den damaligen, skandalösen Baumfällungen in der Großen Straße wie doppelzüngig Frau Kirchgeorg daher redet, wenn neben ihr nicht Frau SPD Pepper mit der Kettensäge steht.
    Ja, ja, Herr SPD-Möller, kenne ich, Ihre supertolle Rathaus-Selbstbedienungs-“Baumschutzsatzung”.
    Da zittern einem die Finger noch heute auf der Tastatur.
    HJL

  2. Samson

    Frau Puvogel hat einen großen Baum vor dem Fenster ihrer kleinen Wohnung stehen. Der Baum nimmt ihr jeden Sonnenstrahl. Damit muss sie leben, inzwischen schon über 30 Jahre lang und vermutlich bis zum Ende ihres Lebens.

    Herr Krösus hat eine hundertjährige Eiche vor seiner Villa stehen, die seine Terrasse beschattet. Weil dieser Baum ihn stört, lässt er ihn kurzerhand fällen und zahlt das Bußgeld aus seiner Haushaltskasse.

    Und Pumuckeline Kirchgeorg macht schließlich auch nur, was man ihr aufträgt. ;–)

  3. hermann Jochen Lange

    Nein ironischer “Samson”,
    Frau Kirchgeorg wird vom Bürger dafür bezahlt, dass sie als verbeamtete Rathaus-Baumschützerin pflichtgemäß hätte Einspruch erheben müssen, als ihre damalige SPD-Chefin Pepper in der Großen-Straße 37 mehrfach geschützte Bäume fällen wollte (und gefällt hat) und damit gegen geltendes Recht verstoßen hat. Frau Kirchgeorg hatte keinen Einspruch erhoben. Im Gegenteil, sie hat persönlich neben den Kettensägen den Skandal vor wütenden Bürgern geschützt ….. Wer erinnert sich nicht an die Roten Trauerrosen auf den Stümpfen ?
    Frau Kirchgeorg ist am Gesetzesverstoß persönlich mitverantwortlich.
    Auch die “Akte Kirchgeorg” wird als Nachweis für die Notwendigkeit der Einrichtung eines “Bürgeranwaltes” herangezogen werden.
    HJL

  4. Samson

    Herr Lange, gucken Sie mal, wie egal das Thema “Baumfrevel” den Bürgern von Ahrensburg ist: Nur wir zwei schreiben hier einen Kommentar. Ich hatte erwartet, dass das Thema von einer Protestlawine ohnegleichen begleitet werden würde. Aber den Ahrensburgern ist es augenscheinlich egal, was mit ihren alten Bäumen passiert.

  5. Hermann Jochen Lange

    Hallo “Samson”,
    “augenscheinlich egal” vielleicht, aber nicht tatsächlich, denn das Phänomen des kollektiven >ich-habe-nichts-bemerkt< ist seit mindestens 70 Jahren allgemein bekannt.

    Zur Steigerung Ihres Zornpegels mehr Details bitteschön:
    Im Februar 2009 hatte die aktive Fällverhinderungsgruppe ausgerechnet von der Polizei in Ratzeburg den Hinweis bekommen, dass nach der sog. "Biotopverordnung" in der Großen Straße auch eine "Allee" stehen würde, die schon deshalb ausnahmslos geschützt sei: -ausnahmslos- !
    Frau U. Pepper als damals rechtlich verantwortliche SPD-Bürgermeisterin hatte von mir diese Verordnung quasi auf ihren Schreibtisch gelegt bekommen.
    Ausweg in dieser ausweglosen Situation: Die Existenz des Gesetzes leugnen. So auch Frau SPD-BGM Pepper. Motto: Wo ich kein Gesetz sehen will, kann ich auch nicht dagegen verstoßen und Punkt (Herr SPD-BGM Sarach kann es u.U. noch weit besser … ).

    Im Morgengrauen des 4. März 2009 begannen die Fällungen der insgesamt 37 meist mehrfach geschützten Bäume in der Großen Straße – unter dem persönlichen Schutz der anwesenden, verbeamteten Ober-Baumschützerin A. Kirchgeorg.
    Am späten Vormittag, um 11:15 Uhr, hat der Rathaus-Justiziar T. Reich das Verwaltungsgericht Schleswig getäuscht, indem er erklärte, alles sei "rechtens" (AZ: 3 B 29/09).
    Der darauf angesetzte Staatsanwalt XY kam ebenfalls nur durch komplette Verleugnung der Beurteilungsgrundlage "Biotopverordnung" aus der Zwickmühle.
    Im Umkehrschluss konnte er allerdings nicht vermeiden, dem verbeamteten Stadtjustiziar T. Reich im i.R.s. Fall rechtliche Unfähigkeit nachzuweisen.
    Diese Vorgänge waren "allen" bekannt. "Wir" wurden auf der Straße darauf angesprochen.
    Ergebnis:
    Sog. "Staatsdiener" übernehmen die Herrschaft
    – das Volk bezahlt alles
    – niemand will etwas bemerkt haben.

    (Aktuell betreibt auch die ev.- luth. Kirchenadministration die Herrschaftsübernahme über die Schäflein. Unterschied: Aus der "Kirche" kann man austreten – aus dem "Staat" nicht).
    HJL

  6. Sabine Heinrich

    Was für ein Signal (Leider auf Grün gestellt!!!) für alle zukünftigen Baumfrevler!
    Aus dem Zeitungsartikel habe ich Folgendes gelernt:
    Man kann – so genug Geld vorhanden – Gesetze in Ahrensburg nach Gutsherrenart missachten.
    Man kann sich ins Fäustchen lachen, wenn man für 100 widergesetzlich gefällte Bäume, von denen 16 geschützt waren (Timmerhorn), lediglich eine Ablaßsumme von 2400€ hinzulegen braucht – ein Betrag, für den ein Multimillionär (oder ist er gar schon Milliardär?) noch nicht einmal die Portokasse öffnen muss – so wenig Geld trägt ein Mann seines finanziellen Formates vermutlich als Klimpergeld in der Hosentasche mit sich herum. Selbst, wenn eine Null vergessen wurde, wäre der Betrag noch viel zu gering.
    Man kann versuchen, die Bevölkerung für dumm zu verkaufen, indem man vorgibt, einem Missverständnis unterlegen zu sein.
    Das ist schon schlimm und empörend genug.
    Dass angesichts dieses ungeheuerlichen, ignoranten (arroganten?) Verhaltens die Herren Koch (CDU) und Möller (SPD) in seltener Zweieinigkeit behaupten, dass Baumschutzsatzung und Verordnungen angemessen seien, schreit zum Himmel und gibt Fragen Raum, die sich wahrscheinlich nicht nur mir aufdrängen.
    Will man einen wahrscheinlich guten Steuerzahler nicht verärgern?
    Gerade diese Baumfällaktion zeigt doch, dass die Baumschutzordnung NICHT ausreicht und UMGEHEND eine strengere verabschiedet werden muss!
    Das gesetzeswidrige oder auch “nur” rücksichtslose Fällen von Bäumen darf sich nicht mehr für den / die Frevler lohnen!

    Ich bin gespannt, wie es nun weitergeht.
    Außerdem interessiert mich sehr, wie Frau Kirchgeorg (die Oberbaumschützerin Ahrensburgs) nun handelt.
    War sie eigentlich auch damals eine Verfechterin des Kastenschnittes der Linden (der glücklicherweise durch die Bürger verhindert wurde) ?

  7. Hermann Jochen Lange

    Hallo Frau Heinrich,
    ja, Frau Kirchgeorg war quasi die Oberkastenlinde. Mit Thiele, Bollmann und Co vollführte sie auf offener Ausschuss-Bühne selbstentlarvend das, was vom Satiriker bis zum Drehbuchautor als Anregung gesucht wird. Zu Zorn-Ausbruch neigende Bürger sollten zum eigenen Schutz das Ahrensburger Rathaus aber besser nicht betreten.
    HJL

  8. Sabine Heinrich

    Wer mistet diesen Augiasstall Rathaus endlich so gründlich und nachhaltig aus, dass man unser Denkmal ohne aufsteigenden Brechreiz betreten kann?

    1. J. Krüger

      Warum bleiben Sie nicht einfach in Ihrem geliebten Grosshansdorf – Insel der Glückseligen. Dann kriegen Sie auch keinen Brechreiz!

      1. Sabine Heinrich

        Gute Frage – aber Ahrensburg liegt mir eben auch sehr am Herzen, und deswegen mische ich mich hier immer wieder ein!

  9. Britta S.

    Hallo Herr Dzubilla,
    Die Stadt Ahrensburg hätte durchaus die Möglichkeit gehabt, Herrn Kroschke bei seinen früheren illegalen Fällaktionen ein Bußgeld bis zu 50 000 Euro zu verhängen. Die Stadt Ahrensburg hat dies nicht gemacht, um es sich nicht mit Herrn Kroschke zu verderben.
    Eine Baumschutzsatzung, die nur bei Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller, aber nicht bei Millionären und der Stadt Ahrensburg selbst zur Anwednung kommt, ist eine Farce.
    Viele Grüße
    Britta S.

    1. Sabine Heinrich

      Das ist ein starkes Stück! Danke für diesen Hinweis, Frau Britta S. !
      Zumindest jetzt müsste von Seiten der Stadt energisch gehandelt werden!
      Ich erwarte, dass wir durch alle örtlichen Medien darüber informiert werden, was nun im Fall dieser illegalen Abholzungsaktion von Seiten der Stadt geschieht.
      Bin gespannt, wer sich traut! Sonst muss ich wohl wieder einmal auf das Stormarner Tbl. oder den Stormarnteil der LN zurückgreifen.

  10. Observator

    Und wo sind eigentlich die ehemaligen Mitglieder vom ehemaligen Verein Bürger für Ahrensburg, die doch so für die Bäume in der Stadt gekämpft haben? Ist der Verein aufgelöst, dann sind auch die Bäume egal? Oder hat Kroschke auch den Verein gekauft, um ihn abzusägen von der öffentlichen Meinung…?

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Damit alle mitsingen können:

      Millionär

      Ich wär’ so gerne Millionär
      Dann wär mein Konto niemals leer
      Ich wär’ so gerne Millionär
      Millionenschwer
      Ich wär’ so gerne Millionär

      (Geld, Geld, Geld…)

      Ich hab’ kein Geld hab’ keine Ahnung, doch ich hab ‘n großes Maul
      Bin weder Doktor noch Professor, aber ich bin stinkend faul
      Ich habe keine reiche Freundin und keinen reichen Freund
      Von viel Kohle hab’ ich bisher leider nur geträumt

      Was soll ich tun, was soll ich machen, bin vor Kummer schon halb krank
      Hab’ mir schon paar Mal überlegt: Vielleicht knackst du eine Bank
      Doch das ist leider sehr gefährlich, bestimmt werd’ ich gefasst
      Und außerdem bin ich doch ehrlich und will nicht in den Knast

      Ich wär’ so gerne Millionär…

      Es gibt so viele reiche Witwen, die begehr’n mich sehr
      Sie sind scharf auf meinen Körper, doch den geb’ ich nicht her
      Ich glaub’ das würd’ ich nicht verkraften um keinen Preis der Welt
      Deswegen werd’ ich lieber Popstar und schwimm’ in meinem Geld

      Ich wär’ so gerne Millionär…

  11. Thomas H.

    Hallo Herr Dzubilla,

    kein einziges Mitglied der Stadtverordnetenversammlung hat sich seinerseits für den Erhalt der Bäume in der Großen Straße eingesetzt. Das hängt damit zusammen, dass die Stadtverordneten zuvor den Fällungen zugestimmt hatten, ohne zu überprüfen , ob die Bäume gesetztlich geschützt sind oder nicht. Das sind z.T. die gleichen Stadtverordneten, die sich vor wenigen Tagen von der Stormarnbeilage ablichten ließen und die Einhaltung der Baumschutzsatzung einforderten.. Kein einziger Stadtverordneter hat auch im nachhinein sein Bedauern über die damaligen Fällungen in der Großen Straße zum Ausdrück gebracht.
    Die Anwendung oder Nichtanwendung der Baumschutzsatzung ist Ausdruck der in der Ahrensburger Politik und im Rathaus herrschenden Doppelmoral. Ganz nebenbei sei bemerkt, dass in der Ahrensburger Baumschutzsatzung völlig willkührlich festgelegt wurde, welche Bäume geschützt und welche Bäume nicht geschützt sind.
    Einene schönen Tag wünscht Ihnen und Ihren Lesern

    Thomas H.

  12. Hermann Jochen Lange

    Hallo Thomas H.,
    dazu befindet sich in meinem Fundus folgende Auffäligkeit:
    Damals haben Ober-Grüne (auch J. Hansen, der heutige BGM-Kandidat) auch vor meinen Ohren und öffentlich überdeutlich und zornig erklärt, da würde gegen die stadteigene Baumschutzsatzung verstoßen – was insofern, bzw. rechtlich zutrifft.
    Dann aber, von einem Tag auf den anderen, und auch später nie wieder wurde dieser Vorwurf erhoben.
    Warum nicht ? Was ist den Ober-Grünen da Leidvolles widerfahren ?
    Haben sie ihre Wahrnehmungsschwierigkeit inzwischen wirklich überwunden ?
    Oder hatten sie nur die eigene “Baumschutzsatzung” verloren ?
    Ein GRÜNER Bürgermeisterkandidat sollte sie griffbereit in der Tasche tragen.
    HJL

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