Ein Werbebrief von Bürgermeister Michael Sarach

Der Bürgermeister hat mir geschrieben, und zwar der von Ahrensburg. Überschrift seines Briefes ohne Datum: “Mehr Kunden gewinnen mit dem neuen Interaktiven Informationssystem.” Und auf zwei Seiten erläutert Michael Sarach, was sich dahinter verbirgt.

Unbenannt-7Kurzum: Eine Firma Revilac® darf die städtische Homepage vermarkten, wo Firmen ihre Werbung treiben dürfen. Der Bürgermeister in seinem Werbetext: “Die Version Map6 bietet Ihnen eine Vielzahl neuer und attraktiver Möglichkeiten, sich mit Ihrem Unternehmen noch vorteilhafter und erfolgreicher für bestehende und neue Kunden überregional zu präsentieren.”

Nach der werblichen Beschreibung erklärt der Bürgermeister: “Herr Frank Bartels, Projektleiter der Firma Revilak® Kartogafien, freut sich, Ihnen im Rahmen einer Präsentation alle Vorteile und Möglichkeiten des Systems vorzustellen. Seine Mitarbeiterin, Frau Marie-Luise Pahlke wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen.”

Frau Pahlke hat das Versprechen des Bürgermeisters dann auch eingehalten und sich heute mit mir in Verbindung gesetzt. Und ich habe ihr die entscheidende Frage für die kostenpflichtige (!) Werbung auf der Homepage der Stadt gestellt, nämlich: Wie viele Menschen erreiche ich denn innerhalb von 30 Tagen auf der Internetseite von Ahrensburg?

Marie-Luise Pahlke konnte mir das nicht beantworten. Aber das wisse bestimmt der Herr Bartels, wenn er mich denn bitte mal aufsuchen darf in meinem Büro…

Nein, das darf Herr Bartels nicht. Denn da könnte ja jeder kommen, den der Bürgermeister empfiehlt. Und die Firma Revilak® – von wem hat diese den Job bekommen, mit Hilfe der offiziellen Homepage der Stadt und werblicher Empfehlung des Bürgermeisters die eigene Kasse aufzufüllen…? Es handelt sich bei dieser Firma übrigens weder um ein Unternehmen aus Ahrensburg, noch aus Stormarn oder wenigstens Schleswig-Holstein, sondern aus Au in der Hallertau. Und das liegt in Oberbayern.

Herr Sarach, ich habe eine Bitte an Sie: Könnten Sie vielleicht auch mal einen Werbebrief an alle Ahrensburger Firmen schreiben mit Ihrer bürgermeisterlichen Empfehlung, auf Szene Ahrensburg zu werben…?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 3. Februar 2015

8 Gedanken zu „Ein Werbebrief von Bürgermeister Michael Sarach

  1. Sabine Heinrich

    Unser Großhansdorfer Bürgermeister wirbt nie für irgendetwas oder -jemanden.
    Nur dafür, sich für seine Mitmenschen und die Gemeinde einzusetzen.
    Und er setzt sich z.B. nach wie vor massiv für die Rettung des Schwimmbeckens in der LungenClinik ein.
    Wie groß ist der Einsatz von Herrn Sarach, neue – “badlantic”nahe – Räume für die DLRG zu finden?
    Gut – ich sehe es ein – solche Deppen, die sogar bereit sind, ihr Leben freiwilig und unentgeltlich für andere aufs Spiel zu setzen, muss man nun ja wirklich nicht auch noch durch Worte und vor allem auch Taten unterstützen.
    Geld ist knapp in Ahrensburg – erstaunlicherweise nur dann nicht (meine Wahrnehmung) – wenn es um Prestigeträchtiges geht.
    Immerhin ist wenigstens in den letzten paar Jahren einiges in die Schulen investiert worden, die man städtischerseits jahrelang sträflich hat vergammeln lassen – von einem Vorzeigeprojekt der 70er Jahre mal abgesehen.

    Ist das, was Herr Sarach da in seiner Funktion als BM macht, überhaupt erlaubt?
    Mich interessiert auch die Rückseite des Briefes. Könnten Sie die bitte nachreichen, Herr Dzubilla?

  2. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    wenn jetzt auch noch unsere städtische Homepage vermarktet wird, stellt sich mir die Frage, wie hoch die Einnahmen sind und wo diese in den Haushalt einfließen. Oder fließen sie in die Portokasse des BM? Das werden wir aber nie erfahren, wenn da keiner nachbohrt.
    Es freut mich, dass unser Bürgermeister Sie endlich einmal ohne Schreib-Zwang anschreibt. Da haben Sie wohl bei ihm einen Stein im Brett. Blog-Schreiber sind also Gewerbetreibende. Und Herr Sarach opfert auch noch Porto und Schreibkosten aus seiner geheimen Portokasse, um Werbung für einen Vertragspartner zu machen, der sicherlich kaum etwas dafür sowie die Nutzung der Homepage zahlt. Oder stehen diese Ausgaben neben den Einnahmen im Haushalt? Das würde erklären, dass er nun genehmigt ist.
    Mit seltsamen Gedanken
    Wolfgang König

  3. Johan v. Hülsen

    Um eine Frage zu beantworten, die Herr Bartels nicht beantworten konnte: Sie erreichen ca. 6.000 Besuche auf der Homepage der Stadt. Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Besucher 2 Mal im Monat kommt, dann würde das ca. 3.000 Personen machen.

    Was ich eigentlich erschreckend finde: Normalerweise bringt man doch sein Haus auf Vordermann, bevor man Zimmer vermietet. Die Homepage der Stadt ist aber weiter genauso unbenutzbar und unansehnlich wie bisher.

  4. Wolfgang König

    Aha, die Homepage der Stadt soll nach dem überschaubaren Diagramm einer Werbefirma ca. 6.000 Besucher im Monat haben. Wieviele davon interessieren sich für das Stadtgeschehen und wieviele wollen werben oder lesen Werbung?
    Wenn sich täglich zweimal Besucher für Werbung interessieren, dann kommen monatlich statistisch 1.500 potentielle Interessenten.
    Das ist schon eine gute Einnahmequelle für unsere Stadt. Oder habe ich mich verrechnet?
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang König

  5. Hermann Jochen Lange

    Wer trägt die justiziable Verantwortung ?

    Im Briefkopf links oben GROSS: Damals Bürgermeisterin Pepper – heute Bürgermeister Sarach.
    Rechts oben klein die meist weiblichen Sachbearbeiter.
    Sie geben ihren Namen her (freiwllig oder nicht) und für was auch immer.
    Sie “bearbeiten”, sie sind “federführend” oder sie geben ihre Unterschrift unter eine nachweislich gesetzwidrige Baugenehmigung (“Rampengasse”) oder sie texten Briefe an den Innenminister, um diesen arglistig zu täuschen oder sie bereiten Vorteile-gewährende-Verträge vor (A.K.) oder – oder – oder

    Nur einer ist nie verantwortlich, der Herr Stadtjustiziar. Existiert er überhaupt noch ? Ist er noch im Stellenplan 2015 aufgeführt ? Oder ist seine XXL-Plus-Stelle schon nach oben über den Papierrand hinfort geflogen ?
    HJL

  6. Wolfgang Schrimpff

    Hallo Herr Dzubilla,
    dem Schreiben, so wie es abgebildet ist, fehlt nicht nur das Datum sondern auch ein Adressat. Gerichtet ist es doch lediglich an die sehr geehrten Damen und Herren. Ist es denn wenigstens unterschrieben und, wenn ja, von wem? Und zuständig bei der Stadtverwaltung ist augenscheinlich gar nicht unser Bürgermeister sondern Frau Imke Bär.

    Selbstverständlich ist Ihre Bitte bezüglich „Szene Ahrensburg“ absolut berechtigt; immerhin handelt es sich im Gegensatz zur Firma Revilak® Kartogafien dabei um eine Ahrensburger Institution. Das läge aber wohl weniger in der Zuständigkeit des Bürgermeisters als Verwaltungschef oder von Frau Bär aus dem Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit als vielmehr bei Frau Link in ihrer Eigenschaft als Wirtschaftsförderin.

    Meiner Erinnerung nach gibt es in dem vielbeachteten Newsletter „Ahrensburg 360O“ eine regelmäßige Rubrik „nachgefragt“, in der Ahrensburger Wirtschaftstreibende vorgestellt werden. Wie wäre es also, wenn Frau Link Sie einmal besuchen und „nachfragen“ dürfte?

    Mit nachbarlichen Grüßen
    Wolfgang Schrimpff

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Hallo Herr Dr. Schrimpff –

      unterschreiben hat ein gewissen “Michael Sarach”. Frau Link besuchen? Eher setze ich einen Link zu Frau Link…! 😉

      Liebe Grüße
      Harald Dzubilla

  7. Claudia R.

    Hallo!
    Warum kein Adressat? Darum:
    Dieses Blankoschreiben wird dem Bürgermeister abgequatscht, weil er sich dann das Porto spart.
    Das ködert. Es kostet ja schließlich so viele Leute anzuschreiben.
    Verschickt wird es dann per Fax von der Firma mit dem eigenen Anschreiben.
    So ist es bei uns in Hude der Fall.
    Eigentlich geschickt gemacht. Die Empfehlung der Bürgermeister soll wohl bewirken, das man leichter an Kunden kommt. Denn es macht einen seriösen Eindruck.
    Man nennt das auch unlauteren Wettbewerb.
    Es gibt Menschen, die machen ihren Job ohne nachzudenken!

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