Der Prinzipienreiter aus der Sklavenhändlerstraße

Ich habe es in Vergangenheit schon mehrfach geäußert, dass ich meine Mitbürger liebe, die man nicht oder so gut wie gar nicht in den Versammlungen der Stadtverordneten sieht, es sei denn: Ein Hund hat vor ihre Haustür gekackt. Dann gründen sie eine Bürgerinitiative, werden vorstellig im Marstall und lesen in der Einwohnerfragestunde eine Erklärung vom Blatt ab. Und wenn die Politiker dann mit ihrer Arbeit beginnen, stehen die Mitglieder der Bürgerinitiative “Keine Hundekacke vor Haustüren!” demonstrativ auf und gehen wieder heim, weil das Abendprogramm im Fernsehen beginnt und das Bier im Kühlschrank wartet. Feine Demokraten sind das, die ihr eigenes Wohl im Auge haben, nicht aber das Gemeinwohl.

Bildschirmfoto 2014-07-31 um 09.16.02Das mit der “Hundekacke” ist natürlich satirisch-symbolisch gemeint. Ernsthaft hingegen ist ein Beitrag in der heutigen Stormarn-Beilage. Dort lässt sich ein Bürger, der in der Sklavenhändlerstraße (aka Schimmelmannstraße) wohnt, vor den Wohn-Containern, die soeben auf dem Gelände der Grundschule Am Reesenbüttel aufgestellt wurden, von Mira Frenzel, der Sensationsreporterin der Stormarn-Beilage ablichten, um sich im Blatt zu äußern, dass er ärgerlich sei, weil er von seinem Grundstück, “das wenige Meter von der Grundschule entfernt liegt”, nun auf die Container der Kita-Kinder blicken muss.

“Wir wurden von der Stadt nicht informiert”, jammert der Bürger und erklärt im selben Atemzug, dass er zwar von den Plänen im Abendblatt gelesen hat, sich aber “weitere Informationen seitens der Verwaltung gewünscht hätte – vor dem Aufbau des Provisoriums”. Und der Anwohner erklärt, dass die Container momentan das Gesprächsthema unter den Nachbarn seien, vor allem “weil denjenigen Informationen fehlen”.

Es geht also nicht darum, dass die Wohn-Container stören, sondern es geht darum, was bereits in der Überschrift steht: “Neue Hort-Container irritieren Nachbarn” , weil sich diese Nachbarn nicht informiert fühlen, obwohl sie genau wussten, dass Container auf dem Grundstück errichtet werden sollen.

Lieber Mitbürger, wenn Sie ernsthaft Informationen hätten haben wollen, dann hätten Sie sich schon vor Wochen ernsthaft darum kümmern sollen. Denn Informationen sind Holschulden. Und wenn Sie in der Stormarn-Beilage erklären: “So hat die Angelegenheit einen faden Beigeschmack”, dann kann ich nur antworten: Diesen Beigeschmack bringen Sie persönlich auf den Tisch der Stadt.

Und Mira Frenzel? Die kann nichts dafür. Die kann es eben nicht besser. So schreibt sie zu ihrem eigenen Beitrag auch noch einen “Kommentar” auf der Seite 1, auf den ich gar nicht eingehen will, weil die Worte genauso Unfug sind wie die Worte des Bürgers, der heute bestimmt durch die Straßen von Ahrensburg schreiten wird, weil er wahnsinnig stolz darauf ist, so riesig in der Zeitung abgelichtet zu sein, dass die Container total in den Hintergrund geraten.

Ich wohne übrigens in derselben Straße, wenige Schritte von der Schule entfernt. Ich hätte die Container lieber auf der anderen Seite der Schule gesehen. Aber im Interesse der Kita-Kinder und nicht wegen der Irritation irgendwelcher Prinzipienreiter Nachbarn.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 31. Juli 2014

12 Gedanken zu „Der Prinzipienreiter aus der Sklavenhändlerstraße

  1. Frau Behnemann

    Hallo! Das Foto sagt doch alles: Nicht die Container sind das Thema, sondern der Mensch, der sich mal wichtig machen möchte. Was hätte es geändert, wenn die Stadt die Anlieger auch noch persönlich informiert hätte? Würden die Container dann nicht mehr irritieren?

    Urlaubsgrüße von Frau Behnemann!

  2. Sabine Heinrich

    Ich überlege schon, was ich tun könnte, um endlich mal mit Foto in die Zeitung zu kommen!
    Vielleicht sollte ich eine private Andacht am Sonntagmorgen vor der St.-Johannes-Kirche abhalten?

    Mit unscheinbaren Grüßen…
    Die Obige

  3. Observator

    Im Sommer gibt’s ein Sommerloch,
    in das die Presse jährlich fällt.
    Doch Mira Frenzel schreibt dann noch,
    dass dort ein Hundefloh laut bellt.

  4. Hermann Jochen Lange

    xxxxxxx flashmob – Andacht xxxxxxx

    am kommenden Sonntag um 10:00 Uhr vor der geschlossenen Kirchentür St. Johannes, Ahrensburg.
    Offiziell verboten ist die Teilnahme den Mitgliedern des Fördervereins St. Johannes.
    Deshalb also nicht die Nicht-Mitgliedsausweise vergessen – Herr Buhl und Frau Botta kontrollieren.

    HJL.Amm

  5. Andreas Hausmann

    Lassen Sie doch den auf dem Photo abgebildeten armen, alten Mann in Ruhe!
    Der will in der Schimmelmannstrasse wahrscheinlich gerade seinen Lebensabend genießen, weil seine Kinder schon seit Jahrzehnten aus dem Haus sind und er sich gar nicht vorstellen kann, dass Kinder heutzutage noch in einen Hort, geschweige denn in eine Schule gehen.
    Ich würde es auch nicht gerade begrüßen, wenn die Stadtverwaltung mir so einen Container in den Garten stellen würde – müsst’ ich vermutlich meine Kinder darin einschließen, damit sie Nachmittags nicht auf die Straße laufen.
    Mensch, aber Herr Dzubilla: Die beste Idee hätten Sie aber haben müssen – bitte nicht immer nur kritisieren, Vorschläge braucht das Land…äh die Stadt: Unlängst schrieben Sie über die immer noch leerstehende, ungenutzte Tiefgarage unterm Markt: Wär datt nich gegangen…mit ein bisschen Farbe und ein paar Spielgeräten? Da wären die Gören wenigstens auch noch weg von der Straße!!
    Tschuldigung, muss mal Schluss machen, meine Lütten haben gerade ein Problem…

  6. Sabine Heinrich

    Ich staune nur über diese Mentalität!
    Seit Monaten ist bekannt, dass die Container errichtet werden – jeder der nun irritierten Nachbarn hätte die Möglichkeit gehabt, mal im Rathaus nachzufragen, wie diese Übergangslösung denn aussehen würde! Gerade im Bereich Reesenbüttel gibt es besonders viele Menschen, die lesen, schreiben, ein Telefon benutzen können und den Weg zum Rathaus ohne Navi finden würden.
    Oder gibt es gewisse Befürchtungen, Herr Knüppel, dass der Preis der eigenen oder anderer “betroffener” Immobilien sinken könnte?

    Mit fragenden Grüßen
    Sabine Heinrich

  7. Rainer Pingel

    Liebe Nachbarn, hier seht Ihr, was ein wesentlicher Grund für die Malaise der Stadt Ahrensburg ist: da tritt ein Bürger auf, lässt sich lächerlich von der Zeitung ablichten und erklärt Blödsinn. Er hätte bei etwa Ohr für das, was in der Stadt läuft, lange von der Containerthematik wissen können. Jetzt wird anschließend rumgemault, man hätte ihn ja informieren müssen. Wer ist er denn? Die Verwaltung und Teile der Politik fühlen sich doch wieder bestätigt und lachen sich ins Fäustchen. Das Selbstverständnis der Verwaltung ist bestätigt, man schaltet und waltet, wenn die Bürger Einwendungen erheben würden oder ihren Hintern mal in die Ausschüsse bewegen würden, könnten wir ja auch mal nachdenken. Kommt aber meist nix vom Bürger, also ist auch der gröbste Verwaltungsunsinn ok.

    Fazit: Ergebnis schlechter Bürgerbeteiligung an den städtischen Belangen ist immer ein schlechtes Ergebnis in der Stadtentwicklung! Und produziert eitle Selbstdarsteller!

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