Ein Nassauer will an der Geiz-ist-geil-Gier verdienen

Es tut mir immer weh, wenn ein Laden in Ahrensburg aufgibt. Manchmal aber freue ich mich insgeheim darüber. Wie zum Beispiel über den „Preis-Detektiv“ in der Großen Straße, wo auf einem Schild an der Ladenscheibe zu lesen ist: „Ihr Preis-Detektiv zieht um“. Und auf einem Zettel daneben steht geschrieben, dass die beiden Inhaber ihr Geschäft fortan in der Wohnung betreiben.

Frage: Warum nicht gleich so? Ein guter Preis-Detektiv hätte doch längst herausfinden müssen, dass ein angemieteter Laden teurer ist als eine Büroecke in der eigenen Wohnung 😉 !

DetektivWarum meine Freude? Ganz einfach: Es ist Schadenfreude über die Anhänger der „Geiz-ist-geil“-Mentalität! Und der Detektiv-Laden hat natürlich Ahrensburger Geschäften geschadet, weil der angebliche „Detektiv“ bestimmt nicht nur in Ahrensburg gesucht hat, sondern im ganzen Lande. Doch dazu braucht kein Verbraucher einen Preisschnüffler, weil jeder selber im Internet schnüffeln kann, wo die Portale zu finden sind, in denen Preise verglichen und die billigsten Anbieter genannt werden. Ob die billigsten aber auch wirklich die preiswertesten sind – woher will das der Detektiv wissen? Das weiß auch der Verbraucher zumeist erst hinterher. Und dazu kommt, dass der Preis-Schnüffler auch noch was daran verdienen will.

Mein persönliches Beispiel, warum ich einen Bogen um das Internet mache bei Waren und Dienstleistungen, die ich auch vor Ort bekommen kann: Ich möchte eine Urlaubsreise buchen. Da gibt es im Internet ungezählte Angebote mit Preisen, Kundenempfehlungen und vielen schönen Worten. Aber wie wollen Sie Preise vergleichen, wo die Angebote nicht identisch sind und Sie die „Produkte“ gar nicht kennen?! Und was ist, wenn der Urlauber angereist ist, und das Hotel mit seinem Ambiente entspricht nicht dem, was er sich vorgestellt hat…?

Gehe ich in ein Reisebüro in Ahrensburg und erkläre genau, was ich will, dann muss ich mich nicht mit den Angeboten auseinandersetzen, die ich gar nicht möchte. Das für mich Entscheidende ist aber, dass die Berater mir das empfehlen, was sie selber kennen, oder über das sie von ihren Kunden wissen, dass deren Urlaub bestens gewesen ist. Und wenn ich im Internet eine mögliche Reklamation anbringe, dann ist das sehr viel komplizierter als im Reisebüro vor Ort. Klar, dass das Reisebüro nicht kostenlos arbeitet – das aber tut „Ihr Preis-Detektiv“ vermutlich auch nicht.

Und dann gibt es die Geizgeilen, die sich im Einzelhandel die Produkte anschauen, sich ausführlich beraten lassen und dann ins Internet gehen, um zu suchen, wo sie das Ding am billigsten kaufen können. In meinen Augen sind das Betrüger, weil sie sich eine kostenlose Beratung unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ergaunert haben.

Der Ahrensburger „Preis-Detektiv“ ist mit seiner Geschäftsidee in meinen Augen ein Internet-Abstauber, um nicht zu sagen: Schmarotzer, der nichts tut, was der Kunde nicht selber tun könnte. Oder sehe ich das falsch, liebe Leser…?

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 21. Mai 2013

5 Gedanken zu „Ein Nassauer will an der Geiz-ist-geil-Gier verdienen

  1. Ulrich Scharrenweber

    Nein, Herr Dzubilla, das sehen Sie nicht falsch. Natürlich versuche ich ebenfalls preisbewusst einzukaufen. Allerdings hat das Grenzen. Qualität gibt es nicht zum Nulltarif. Wie sollen Erwerbstätige finanziell klar kommen, wenn wir kein Verdienen mehr gestatten? Diese Geiz-ist-geil Mentalität wird in der Sackgasse enden. Die Auswirkungen treten offensichtlich zu Tage und die Debatten sind in vollem Gange. Mindestlohn, Arbeitszeitverlängerung, leere Kassen auf breiter Front.

    Zu Ihrem Artikel fällt mir dieses Zitat des englischen Sozialphilosophen John Ruskin:
    “Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zuwenig zu bezahlen. Wenn wir zuviel bezahlen, verlieren wir etwas Geld, das ist alles. Wenn wir dagegen zu wenig bezahlen, verlieren wir manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten”

    Ich freue mich als “Neu-Ahrensburger” diese Stadt durch Ihre Berichterstattung auch von einer anderen Seite kennen zu lernen. Bleiben Sie dran!

    Viele Grüße!
    Ulrich Scharrenweber

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Vielen Dank für Ihren freundlichen Zuspruch! Sie haben Recht: Das Thema ist weitaus größer, als ich es angerissen habe. Mein Lieblingsbeispiel: Familie Billig aus Ahrensburg kauft ihre neue Waschmaschine nicht in Ahrensburg, sondern via Internet in Dingenskirchen. Auf diese Weise kommt die Gewerbesteuer nicht in die Stadtkasse von Ahrensburg, sondern in die von Dingenskirchen. Und dann bekommt Familie Billig keinen Kita-Platz, weil die Ahrensburger Stadtkasse leer ist, und schimpft über Politik und Verwaltung…

  2. F. Clausen

    Sehr geehrter Herr Dzubilla,

    warum wird “Szene-Ahrensburg” eigentlich bei einem Hamburger/Berliner Unternehmen gehostet?
    Auch Sie könnten einen klitzekleinen Beitrag zur Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen in Ahrensburg leisten, in dem Sie einen ortsansässigen Provider oder zumindest ein Stormarner Unternehmen beauftragen.

    Viele Grüße
    F. Clausen

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Zum einen ist der “Hamburger/Berliner” in Ahrensburg zur Schule gegangen und aufgewachsen. Zum anderen ist es ein Freund meines Sohnes. Und beide zusammen haben mir die Seite “gemacht”. Wäre ein ortsansässiger Provider vorher (!) auf die naheliegende Idee gekommen, auf Szene Ahrensburg zu werben, dann hätte der heute auch meine Seite gehostet. ;–)

    2. Der Spatz vom Rathausdach

      Die Stadt Ahrensburg ist auf solche Almosen auch nicht angewiesen. Denn schauen Sie mal, wo deren diverse Web-Sites gehostet werden!

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