Ich bin Ahrensburger mit Leib und Seele und das schon ein paar Jahren länger als die meisten Leser meines Blogs in der Stadt wohnen. Und dabei fällt mir immer wieder ein, was es früher einmal in unserer Stadt gegeben hat, nämlich ein “Wir-Gefühl”, also ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Dieses Gefühl ist im Laufe der letzten Jahre mit dem Wachstum der Stadt mehr und mehr verloren gegangen und heute so gut wie garnicht mehr vorhanden.

Kann man heute noch von einer Kultur in Ahrensburg sprechen, bloß weil es hier ein Kulturzentrum am Marstall gibt…? 😉
Immer mehr Einwohner der Stadt haben ihren eigenen Tunnelblick, was ich ständig in den Versammlungen der Stadtverordneten erlebe: Immer weniger Bürger erscheinen dort; und diejenigen, die kommen, die stellen in der Einwohnerfragestunde ihre Fragen kaum noch zu Ahrensburg im Allgemeinen, sondern sie kommen mit Problemen, die quasi vor ihrer eigenen Haustür liegen. Und wenn sie ihr Anliegen vorgebracht haben, dann stehen sie auf und gehen; womit sie dokumentieren, dass das, was in der Versammlung für die Stadt Ahrensburg behandelt wird, sie nicht die Bohne interessiert.
Zwei prominente Beispiele für das voranstehende Beschriebene sind Anne Hengstler und Matthias Stern. Beide waren mal langjährige Stadtverordnete in der Fraktion der CDU; und Matthias Stern war darüber hinaus bis vor kurzer Zeit sogar noch Bürgervorsteher, also der 1. Bürger der Stadt. Und ich habe das Paar in den beiden letzten Stadtverordnetenversammlungen erlebt:
Hengstler & Stern stellten sich in der Einwohnerfragestunde vors Mikrofon und beschwerten sich darüber, dass der Fahrstuhl in der Manhagener Allee schon wieder kaputt ist genauso wie der heiz- und versenkbare Poller in derselben Straße. Und in dieser Straße, so muss man wissen, haben Frau Hengstler & Herr Stern ihren gemeinsamen Wohnsitz.
Und als die Ex-Stadtverordneten Hengstler & Stern ihre Fragen, die sie nicht etwa wie gewünscht fünf Tage zuvor schriftlich bei der Stadt eingereicht hatten, mündlich vorgetragen hatten, da standen sie auf und spazierten aus dem Marstall, um ihren ehrenamtlichen Ex-Kollegen in der Versammlung respektlos zu dokumentieren: “Wir haben fertig!”
Und weil Respekt für den ehemaligen Bürgervorsteher schon immer ein Fremdwort gewesen ist, kam der Pensionär in einem luschigen Outfit barfuß in Latschen in die Stadtverordnetenversammlungen, was den Blogger fragen lässt: “Hat seine Mami ihm vielleicht keine Manieren beigebracht?” Immerhin haben wir Glück gehabt, dass der Mann bei der letzten Kommunalwahl als Bürgervorsteher indirekt abgewählt worden ist.
Als Einwohner und Aktivist von Ahrensburg hatte ich mich vor Jahren ehrenamtlich eingebracht, indem ich den Vorstandsvorsitz des damals verwaisten Vereins Kunstfreunde Ahrensburg e.V. übernommen und zu neuem Leben erweckt hatte. Wir haben damals im Rathaus wirklich attraktive Ausstellungen gemacht; und zur Eröffnung gabs immer ein Event mit bedeutenden Künstlern, Speisen, Getränken und Live-Musik. Eintritt natürlich frei.
Da ich die Kosten irgendwann nicht länger aus eigener Tasche decken wollte, weil in der Vereinskasse immer Ebbe war, hatte ich damals einen Antrag an die Stadt gestellt und um Unterstützung durch einen einmaligen Betrag von 1.000 Euro zur Kostendeckung gebeten. Der damalige Vorsitzende vom Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss (Matthias Stern, CDU) entschied ohne Diskussion: 500 Euro seien genug, basta! Und ich habe daraufhin entschieden, den Verein Kunstfreunde Ahrensburg e.V. stillzulegen, weil es für mich ebenfalls genug war.
Im Jahre 2020 gab es einen Vorstoß von Stadt, Stadtforum und weiteren Partnern, die beschlossen hatten, unter dem Claim “Ahrensburg zusammen” ein “virtuelles Schaufenster” im Internet zu schaffen. Die Wirtschaftsförderung Ahrensburg schrieb damals in ihrem Newsletter:
„Mit der Kommunikation über diese beiden Kanäle möchten wir das Miteinander in der Stadt Ahrensburg erhöhen und unsere gemeinsame Verbundenheit zum Ausdruck bringen”‘, so Wirtschaftsförderin Anja Gust. „Gemeinsam wollen wir das breite Spektrum der Angebote in unserer Stadt erhalten, eine Bühne für mehr Sichtbarkeit bieten und es allen Akteuren, auch den Social Media Einsteigern, erleichtern, Reichweite zu erzielen.”
Und nun klicken Sie mal auf “Ahrensburg zusammen” und sehen Sie, was aus der Idee geworden ist. Und die Wirtschaftsförderung macht weiterhin Leerstandsmanagement in der City.
Früher gab es in Ahrensburg auch noch ein Schützenfest. Und es gab die AHRENSBURGER ZEITUNG. Heute gibt es zwar ein Stadtfest aber keine Ahrensburger Zeitung mehr.
Ich bin vorhin unbeabsichtigt mit dem Fahrrad ins Oldesloer Kindervogelschießen geraten. Ein langer Umzug mit über 5 Musik-/Spielmannszügen. und gefühlt die halbe Einwohnerschaft an den Straßen – und danach gehts auf dem Exer weiter… – so etwas hatte Ahrensburg vor 20-30 Jahren auch mal.
Zum Glück war letzten Samstag in Ahrensfelde der Dorfplatz über 10 Stunden voller Menschen mit tollen Musik- und Tanzdarbietungen und einen Spielplatz haben wir nach 51 Jahren auch endlich mal.
Ergänzung: https://www.shz.de/lokales/bad-oldesloe-reinfeld/galerie/impressionen-vom-umzug-vogelschiessen-in-bad-oldesloe-erste-fotos-vom-umzug-49028595
Stattdessen, lieber Nuppnau, gibt es den oben von unserem Blogger abgebildeten STERN am Himmel. An diesem Anblick hätte Karl Lagerfeld seine helle Freude gehabt und ich kann meine Sammlung AHRENSBURGER TYPEN weiter auffüllen.
Allerdings nimmt jener STERN nur den Ranglistenplatz 2 inne.
Unangefochten auf Platz 1 steht der WAB-TYP E. wie eine Eiche fest auf dem Boden seiner Tatsachen.
Beide TYPEN hätten gut in die Raum-in Raum-Installation gepasst, die der Künstler Thorsten Brinkmann erschaffen und Ende 2024 in der Kunsthalle aufgebaut hatte: Leider fehlten dort die passenden Personen. (Vgl. HA vom 9.Nov.2024 im “Das Magazin zum Wochenende”)
Aber wenigstens kann dieser Kommentar so überschrieben werden: “TYPEN in diesem unseren hohen Hause”.
HJL