Die “Ahrensburger Kultur” ist ein Kapitel Weltgeschichte – nur nicht in der Stadt Ahrensburg

Was ist der größte und kostbarste Besitz, den die Stadt Ahrensburg kulturell aufzuweisen hat? Vielleicht das große weiße Herrenhaus, das wir voller Stolz als Ahrensburger Schloss bezeichnen? Mitnichten. Der größte und kostbarste Besitz, gegen den das Ahrensburger Schloss bloß ein Behelfsheim ist, das ist das Ahrensburger Tunneltal, wo vor rund 20.000 Jahren die Rentierjäger gelebt haben.

Die Bedeutung der sogenannten „Ahrensburger Kultur“ ist von Weltgeltung. Aber: Um die Erhaltung der Hütte des Sklavenhändlers Schimmelmann macht die Stadt Ahrensburg immer wieder einen finanziellen Eiertanz zur Erhaltung und Ausschmückung, wohingegen man in Rathaus und Politik zusehen will, wie das Ahrensburger Tunneltal durch den Bau unnötiger Bahngleise erheblichen Schaden nehmen würde, und wodurch Jahrtausende  alte Kultur unwiederbringlich zerstört wird, wenn die Bahn nicht gestoppt wird. Und das ist heute noch möglich!

Gesehen im Café Caligo

Die Initiative “Ahrensburg gegen Gütertrasse” hat es geschafft, die Ahrensburger Stadtverordneten mehrheitlich davon zu überzeugen, dass eine Dialogveranstaltung über die “Mogelpackung” der Bahn umgehend in Ahrensburg erfolgen soll. Und diese Veranstaltung, meine lieben Mitbürger, ist für alle Ahrensburger von Bedeutung, denn es geht nicht nur um das Wohl unseres Tunneltals, sondern es geht auch um das Wohl der Bürger in unserer schönen Stadt, die in ihrer Mehrheit noch gar nicht ahnen, was auf Ahrensburg zukommen könnte.

Seitdem der Plan einer S-Bahn bekanntgeworden ist, habe ich aus neutraler Sicht eines Ahrensburger Bürgers vor den Folgen dieser Mogelpackung gewarnt. Und das werde ich auch weiterhin tun; denn wenn es für Ahrensburg tatsächlich zum Worst Case kommen sollte, dann werden unsere Enkelkinder ihre Großeltern eines Tages auf die Blog-Einträge auf Szene Ahrensburg hinweisen und fragen: “Warum habt Ihr nicht auf die Warnungen des Bloggers gehört?!”

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 19. Mai 2022

5 Gedanken zu „Die “Ahrensburger Kultur” ist ein Kapitel Weltgeschichte – nur nicht in der Stadt Ahrensburg

  1. Ahrensburger_Bueergin

    Guten Tag, Herr Dzubilla,
    vielen Dank dass Sie immer wieder auf die hohe Bedeutung und den unersetzlichen Wert des Stellmoorer Tunneltals hinweisen.
    Und ein großes Dankeschön an die Initiative, die sowohl den Stadtverordneten und auch uns Bürgerinnen und Bürgern seit Jahren immer wieder über diesen geologisch, ökologisch und historisch einmaligen Lebensraum informiert und aufklärt und uns die Bedeutung bewusst macht.
    Hoffentlich kann diese S4, die uns natürlich nur mit Vorteilen angepriesen wird, noch gestoppt werden!

  2. Gertrud Twieg

    Hallo Herr Dzubilla, ich denke, dass die Gütertrasse eine schon längst abgeschlossene Angelegenheit ist, ja nicht nur Ahrensburg betrifft und wohl kaum noch von Ahrensburg gestoppt werden kann. Das Einzige, was wir noch entscheiden können, ist wie der Lärmschutz aussehen soll.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Hallo Frau Twieg – beschlossen oder nicht, es gibt immer noch die Chance einer Umplanung, die speziell für Ahrensburg und das Naturschutzgebiet ein Ausweg wäre. Und genau das soll auf der Dialogveranstaltung erörtert und diskutiert werden.Was entscheidend ist: Ahrensburg muss endlich deutlich mitreden, was in Vergangenheit nicht passiert ist, wo der Alt-Bürgermeister immer nur etwas davon gefaselt hat, er wolle die Gleise für Güterzüge tieferlegen.

  3. Peter Elmers

    Sie haben Recht, Herr Dzubilla, beschlossen sind die zwei zusätzlichen Gleise bis Ahrensburg zwar von den beiden Landesregierungen.
    Das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch realisiert werden können.
    Rechtskräftig planfestgestellt und somit zum Bau freigegeben ist bislang nur der erste Abschnitt des “S4-Projektes”.
    Der umfasst nur den Bereich, der zwingend realisiert werden muss, um S-Bahn-Züge von den (mit Oberleitung elektrifizierten) Fernbahngleisen auf das bestehende S-Bahn-Netz (mit seitlicher Stromschiene) überzuleiten und bei Hasselbrook einzufädeln.
    Das ist in jedem Fall sinnvoll und erforderlich, selbst wenn alle Güterzüge aus Lübeck über andere bestehende Strecken (Richtung Büchen oder Bad Kleinen) oder auch auf eine Neubaustrecke entlang der A1 gelenkt würden.
    Insofern ist überhaupt nicht nachvollziehbar, wieso die Rahlstedter Bürgerinitiative dagegen geklagt hat.

    Die Neubaustrecke entlang der A1, -wie sie vom Büro Vieregg/Rösler in engster Parallel-Führung zur Autobahn entwickelt wurde- ist absolut sinnvoll und machbar.
    Wenn sie tatsächlich nicht weiterverfolgt werden sollte, weil das mehrere Jahre Neuplanung und unfassbaren Gesichtsverlust bedeuten würde, dann sind , um zukunftsorientierten und bedarfsgerechten ÖPNV auf der Achse Hamburg-Oldesloe-Lübeck anzubieten, zwei zusätzliche Gleise bis Rahlstedt zwingend erforderlich; – aber nur bis dahin und nicht mehr in den anschließenden Schutzgebieten.

    Allerdings würde das bedeuten, dass S-Bahnen im 10-Minuten-Takt nur bis Rahlstedt fahren könnten und darüber hinaus bis Ahrensburg nur ein 20-Minuten-Takt möglich wäre…so wie er inzwischen zwischen Ahrensburg und Bargteheide vorgesehen ist.

    Bemerkenswert ist -was den allermeisten (nur oberflächlich informierten) Bürgern gar nicht bewusst ist- , dass der auf den ersten Blick so attraktiv erscheinende 10-Minuten-Takt überhaupt nur von Montag bis Freitag und auch da nur in den Hauptverkehrszeiten zwischen sechs und acht und sechszehn und neunzehn Uhr geplant ist.
    Die gleiche Fahrtenhäufigkeit, wie auf der U-Bahn also !

    Ob nach Corona (nachdem die Möglichkeiten von Home-Office offensichtlich wurden) die vorherigen ÖPNV-Nutzer-Zahlen überhaupt wieder erreicht werden können, kann niemand verlässlich sagen; – die bisherigen Prognose-Daten (mit denen das S4-Projekt schöngerechnet wurde) werden es sicher nicht.

    Realitätsnahe Prognosen der zu erwartenden Nutzerzahlen werden ergeben, dass für Ahrensburg ein ganztägiger 20-Minuten-Takt auch in den Hauptverkehrszeiten völlig ausreichen wird.
    Schon heute sind die Verstärker-Züge, die in Ahrensburg beginnen, bis Rahlstedt gähnend leer.
    Wenn für die Hamburger Zusteiger ab Rahlstedt in den Zeitlücken des 20-Minuten-Taktes jeweils ein weiterer Zug eingesetzt wird, was wegen der Viergleisigkeit dort ohne weiteres möglich ist, braucht es keine “Verstärker-Züge” ab Ahrensburg mehr.

    Dass es für ein solches Fahrplan-Modell zwischen Ahrensburg und Rahlstedt keiner zusätzlichen Gleise im “Welt-Erbe-Gebiet” bedarf, wird jedem logisch denkenden Menschen einleuchten :
    Der ganztägige 20-Minuten-Takt bis Bargteheide ist inzwischen eindeutige Fahrplan-Vorgabe nachdem seit zwei Fahrplanperioden ganztägig alle 30 Minuten eine Regionalbahn bis Bargteheide fährt.
    Niemand wird wagen, diese Errungenschaft wieder zu kassieren und -wie früher- außerhalb der Hauptverkehrszeiten nur noch eine Bahn pro Stunde nach Bargteheide fahren lassen.
    Wenn also hinreichend Güterzüge vom Fehmarn-Belt zwischen die drei S-Bahnen pro Stunde auf dem zweigleisig bleiben sollenden Abschnitt zwischen Bargteheide und Ahrensburg passen, reichen auch zwischen Ahrensburg und Rahlstedt zwei Gleise.
    Was an Güterzügen zwischen Bargteheide und Ahrensburg nicht mehr dazwischen passt, muss eben über Büchen und Bad Kleinen gefahren werden. Weil bereits erkannt wurde, dass das der Fall ist, ist inzwischen vorgesehen, diese Strecken zu elektrifizieren.

    Kein Autofahrer wird mit seinem Gefährt weiterhin in die Hamburger Innenstadt fahren, nur weil die S-Bahn (nur in der Hauptverkehrszeit !) nicht alle 10 Minuten fährt…

    Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass bei Verzicht auf die zusätzlichen Gleise auch die monströsen Lärmschutzwände nicht gebaut werden müssten.
    Man mag das nachteilig empfinden.
    Allerdings ist festzustellen, dass alle übrigen Bahn-Anrainer von Delingsdorf bis Reinfeld auch mit diesen Geräuschen (nach Stand heute) werden leben müssen.
    Die Fahrgeräusche der Güterzüge zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Fehmarnbelt-Querung werden allerdings nicht mehr mit denen vergleichbar sein, die man aus der Vergangenheit kannte….
    … und bei entsprechendem politischen Druck wird man -mit vereinten Kräften aller betroffenen Städte und Gemeinden- einen “übergesetzlichen” Lärmschutz erreichen; – so wie in Ostholstein auch.

    Wegen eines zeitweisen 10-Minuten-Taktes, für den in Bezug auf die Fahrgast-Kapazität kein Bedarf besteht, unserer einzigartiges Welt-Kultur-Erbe nachhaltig zu beschädigen, wäre frevelhaft.

    Übrigens, nachdem das S4-Projekt mit dem ersten Abschnitt in Hasselbrook irreversibel angestoßen wurde, besteht kein Bedarf mehr, Schleswig-Holstein “mit ins Boot zu holen”, um beim Bund wegen der Finanzierung größtmöglichen Druck machen zu können.
    Die Verkehrsbedürfnisse im schleswig-holsteinischen Teil können mit dem aufgezeigten “20-Minuten-Takt” und ggfls. einem Halt aller Regionalexpress-Züge in Ahrensburg voll befriedigt werden.

  4. Michael Kukulenz

    Ich möchte den Beitrag von Herrn Elmers noch ergänzen. Auf der DB-Präsentation in Delingsdorf in der letzten Woche wurde deutlich, dass auch dort sehr viel Natur zerstört werden wird, um eine Abstellanlage für 21 S-Bahnzüge zu bauen. Mal ganz abgesehen von den Wertverlusten der naheliegenden Häuser und dem damit verbundenen Verlust von Lebensqualität. Die Antwort von Frau Bruhn (DB) war “Allgemeinwohl geht vor individuellen Wünschen”. Wenn Die S4 nur bis Rahlstedt gehen würde, wäre diese Abstellanlage überflüssig.
    Eine andere Idee von mir wäre noch, ob nicht sogar 2 schnelle Züge von Bad Oldesloe über Bargteheide, Ahrensburg, Rahlstedt, Hauptbahnhof reichen würden. Natürlich muss die Taktung zu Arbeitsbeginn und -ende so bleiben, wie auch im Moment. Ich bin die Strecke von 1983 bis 2014 täglich gefahren und alles war völlig ausreichend, aber es gab keine Zuverlässigkeit.
    Was auch immer vergessen wird, ist die deutliche Verlängerung der Fahrzeit von Bargteheide nach Hamburg.

    Ich sehe keine Vorteile für Schleswig-Holstein bei der DB-Planung, sondern nur dass wir der Steigbügelhalter für Hamburger Interessen sind und unsere Natur, archäologische Vergangenheit, unsere Stadt (Lärmschutzwände und jahrelange Baustellen) und unsere Lebensqualität beschädigt wird.

    Es sind Interessengruppen, die uns etwas aufzwingen wollen und wer sagt, bitte schön, was Allgemeinwohl ist.

    Lasst uns doch einmal alle besonnen nachdenken und Fehler in der Planung korrigieren.

    Kämpferische Grüße,

    Michael Kukulenz

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