Ein Restaurant, in dem das Menü unbedingt von fremden Köchen verbessert werden muss, ist kein gutes Restaurant

Im 3. Buch Abendblatt lesen wir heute in großer Aufmachung: “Spitzenköche veredeln das Menü im Waldhaus” – siehe die Abbildung! Was will uns Reporterin Verena Künstner damit sagen? Sie sagt: Das Menü im Waldhaus in Reinbek ist verbesserungsbedürftig. Deshalb holt der Inhaber diverse Spitzenköche nach Reinbek, die das Menü seines Restaurants vervollkommnen sollen, um die Gäste zufriedenzustellen. Und wenn die Spitzenköche wieder auf und davon sind, dann ist das Menü im Waldhaus wieder genauso verbesserungsbedürftig wie zuvor, oder wie oder was…?

aus: Hamburger Abendblatt

Der Anschauungsunterricht für den Chefkoch vom Waldhaus passiert im Rahmen des Schleswig-Holstein Gourmet Festivals. Eine Veranstaltung, die überflüssiger ist als ein Blinddarm, denn letzterer beeinflusst immerhin unser Immunsystem positiv.

Warum die Veranstaltung überflüssig ist? Nehmen wir zum Beispiel Ahrensburg: Hier gibt es viele Restaurants, und zwar für jeden Geschmack und jede Brieftasche, vom Schnellimbiss bis zur Haute Cuisine. (Wem das nicht reicht, der kann noch in die nähere Umgebung fahren.) Warum also sollte zum Bespiel der Wirt eines Ahrensburger Spitzenrestaurants so dämlich sein und sein Menü durch einen auswärtigen Küchenmeister veredeln lassen?! Das würde bedeuten: Verlässt der Gastkoch die Küche, dann ist sie wieder schlechter, weil es mit der Veredelung ja dann vorbei ist.

Ach ja, und noch etwas: Irgendwie passen die Beiträge in der Zeitung nicht so recht zusammen: Auf der einen Seite die Spitzenköche auf dem Schleswig-Holstein Gourmet Festival, auf der anderen Seite die  blauen Fähnchen für hungernde Kinder auf der Schlosswiese. Womit ich nicht sagen will, dass es verboten werden soll, kulinarischen Schickimicki-Orgien zu feiern. Aber wenn man sich die beiden Beträge aus dem 3. Buch Abendblatt anschaut, dann muss man sich doch fragen, ob die Berichterstattung über das Fresstival wirklich so groß ausfallen musste.

Postskriptum: Bei uns daheim gab es heute Nudeln, veredelt mit einer Soße aus Kokosmilch mit Rinderhack, gewürzt mit Knoblauch und Curry. Gäbe es das auf der Speisekarte im Waldhaus, würde ich dort hinfahren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 24. September 2018

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