Ein neuer FDP-Stadtverordneter bricht für das gemeine Fußvolk eine Lanze, und zwar übers Knie

Ein neuer Politiker in der neu gewählten Stadtverordneten-Versammlung von Ahrensburg ist Wolfgang Schäfer von der FDP. Und dieser Liberale füllt heute die kostenlose Werbekolumne für Politiker und Parteien im MARKT. Seine Überschrift: „Politik ganzheitlich betrachten“– siehe die Abbildung!

Was bedeutet eine “ganzheitliche Betrachtung der Politik”? Zur Erinnerung: Politik, das sind alle Maßnahmen, die sich auf die Führung einer Gemeinschaft beziehen. Und Parteienpolitik ist die Methode, Art und Weise, bestimmte eigene Vorstellungen gegen andere Interessen durchzusetzen.

Politik ganzheitlich zu betrachten, bedeutet in meinen Augen: Alle Politiker ziehen am selben Strang und zwar in dieselbe Richtung. Und das Wappentier für ganzheitliche Politik ist die berühmte eierlegende Wollmilchsau. Oder der Wolpertinger. Oder um es noch ironischer zu sagen: “Ganzheitliche Politik” ist die Politik der Herren Putin, Erdoğan und Lukaschenka. 😉

Die „ganzheitliche Politik“, die der Liberale Schäfer in seinem Beitrag meint, ist allerdings einzig und allein die Verkehrspolitik und das Verkehrsystem in Ahrensburg, vom Auto bis zum Fahrrad und ÖPNV. Menschen mit Rollatoren und Rollstühlen werden von Schäfer nicht erwähnt, aber er hat auch Menschen im Fokus, die zu Fuß unterwegs sind. Und dabei kommt er zu folgendem Appell: „Lassen Sie uns die Fußgänger in der verkehrspolitischen Diskussion nicht vergessen!“

Diese Aufforderung wirft bei mir Fragen auf. Zum Beispiel: An wen ist diese Aufforderung gerichtet? An die Leser des Werbeblattes, damit diese die Fußgänger nicht vergessen sollen? Oder sollen die Bürger dafür sorgen, dass die Politiker das Fußvolk nicht vergessen?

Wenn ich die Verkehrspolitik in Ahrensburg ganzheitlich betrachte, dann sollte das oberste Gebot sein: Es muss ausreichend kostenlose Parkplätze in der Innenstadt geben! Autos sollten in der Stadt nicht mehr rücksichtslos auf der Fahrbahn parken dürfen/müssen, die allein zum Fahren bestimmt ist. Autos, die auf der Fahrbahn parken, behindern andere Autos und nicht zuletzt die Busse. Und Radfahrer werden dadurch besonders gefährdet, wenn kein Radweg vorhanden ist wie in vielen Straßen.

Wer allein die Fritz-Reuter-Straße und den Wulfsdorfer Weg von dort bis zur Hamburger Straße kennt, der weiß, wovon ich rede. Nach dem Wegfall des Lindenhof-Parkplatzes ist es noch schlimmer geworden. Und wenn der Baukomplex in der Hamburger Straße/Adolfstraße fertig ist, wird es noch schlimmer werden, von der angedachten Horror-Vision an der Alten Reitbahn noch gar nicht zu reden.

Mein persönliches Fazit: So lange in Ahrensburg die Autos auf der Fahrbahn parken dürfen, weil es nicht ausreichend kostenlose Parkmöglichkeiten gibt, so lange hat die Verkehrspolitik der Stadt versagt, und zwar ganzheitlich. Erste Maßnahme zum Besseren könnte sein: Der Zirkus-Platz hinter dem Rathaus steht ab sofort für private Pkw fürs Parken mit Parkscheibe zur Verfügung, bis eine andere Lösung getroffen wird.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 15. August 2018

3 Gedanken zu „Ein neuer FDP-Stadtverordneter bricht für das gemeine Fußvolk eine Lanze, und zwar übers Knie

  1. Nostradamus

    Ein Beispiel, wie Politik in Ahrensburg ganzheitlich definiert wird: Die Politiker bekommen einheitlich ein Kino in der Bahnhofstraße und stimmen im Gegenzug ganzheitlich dafür, dass die Alte Reitbahn ganzheitlich bebaut werden darf. Die Bürger sind zwar ganzheitlich nicht dafür, aber sie sollen das ja politisch ganzheitlich sehen und nicht in Teilaspekten. Wohl ist das ganze Weltsystem ausgedrückt in jedem seiner einzelnen Teilchen, das aber gilt nicht für die Weltstadt Ahrensburg und ihre ganzheitliche Politik. Stimmt’s, Herr Schäfer?

    1. Hildebrandt

      Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich ein ökonomisch sinnvoller Betrieb des in seinen Ausmaßen monströsen Kinos am Bahnhof nicht realisieren. Als Referenz möchte ich die massiven finanziellen Probleme des Badlantics anführen. Wer kommt eigentlich für die Folgekosten auf, wenn das Kino am Bahnhof in Insolvenz gegangen ist? Etwa die Stadt Ahrensburg? Dies ist insofern bedeutsam da die Stadt Ahrensburg schon einen hohen Schuldenberg vor sich herschiebt. Irgendwann könnte die Schuldensituation Ahrensburgs soweit ausufern, dass der Bürgermeister gezwungen ist, Hausbesitzer an den Strassenausbaugebühren zu beteiligen. Da sind dann je nach Grundstücksgröße schnell mal 32000,- € fällig. Hoffentlich stimmen unsere Stadtverordneten am 5. September gegen einen Kinoneubau in den jetzt geplanten Dimensionen. Die stünde m.E. im Interesse aller Ahrensburger Bürger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)