Ahrensburg: Kein Raum für sozial schwache Menschen

Ahrensburg gehört zu den zehn kaufkräftigsten Städten in Deutschland, verkündete der Bürgermeister kürzlich. Und Ahrensburg boomt: Der Wirtschaft in der Stadt geht’s gut, die Steuereinnahmen sprudeln, und wir können den Unternehmen gar nicht so viel Bodenfläche zur Verfügung stellen wie nachgefragt wird. Und wir bauen auf Kosten der heutigen Steuerzahler einen neuen Stadtteil auf dem Erlenhof, wo die Preise für Grundstücke so hoch liegen, dass nur besser Betuchte sich das leisten können.

Bildschirmfoto 2013-09-12 um 08.18.01Und die schlechter Betuchten, sprich: Menschen, die sich in der Kleiderkammer vom DRK “neu” einkleiden müssen, weil das Geld für den täglichen Bedarf vorn und hinten nicht reicht? Diese Menschen will der Bürgermeister in Ahrensburg anscheinend nicht sehen.

Und so kündigte die Stadt dem Deutschen Roten Kreuz das Grundstück in der Schulstraße, auf dem die Baracke des DRK steht, die dem Verein gehört. Und die Stadt ist nicht in der Lage, für die Kleiderkammer und deren Verwaltung neue Räume gratis zur Verfügung zu stellen oder gegen geringes Entgelt zu überlassen, sodass die Kleiderkammer nun zum Ende dieses Jahres schließen muss, wenn keine Abhilfe geschaffen wird – siehe den nebenstehenden Beitrag aus der heutigen Stormarn-Beilage!

Und der Herr Bürgermeister, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands? Michael Sarach sammelt Geld. Allerdings nicht fürs DRK, sondern für das Schloss. Und darum mein Antrag an die Verwaltung: Die Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes in Ahrensburg soll umziehen in das Ahrensburger Schloss! Dort ist im Keller ausreichend Platz, um das gemeinnützige Unternehmen zu beherbergen, und zwar so lange, bis die Stadt für andere Räumlichkeiten gesorgt hat.

Frage: Wie kann es möglich sein, dass die Stadt Ahrensburg dem Kulturverein im Marstall nicht nur viel Geld aus Steuermitteln spendet, sondern auch exklusive Räumlichkeiten zum Spottpreis überlässt, aber nicht irgendwo in der Stadt einen ganz bescheidenen Raum findet, um die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes zu unterstützen?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 12. September 2013

4 Gedanken zu „Ahrensburg: Kein Raum für sozial schwache Menschen

  1. Wolfgang Koenig

    Hallo, Herr Dzubilla!
    Noch immer weiß niemand, ob die Erlenhofbebauung jemals schwarze Zahlen schreiben wird – ob der Erlenhof für Ahrensburg ein Gewinn oder ein Verlust ist. Die Berechnung ist komplex, dürfte aber eher negativ sein. Hoffentlich halten die Bewohner viele Hunde. Der Erlenhof zwingt, die Nordtangente zu bauen.
    Als ich den Artikel über die Kleiderkammer las, dachte ich sofort: “Da kommt etwas von Dzubilla!”
    Wenn die Kleiderkammer aufgegeben werden muss, ist das jedenfalls ein Verlust für Ahrensburg – ein Gesichtsverlust. Als Mehrfacherbe und Testamentsvollstrecker war ich mehrmals in der Situation, Nachlass aufzulösen. Keiner wollte die Möbel haben. keiner wollte Kleidung haben, keiner wollte Geschirr haben. Ich sollte einen Wohnungsflohmarkt ankündigen oder mich selber auf den Flohmarkt stellen. Niemand wollte kostenfrei etwas abholen. Bei Ablieferung wurden 10 Cent pro Kilo Kleidung geboten. Schließlich habe ich Kleidung und Geschirr vor Ort zum Roten Kreuz gebracht. Noch immer habe ich Bananenkartons voller hochwertiger Kleidung, die über Second hand kaum zu veräußern ist.
    All das Geschirr und die Kleidung war zu schade für Müll und Putzlappen.
    Lässt sich die Baracke nicht umsetzen? Die Stadt hat doch sicher noch andere freie Grundstücke wie die Fläche westlich des Rathauses. Auch wenn es wieder Protest gibt: Es gibt auch ausgebrauchte Kontainer. Die sind stapelbar und könnten von Sprayern werbewirksam gestaltet werden.
    Wenn die Verwaltung Geld für Spaltholzpfosten im Meterabstand ausgibt, dann kann sie auch so sozial sein, dem Roten Kreuz Altkontainer zentral hinter dem Rathaus zu spenden. Es muss ja nicht unbedingt der Marstall oder der Schlosskeller sein. Es könnte auch ein Teil der Tiefgarage unter dem Rathaus sein.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang König

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Was spricht denn gegen den Schlosskeller…?! Das Schloss wurde von Sklavenhändler Schimmelmann mit Erlösen aus Menschenhandel gekauft. Statt dass dort Konzerte im Kerzenschein veranstaltet werden, sollte hier besser Kleidung an Notleidende verteilt werden.

  2. "AhrensBürger"

    Hallo Herr Dzubilla,
    eigentlich ist das eine Frage welche der Bürgermeister beantworten müsste. Vielleicht war er aber gerade nicht im Rathaus, oder er hatte einen neuen Fototermin beim „Markt“ (immerhin hat er es geschafft, in den letzten 3 Ausgaben jedes Mal „im Bild“ zu sein)!
    Mit freundlichen Grüßen
    „AhrensBürger“

  3. Andreas Hausmann

    Also, ich finde die Idee mit dem Schlosskeller ganz passend. Platz genug wäre da ja. Alternativ könnte mit Stadtmitteln der gefundene Eiskeller wieder saniert werden und die KLeiderkammer dort einziehen – zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Was lagert denn auch im Ratskeller? Vielleicht dort?
    Container auf dem Gelände des Lindenhofes – dann brauchen die Politiker nicht mehr über dessen Neubebauung zu streiten.
    PS. Hinterm Rathaus geht nicht. habe vor kurzem selbst bemerkt, das dort seit mehreren Jahrzehnten ein Übergangsprovisorium steht, welches schon seit dem letzten Jahrhundert den Strassenverkehr beherbergt, oder zumindest dessen Amt….

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