Szene Ahrensburg
Szene Ahrensburg
Neues aus der alten Gerüchteküche (+3K)
Gerüchte, so sagt man, sind die Rauchfahnen der Wahrheit. Manchmal jedoch sind sie auch nur Schall und Rauch, die unzähligen Gerüchte, die von flinken Zungen verbreitet werden beim Klatsch und Tratsch im Treppenhaus genauso wie am Stammtisch der Kneipe und auf den Gehwegen der Freien und Geisterstadt Ahrensburg, wo es an allen Ecken und Kanten raucht.
Jawohl, in Ahrensburg, meine lieben Mitbürger, dort gibt es Gerüchte. Eines davon höre ich schon seit längerer Zeit, und es will und will einfach nicht verstummen. Es hat zu tun mit der letzten Bürgermeisterwahl von Ahrensburg, wo sich im Jahre 2009 vier Kandidaten den Bürgern vorgestellt haben, um den Chefsessel der städtischen Verwaltung zu besitzen. Einer dieser Kandidaten wurde damals etwas später nominiert als die anderen drei, nämlich Thomas Reich. Und: Dieser Mann wurde nicht vorgeschlagen von einer der Parteien wie die Kandidaten Sarach (SPD/FDP) und Schade (CDU/Grüne), sondern er hat sich selber vorgeschlagen und nominiert, der Thomas Reich (unabhängig), der nicht nur Stadtjustiziar von Ahrensburg war und immer noch ist, sondern der bis zu seiner Bürgermeister-Kandidatur auch...
...Wahlleiter für die Bürgermeisterwahl gewesen ist.
Das hat Geschmäckle, wie man so schön sagt, denn es ist schon höchst merkwürdig, dass jemand, dem sich die anderen drei Kandidaten erst mal vorstellen und unter vier Augen anvertrauen, dass eben dieser Wahlleiter nach den Anhörungen der anderen Bewerber beschließt: „Ich kandidiere selber!“ Und die Wahlleitung übernahm dann ersatzweise – na, wer denn wohl...?
Richtig: Die damalige Bürgermeisterin und Vorgesetzte von Thomas Reich, nämlich Ursula „Uschi“ Pepper (SPD), auch als „Blaufrau von Ahrensburg“ bekannt und gefürchtet. Sie wurde neue Wahlleiterin für die Wahl ihres eigenen Nachfolgers im Amt.
Und nun zum Kern der Gerüchte: Man munkelt, dass Ex-Bürgermeisterin Pepper genauso wie der pensionierte Bauamtsleiter „Kaiser Wilhelm“ Thiele nicht immer so ganz brav gewesen sind, um es mal vorsichtig auszudrücken im Hinblick auf das CCA und anderen Angelegenheiten der Stadt. Und wenn Stadtjustiziar Thomas Reich quasi als „Auge des Gesetzes“ dieses nicht verschlossen hätte, dann wären wohl viele Dinge nicht passiert, jedenfalls nicht so, wie sie letztendlich passiert sind. Dazu zähle ich nicht zuletzt auch die Aufstellung des blauen Plastik-Monsters auf dem Rondeel, wo der Stadtjurist Thomas Reich den Vertrag nach eigenem Bekunden weder geprüft noch unterzeichnet hat!!! (Frage: Wer dann...?) Außerdem die Straße in der Straße, sprich: Die Sperrung der Klaus-Groth-Straße für eine private Garagenein- und -ausfahrt. Ein Fall, wozu gerade ermittelt wird, und der uns wohl noch eine ganze Weile lang beschäftigen wird.
Unter den Stadtverordneten haben vermutlich einige etwas geahnt damals, aber die Damen und Herren – bis auf einen Landtagsabgeordneten sind es allesamt Feierabend-Politiker – waren gar nicht in der Lage, von außen alles so richtig zu überblicken und zu beurteilen – denke ich jedenfalls. Und das Trio Infernale, nämlich der heimliche Bürgermeister Thiele und seine Marionette, die Bürgermeisterin, plus der Stadtjustiziar, diese drei mussten befürchten: Wenn Jörn Schade, der damals Fraktionsvorsitzender der CDU und gleichzeitig auch Vorsitzender vom Bau- und Planungsausschuss gewesen ist, wenn der zum Bürgermeister gewählt werden würde, dann wäre er in der „Zentrale der Machenschaften Macht“, nämlich im Rathaus gelandet, wo er besten Einblick erhalten hätte in das, was hinter dem Rücken der Politiker und Bürger passiert ist. Und Jörn Schade war ein erfahrener Mann, der mit ziemlicher Sicherheit gewusst hat, wonach er hätte suchen müssen.
Und deshalb, so das Gerücht, musste damals im Rathaus alles getan werden, damit Jörn Schade nicht zum neuen Bürgermeister von Ahrensburg gewählt wurde. Die Lösung: Ein Mann aus dem konservativen Lager, nämlich Thomas Reich, musste gegen Jörn Schade kandidieren, um dessen Stimmenanzahl zu beschneiden, damit Michael Sarach zum Bürgermeister gewählt werden sollte. Als Mann von außerhalb war Sarach für das Trio Infernale am wenigsten gefährlich, denn der würde nach vorne schauen und nicht nach rückwärts blicken. Und vermutlich hat der Pensionär Thiele dafür gesorgt, dass sein Schreibtisch „sauber“ gewesen ist, als er diesen verlassen hatte. Auch würde es mich gar nicht wundern, wenn dort inzwischen ein paar Unterlagen nicht mehr zu finden sind.
Ja, ja, die bösen, bösen Gerüchte! Natürlich ist daran gar nichts wahr. Und deshalb kann die Früh-Pensionärin Pepper das eine oder auch das andere Gläschen auf ihren geruhsamen Lebensabend im Kreise der aufrichtigen Rotarier trinken, die uns mit Hilfe der Blaufrau den fürchterlichen Blaumann mitten in die Stadt zwangsplatziert haben. Und unser ehemaliger Bauamtsleiter, ein Amtschef, an dem sich die Geister geschieden haben, der darf auf seiner Klampfe im fernen Ratzeburg klimpern, was die Saiten hergeben, und Häuser bauen mit Legosteinen.
Apropos Thiele & Gitarre: Felizitas Thunecke, die für die Ahrensburger Musiknacht verantwortlich zeichnet, die hat dem Gitarristen Wilhelm Thiele viel zu verdanken (Stichwort: Rohrbogenwerk). Dafür dufte der Bauamtsleiter schon damals mit seiner Rathauskapelle, den „Paperclips“, hin und wieder mal bei Thunecke-Veranstaltungen aufspielen. Und in der kommenden Musik-Nacht da spielen die „Paperclips“ im Peter-Rantzau-Haus – allerdings ohne Wilhelm Thiele. Vielleicht, weil der sich nicht mehr nach Ahrensburg traut...? Na ja, so besonders toll war sein Spiel damals ohnehin nicht. Auch nicht das auf der Gitarre.
Leserkommentare
am 10. März 2012 per E-Mail:
Moin, Herr Dzubilla!
Ihre Darstellung klingt nachvollziehbar. Sie vergessen aber eines: Volljurist Thomas Reich ist im ersten Wahlgang rausgeflogen. Und seine Stimmen sind in der Stichwahl offensichtlich nicht bei Jörn Schade gelandet.
Schönes Wochenende!
„Spectator“
Harald Dzubilla antwortet: Dadurch wäre das Gerücht nicht gegenstandslos. Zum einen hätte Schade möglicherweise im ersten Wahlgang gewonnen. Dass er die Stichwahl nicht gewonnen hat, lässt sich in meinen Augen mit der Beantwortung folgender Frage erklären: Wer hat die Schmutzkampagne gegen Jörn Schade inszeniert, die einen Tag vor der Stichwahl sehr massiv in der Presse stattfand? Diese – in meinen Augen gesteuerte – Aktion hat dem Kandidaten Schade erhebliche Stimmen gekostet. Außerdem hatte der vierte Kandidat seine Wähler aufgerufen, sich für den Kandidaten Sarach zu entscheiden. Wobei es keine Anzeichen dafür gibt, dass letzterer an allem, was passiert ist und passiert sein könnte, beteiligt ist.
Hallo Szene Ahrensburg!
Ich muss Herrn Reich verteidigen. Zum einen dient er der Stadt schon ziemlich lange (auch in Ehrenämtern), zum anderen hat er sich im Wahlkampf zum Bürgermeisteramt durchaus als würdiger Kandidat gezeigt, der eigene Vorstellungen hat. Das wirkte auf mich nicht wie eine Pseudo-Kandidatur.
Viele Grüße
Sabine aus 22926 Ahrensburg
Harald Dzubilla antwortet: Ich bin im Gegenteil der Meinung, dass Thomas Reich damals gar keinen richtigen Wahlkampf geführt hat. Kaum Plakate oder Anzeigen. Und auf dem Rondeel standen ständig Sarach, Schade und Schädel und sprachen mit den Bürgern, und Reich habe ich dort niemals gesehen.
Und klar wird mir auch, warum Herr Thiele seine Nachfolgerin im Bauamt so wärmstens empfohlen hat: Diese Dame (möglicherweise eine gute Bekannte von ihm?) macht auf mich einen autistischen Eindruck. Ich weiß nicht mehr, wie lange sie schon im Amt ist, aber man hat von ihr so gut wie gar nichts öffentlich vernommen. (Kürzlich wurde sie in einer Sitzung im Bau- und Planungsausschuss, wo sie etwas vortragen sollte, entschuldigt, dass sie nichts sagen könne, weil ihr die Stimme weggeblieben ist!) Und ich bin mir sicher, dass sie bis heute nicht in alten Unterlagen ihres Vorgängers geblättert hat – wenn dort im Rathaus überhaupt noch welche vorhanden sein sollten. Insofern bin ich sehr gespannt auf die Antwort des Bürgermeisters auf die Anfrage von Anne Frey in Sachen CCA-Garage, worüber Szene Ahrensburg berichtet hat und auch weiterhin berichten wird!
Und noch etwas: Sollte der (ehemalige) Wahlleiter und Stadtjurist Thomas Reich wirklich nichts gewusst haben von den (berechtigten) Pensionsansprüchen des jetzigen Bürgermeisters? Kaum anzunehmen. Frage: Ist Reich vielleicht nach seiner Nicht-Wahl be- oder gefördert worden...?
Sehr unterhaltsam war ja auch bei der Kandidatenvorstellung die Frage aus dem Publikum 'Was machen Sie wenn Sie nicht als Bürgermeister gewählt werden?'
Reich dazu: 'Wenn der Schädel gewählt wird dann gehe ich wohl ins Archiv', und allgemeines Gelächter vom lokalen Mitbewerber und dem Moderator.
Wobei sich mir die Frage stellte: Was hätte er da gewollt? Noch mal schnell ein paar Akten schreddern?
Gregor Kopka, Ahrensburg
Freitag, 9. März 2012